Die besten Games: 10 Geheimtipps aus 2024
Es ist fast unmöglich, jede Spieleveröffentlichung mitzubekommen, auch wenn man sich gut informiert. Aber keine Sorge, ich habe eine Auswahl der besten kleineren Games des Jahres aus verschiedenen Genres für euch zusammengestellt.
- Thank Goodness You're Here
- Balatro
- Thronefall
- Tiny Glade
- Lorelei And The Laser Eyes
- Harold Halibut
- Neva
- Indika
- UFO50
- Star Trek: Resurgance
1. Thank Goodness You're Here
Dieses Spiel zu beschreiben ist schwierig bis unmöglich. Genau das ist der Grund, warum es mein absoluter Jahres-Favorit ist. Man steuert einen kleinen gelben Mann, der in einer nordenglischen Kleinstadt allen Bewohnern bei ihren Problemen helfen muss (deswegen der Titel, übersetzt: "Zum Glück bist du gerade da...").
Man kann nicht sprechen, nur hüpfen und hauen. Die Kommunikation mit Personen und die Interaktion mit Objekten findet ausschließlich über einen ordentlichen Klaps mit der flachen Hand statt. Das ist manchmal brutal, manchmal eklig und nicht selten unerwartet sexuell, je nachdem, wo man hinschlägt.
Zu den Aufgaben zählt, ein riesiges Stück Butter über den Marktplatz zu schubsen, eine Art Wurst-Monster-Hund zu erschaffen und einem halbnackten Napoleon seine Möwen zurückzubringen, während dieser auf dem Klo sitzt. Es gibt keine Worte, die dem Wahnsinn dieses Spiels gerecht werden. Müsste ich einen Vergleich anstellen, sieht man Monty-Python-Einflüsse, aber eigentlich ist "Thank Goodness You're Here" sein ganz eigenes Paradebeispiel britischen Humors.
Thank Goodness You're Here kostet 17,99 Euro und ist für Computer (Steam, Epic, Mac), PS4/PS5 und Nintendo Switch erschienen.
2. Balatro
Die Recherche für dieses Spiel habe ich besonders ernst genommen. Laut Steam umfasst diese aktuell über 360 Stunden und während ich diese Zeilen schreibe, wünschte ich, ich könnte eine Runde spielen (ich weiß, ich habe möglicherweise ein Problem).
Balatro ist ein Rogue-Like-Poker-Game. Dabei muss man Pokerhände legen und eine immer höhere Punktzahl erreichen, um in die nächste Runde zu kommen. Je besser man spielt, desto mehr In-Game-Währung erhält man pro Runde. Damit kann man in einem Shop Joker und Upgrades kaufen, mit denen man z.B. den Punktemultiplikator erhöht. Die Joker gilt es geschickt zu kombinieren, um den schnell steigenden Schwierigkeitsgrad zu bezwingen.
Das Prinzip ist einfach: verliert man, fängt man von vorne an. Da man aber nicht weiß, welche Joker und Upgrades nach jeder Runde angeboten werden, ist keine Runde wie die andere. Kombiniert mit dem extrem gelungenen Sounddesign, der an Spielhallen erinnert - ein gutes "ka-tsching" ist einfach befriedigend - kann man einfach nicht aufhören, zu spielen.
Balatro kostet 14,99 Euro und ist für Computer (Steam), PS4/PS5, Xbox One / Xbox Series X|S und Nintendo Switch erschienen. Die Mobile-Version kostet 9,99 Euro (Android, iOS).
3. Thronefall
Dieses minimalistische Tower-Defence-Spiel ist vor allem deswegen so unterhaltsam, weil es eine gute Balance zwischen kurzen Spielrunden und knackigem Schwierigkeitsgrad schafft. Als kleiner Herrscher zu Pferde kämpft man gegen immer zahlreichere und stärkere Gegnerwellen.
Zu verteidigen gilt es die eigene Burg, Wohnhäuser und Felder, die man nach und nach aufbaut. Nach jeder Welle werfen sie Geld ab, mit denen man sie verbessern sowie Wehrtürme und Kasernen bauen kann. Während der Bauzeiten, am Tag, sieht man bereits, welche Gegner woher kommen. So kann man seine Einheiten strategisch platzieren und Gebäude aufwerten, die in der Gefechtszone liegen.
Das Motto ist "easy to learn, hard to master". Das Spielprinzip ist in einer Minute klar: Bauen, Verteidigen, Vorausdenken. Schnell zieht der Schwierigkeitsgrad aber an und man kommt an seine Grenzen und muss neue Taktiken ausprobieren. Also dieses Mal vielleicht lieber Fernkämpfer statt Speerträger ausbilden und sie einen Tick cleverer platzieren. Das kann manchmal ein bisschen frustrierend sein, durch das hohe Tempo und die nur wenige Minuten dauernden Runden bleibt man aber bei der Stange.
Thronefall kostet 12,99 Euro und ist für Computer (Steam) und Nintendo Switch erschienen.
4. Tiny Glade
Verwunschene Burgen, märchenhafte Dörfchen in bezaubernden Landschaften: Tiny Glade macht Spieler zum Architekten ihrer ganz eigenen Fantasiewelt. Dafür muss man kein großartiges Talent mitbringen. Egal, wie stümperhaft und lieblos man Mauern, Türmchen und Häuschen hinrotzt, das Spiel sorgt dafür, dass es ein Augenschmaus wird.
In einem mittelalterlichen Setting lassen sich die Gebäude individuell in Höhe, Breite und Dicke beeinflussen und farblich anpassen. Das Ganze wird noch mit einem Teich, Bäumchen, Blümchen und Hügeln gestaltet und schon gedeiht das eigene Städtchen. Mit einem Tag- und Nacht-Modus und verschiedenen Jahreszeiten ist genug Abwechslung geboten.
Wer sich da an Townscraper oder Dorfromantik erinnert fühlt, liegt richtig. Inzwischen hat sich ein ganzes Genre an Diorama-Games (also Schaukästen) entwickelt. Auch Summerhouse und Dystopika fallen unter diese Kategorie und sind einen Blick wert.
Tiny Glade kostet 14,79 Euro und ist für PC (Steam) erschienen.
➤ Mehr lesen: Garden Life im Spieletest: Wohlfühl-Simulation für Blumenfreunde
5. Lorelei And The Laser Eyes
Mathematik-Rätsel-Fans dürfen sich freuen, denn in Lorelei And The Laser Eyes gilt es zahlreiche davon zu lösen. Eine mysteriöse Einladung in ein altes Hotel irgendwo in Zentraleuropa schickt die Protagonistin auf eine verwirrende und unheimliche Schnitzeljagd.
Die Rätsel erinnern an Escape Rooms und erfordern neben Zahlenverständnis auch Logik, Kombinationsgabe und das Einnehmen verschiedener Perspektiven. Zu Beginn ist die Flut an Rätseln überwältigend. Fängt man aber einfach irgendwo an, etwas zu lösen, packt einen schnell der Ehrgeiz, das gesamte Mysterium zu entwirren. Einen Notizblock und einen Stift sollte man jedenfalls bereitliegen haben, wenn man hinter das Geheimnis des Hotels kommen will.
Die Navigation des Spiels ist extrem nervig und das erste große Hindernis, dass es zu bewältigen gilt. Darüber kommt man aber hinweg und plötzlich lässt man sich vom Schwarz-Weiß-Rot-Look, der irgendwo zwischen minimalistisch-modern und retro ist, in ein Rätselparadies locken, das einen nur schwer wieder los lässt. Nichts anderes war vom schwedischen Studio Simogo aber zu erwarten, das mit Year Walk und Device 6 bereits ähnlich fesselnde Games herausgebracht hat.
Lorelei and the Laser Eyes kostet 22,99 Euro für PC (Steam) und Nintendo Switch und 23,99 Euro für PS4/PS5.
6. Harold Halibut
Achtung, jetzt kommt der obligatorische Kunstbeitrag in dieser Liste. Harold Halibut ist ein Stop-Motion-Game, dessen Figuren und Kulissen von einem kleinen Team von Hand geknetet, gemalt und gebaut wurden. Kein Wunder also, dass die Entwicklung 14 Jahre dauerte. Für die wirklich erstaunliche Detailliebe und einzigartige Kulisse hat sich das aber gelohnt.
Die Optik lockt an, doch man bleibt wegen der mitreißenden Geschichte. Das Point-and-Click-Adventure spielt auf dem Raumschiff FEDORA. Während des Kalten Kriegs brach es auf, um einen habitablen Planeten für die Menschen zu finden. 250 Jahre später liegt es unter Wasser auf einem giftigen Planeten. In der Rolle des wenig heldenhaft wirkenden Harold erledigt man simple Aufgaben, auch im Angesicht einer bevorstehenden Katastrophe.
Ich liebe Spiele mit alternativen Zukunftszenarien. Das Raumschiff aus den 1970er-Jahren ist wie eine Zeitkapsel, in der der technische Fortschritt eingefroren ist. Spielerisch gibt es keine Herausforderung, aber die Einfachheit der Aufgaben und der fast lethargische Umgang mit Katastrophen schaffen eine nachdenkliche Stimmung, die mir gefallen hat.
Harold Halibut kostet 34,99 Euro und ist für PC (Steam), PS5 und Xbox Series X/S erschienen. Es ist außerdem im Xbox Games Pass enthalten.
7. Neva
Wenn man an ein kunstvolles, optisch ansprechendes Spiel denkt, dürfte den meisten Gris in den Sinn kommen. 6 Jahre nach diesem Überraschungshit hat Nomada Studio mit Neva ihr zweites Game veröffentlicht. Wenig überraschend ist es auch hier das besondere, stimmungsvolle Design, das einen in seinen Bann zieht.
Neva ist eine kleine weiße Wölfin mit Geweih, die Gefährtin der Hauptfigur. Sie rennt aber nicht nur treudoof hinterher, sondern man muss sich um sie kümmern, sie z.B. streicheln, wenn sie erschöpft oder verletzt ist. Neben einfachen Plattform-Rätseln kämpft man gegen unförmige Schattenwesen an, die ein wenig an ICO erinnern.
Ganz kommt Neva nicht an den Erfolg von Gris heran, doch als Fan von Filmen wie Prinzessin Mononoke konnte mich Story und der bezaubernde Artstyle bei der Stange halten. Man muss nicht immer das Rad neu erfinden und für einen melancholischen Ausflug in die Natur, während es draußen finster, kalt und stürmisch ist, eignet sich Neva ungemein.
Neva kostet 19,99 Euro und ist für PC (Steam), PS4/PS5, Xbox Series X/S und Nintendo Switch erschienen.
8. Indika
Russische Nonnen, ein kleiner tanzender Mann, Sozialkritik und ein bisschen Wahnsinn - das fasst Indika ganz gut zusammen. Das Horror-Adventure war für viele der Überraschungshit des Jahres.
Im späten 19. Jahrhundert einer alternativen Realität lebt die junge Nonne Indika in einem russischen Kloster. Sie bricht aus ihrem sinnlos scheinenden Dasein aus, nachdem sie mit dem Teufel selbst zu sprechen beginnt. Auf ihrer Reise gilt es, übernatürliche Rätsel und Puzzles zu lösen, während Rückblenden zu ihrer Kindheit als 16-Bit-Mini-Spiele dargestellt werden.
Indika hat einen ganz eigenen, mystischen Stil. Das Spiel schafft den Spagat zwischen dramatischen, gewaltvollen Szenen und absurdem Humor, der so plötzlich und unerwartet kommt, dass man nur laut lachen kann, auch wenn die Situation im Spiel eigentlich ernst ist. Indika ist clever und aufregend erzählt und stellt die richtigen Fragen zu Autorität, Selbstbestimmung und institutioneller Religion.
Indika kostet 24,99 Euro und ist für PC (Steam, Epic, GoG), PS5 und Xbos Series X/S erschienen.
9. UFO 50
Wer kennt noch diese Spielesammlungen, die man im Urlaub auf einem Markt gekauft hat, die "100 Spiele" versprechen? UFO 50 ist eine ganz großartige Version davon. Wie der Name schon sagt, enthält es 50 kleinere Einzel- und Koop-Games aus allen Genres. Für den nostalgischen Touch haben alle Spiele eine modernisierte 8-bit-Ästhetik.
Ganz besonders ist die einzigartige Mischung an Spielen, die für sich selbst stehen. Das sind Plattformer, Rennspiele, Shooter, Rollenspiel, Puzzle-Games und Strategiespiele. In Valbrace erobert man einen Dungeon, in Porgy steuert man ein U-Boot, in Cyber Owls steuert man Mitglieder einer Spezialeinheit durch Shooter-, Beat-em-Up- und eine Stealth-Mission.
UFO 50 ist aber nicht nur eine lose Spielesammlung, sondern hat eine Hintergrundgeschichte. Die Sammlung repräsentiert das gesamte Repertoire der fiktionalen Firma UFO Soft, die diese in der Erzählung zwischen 1982 und 1989 für die ebenfalls fiktionalen Konsolen LX-I, LX-II und LX-III entwickelte. Daher sind einige Spiele Nachfolger zu anderen. Die echten Entwickler, darunter Derek Yu (Spelunky), haben so eine Hommage an die Urgesteine der Spieleentwicklung geschaffen.
UFO 50 kostet 24,50 Euro und ist für PC (Steam) erschienen.
10. Star Trek Resurgence
Die Firma Telltale (The Walking Dead, The Wolf Among Us) verband man jahrelang mit spannend erzählten, emotionalen Geschichten, in denen man Entscheidungen mit Auswirkungen traf. Das wurde zwar gefeiert, brachte aber nicht genug Geld ein und das ursprüngliche Studio musste schließen. Ehemalige Telltale-Entwickler blieben sich mit ihrer neuen Firma Dramatic Labs treu und veröffentlichten ein Star-Trek-Adventure. Das klingt, als könnte viel schiefgehen. Aber ganz im Gegenteil: Resurgence ist eine gelungene Erzählung.
Spieler schlüpfen abwechselnd in die Rolle der ersten Offizierin Jara Rydek und des Ingenieurs Carter Diaz auf der U.S.S. Resolute. Die Geschichte spielt kurz nach der The-Next-Generation-Ära. Die Crew der Resolute versucht darin, einen Streit zwischen benachbarten Völkern zu schlichten und Frieden zu wahren. Nach und nach wird klar, dass ein Dritter seine Finger im Spiel hat und ganz eigene, gefährliche Ziele verfolgt.
Die Geschichte erinnert an klassische TNG-Folgen. Das liegt nicht nur daran, dass sich das Spiel auf die Folge Der Wächter bezieht (die man aber nicht gesehen haben muss) und dass Jonathan Frakes (bzw. seine Stimme) als William T. Riker zurückkehrt. Vielmehr haben die Entwickler verstanden, was den Kern einer guten Star-Trek-Folge ausmacht, nämlich Politik, Konfliktlösung, soziale Themen und die Sehnsucht nach einer besseren Welt.
Auch wenn mir die Minispiele nicht so gut gefallen haben, hat mich Star Trek: Resurgence überrascht und begeistert. Streng genommen ist das Spiel von 2023, der Steam-Release war aber 2024 und ich will den Star-Trek-Fans diese Empfehlung nicht vorenthalten.
Star Trek: Resurgence kostet 24,99 Euro und ist für PC (Steam, Epic), PS4/PS5 und Xbox One und Xbox Series S/X erschienen.
Kommentare