Der erfolgreiche Abschuss einer Trident II.

Der erfolgreiche Abschuss einer Trident II.

© U.S. Navy

Militärtechnik

Peinlicher Vorfall für britische Marine: Nuklearrakete startet nicht

Der Test einer atomwaffenfähigen Rakete der britischen Marine ist beim Abschuss von einem U-Boot gescheitert. Die mit einer Sprengkopfattrappe ausgestattete Rakete vom Typ Trident 2 habe nach dem Start vom Atom-U-Boot "HMS Vanguard" eine Fehlzündung erlitten und sei vor der Küste Floridas ins Meer gestürzt, berichteten britische Medien in der Nacht auf Mittwoch. Das Verteidigungsministerium in London bestätigte eine "Anomalität" bei dem Test am 30. Jänner.

Erste Booster-Stufe zündete nicht

Der Fehler hatte den Angaben zufolge damit zu tun, dass es sich um einen Testschuss handelte. Die nukleare Abschreckung als Eckpfeiler der britischen Verteidigung sei weiterhin "sicher und wirksam". Wie die Zeitung "Sun" berichtete, sei die Rakete wie geplant mithilfe von Druckgas im Abschussrohr in die Luft geschleudert worden. 

Doch dann hätten die Booster der ersten Stufe nicht gezündet und die mit Sprengkopfattrappen ausgestattete Trident sei ins Meer gestürzt und gesunken. Der Sender Sky News zitierte eine Quelle, der Start wäre erfolgreich gewesen, wenn er tatsächlich mit einem Atomsprengkopf durchgeführt worden wäre.

Das kann die Trident 2

Trident 2 wird von US-amerikanischen Rüstungskonzern Lockheed Martin hergestellt und wird ebenfalls von der US-Marine eingesetzt. Die etwa 31 Millionen Dollar teure Atomwaffe besteht aus 3 Stufen, die jeweils von einem Feststoffraketentriebwerk angetrieben werden. Dadurch soll sie eine Geschwindigkeit von Mach 24 (29.000 km/h) und eine Reichweite von mehr als 12.000 Kilometer erreichen. 

Normalerweise sind die Trident-Raketen Großbritanniens mit sogenannten Holbrook-Sprengköpfen ausgerüstet, der auf dem thermonuklearen Gefechtskopf W76 basiert. Die Sprengkraft wird mit 100 Kilotonnen angegeben. Eine Tident-Rakete kann mehrere Sprengköpfe tragen, wobei pro U-Boot meist nicht mehr als 12 Raketen mit jeweils 3 bis 4 Sprengköpfen eingesetzt werden. 

Bei der Abschussfrequenz wird die Atomrakete zunächst mit Druckluft aus dem Wasser geschleudert, wo dann die erste Stufe gezündet wird. Diese brennt für etwa 65 Sekunden, bis ihr Treibstoff verbraucht ist. Dann zündet die zweite Stufe, wobei die erste Stufe abgestoßen wird. Die zweite Stufe brennt ebenfalls für etwa 65 Sekunden. Die dritte Stufe (etwa 40 Sekunden) bringt die Rakete bis zum ungefähren Zielbereich im Orbit, bevor das Post Boost Control System noch Änderungen der Flugbahn durchführen kann. Dann erst werden die Sprengköpfe abgelöst. 

"Peinlicher Rückschlag"

Sky News sprach bei dem missglücktem Test von einem "peinlichen Rückschlag" für die Royal Navy. Es war demnach bereits der zweite gescheiterte Test einer Trident-Atomrakete, bereits 2016 war es zu einem Fehler gekommen. Die Zeitung "Sun" schrieb, sowohl Verteidigungsminister Grant Shapps als auch Marine-Befehlshaber Ben Key seien an Bord der "Vanguard" gewesen, um den Test zu beobachten. Die Opposition zeigte sich besorgt.

Das U-Boot ist eines von 4 der sogenannten Vanguard-Klasse, die seit den 1990er Jahren im Einsatz sind. Die HMS Vanguard befindet sich seit 1993 im Dienst und wurde im Zeitraum von 2002 bis 2004 überholt. 2009 kollidierte das U-Boot bei geringer Geschwindigkeit mit dem französischen U-Boot Le Triomphant, wobei beide U-Boote beschädigt wurden. Verletzt wurde niemand.

Mehrere Pannen mit der HMS Vanguard

Bei dem Atom-U-Boot wurde 2015 der Reaktorkern ausgetauscht, da bei einem Test im Jahr 2012 zu viel Radioaktivität im Kühlwasser gemessen wurde. Als Grund wurde ein mikroskopischer Riss in der Hülle des Brennstoffbehälters ausgemacht. Der Austausch des Druckwasserreaktors von Rolls-Royce wurde während einer 7-jährigen Generalüberholung des U-Boots durchgeführt. Dafür wurden 200 Millionen Pfund (233 Millionen Euro) veranschlagt, die Endkosten könnten allerdings auf bis zu 500 Millionen Pfund (584 Millionen Euro) angestiegen sein. 

Zuletzt war die Vanguard im Februar 2023 in den Medien, nachdem ein Report Anschuldigungen gegeben hatte, dass gebrochene Schrauben der Reaktorkammer während der Überholung unzureichend mit Klebstoff repariert wurden.

Die Vanguard-Klasse soll in den 2030er Jahren mit größeren U-Booten der Dreadnought-Klasse ersetzt werden. Dafür stehen nach Angaben der House of Commons Library zwischen 31 und 41 Milliarden Pfund (36 bis 48 Mrd. Euro) bereit. 3 der 4 U-Boote der Klasse befinden sich bereits in Bau. Einmal fertiggestellt, sollen sie eine Lebensdauer von 35 bis 40 Jahren haben - etwa 50 Prozent mehr als die Vanguard-Klasse.

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