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Diese 10 Indie-Games habt ihr 2023 verpasst

2023 war wohl ein Spielejahr, wie man es selten gesehen hat. Mit großartigen Blockbustern wie Baldur's Gate 3, Zelda: Tears of the Kingdom, Diablo IV, Spider-Man 2 und Alan Wake 2 vergisst man manchmal, den Blick auf kleinere Spiele zu werfen.

Hier nur 10 zu nennen, war heuer eine Herausforderung. Ich habe mich für diese Perlen entschieden: 

  1. Jusant
  2. Tchia
  3. Dredge
  4. Venba
  5. Dave the Diver
  6. Super Crazy Rhythm Castle
  7. The Cosmic Wheel Sisterhood
  8. Pizza Tower
  9. Cocoon
  10. Humanity

1. Jusant

Kletterfreunde werden mit Jusant eine große Freude haben. Selten wurde der Sport so gelungen auf den Controller übertragen. Die mystische Geschichte und das minimalistische Design runden das Spielerlebnis ab.

Die Geschichte beginnt mit dem Verschwinden des Meeres. "Jusant" ist französisch und heißt Ebbe. Der Ozean ist verschwunden und die Hauptfigur erklimmt einen endlos scheinenden, verlassenen, turmartigen Berg. Dort finden sich Briefe und Nachrichten der längst verschwundenen Bewohner*innen.

In 5 Kapiteln wagt man sich immer weiter empor, mit abwechslungsreichen Szenarien, die neue Rätsel und Herausforderungen für das Weiterkommen bereitstellen. Besonders gelungen ist die Steuerung. Die rechte und linke Hand werden mit dem jeweiligen Trigger gesteuert - hält man ihn fest, hält sich die Spielfigur fest. Lässt man los, stürzt sie ab. Das wird auf Dauer anstrengender als gedacht, ist aber eine geniale Mechanik, um Immersion zu schaffen.

Jusant kostet 24,99 Euro und ist für PC (Steam, Windows), PS5 und Xbox Series X/S erschienen. Es ist im Xbox Game Pass enthalten.   

2. Tchia 

Das farbenfrohe Adventure entführt Spieler*innen zum Südpazifik und eignet sich bestens für die finstere Jahreszeit - die perfekte Realitätsflucht, wie ein virtueller Kurzurlaub.

Heldin Tchia muss  ihren Vater retten und das Archipel vom bösen Gott Meavora befreien. Dafür nutzt sie ihre Kraft des Seelensprungs, mit dem sie kurze Zeit den Körper von Tieren übernehmen kann.

Das Open-World-Game lädt vor allem zum Erkunden der wunderschönen Insel ein. Dafür klettert man an allen möglichen Dingen hoch, zum Beispiel an Bäumen, von wo aus man sich in die Lüfte schwingen und mit einem Tuch paragliden kann. 

Das Adventure lebt von der sorgfältig eingewobenen Lebenskultur Neukaledoniens. Über die mystischen Geschichten, mitunter skurrilen Nebencharakteren, vielen Festen und der Musik, die Tchia mit einer cleveren Game-Mechanik auf ihrer Ukulele spielt, transportieren die Entwickler*innen, was ihre Heimat ausmacht. Das gelingt und löst auch ein bisschen Fernweh aus.  

Tchia kostet 29,90 Euro und ist für PC (Epic, Steam ab März 2024) und PS4 und PS5 erschienen. Es ist in PlayStation Plus Extra enthalten.

3. Dredge

Selten war Fischerei so spannend und nervenaufreibend, wie in Dredge. Mit einem kleinen Boot schippert man durch unheimliche Meere, in deren Tiefen nicht nur Fische, sondern auch riesige Monster leben. Der Tag-Nacht-Zyklus sorgt für den "Eine Runde noch"-Effekt, der die Uhr beim Spielen auf magische Weise beschleunigt.

Tagsüber hilft man der Bevölkerung, Dinge zu transportieren oder zu finden. Mit Fischerei verdient man Geld, um sein Boot zu verbessern. Das sieht hübsch aus und die Minigames beim Fischen werden auch nach Stunden nicht langweilig. 

Doch ein Tag im Spiel ist kurz und sobald die Nacht hereinbricht, tauchen riesige Fischmonster aus der Tiefe auf und zerstören das Boot. Die Sicht ist eingeschränkt und so rammt man schnell einen Felsen. Die Spielfigur nimmt zudem psychischen Schaden und wird paranoid und die Frage drängt sich auf, ob sie sich all die Monster nur einbildet. 

Ständig kämpft man damit, rechtzeitig zur Anlegestelle zu kommen, um zu überleben - aber man will auch herausfinden, was eigentlich in den Gewässern vor sich geht.  Ein bisschen haben sich die Entwickler*innen sicherlich von H.P. Lovecrafts Welten inspirieren lassen als sie die unheimlichen Kreaturen und Figuren in Dredge geschrieben haben. 

Dredge kostet 24.99 Euro und ist für PC (Steam, GoG), Nintendo Switch, PS4 und PS5 und Xbox Series X/S erschienen.

4. Venba

Man sollte sich von den fröhlichen Farben nicht täuschen lassen, denn Venba ist viel mehr als nur ein lustiges Kochspiel. Es macht das Leben einer Einwandererfamilie eindrücklich greifbar.

In der Rolle von Venba erleben Spieler*innen die Herausforderungen einer südindischen Einwanderin in Kanada. Beginnend in den 1980ern durchlebt man die schweren Entscheidungen und Schicksalsschläge, die Venbas Leben formen. Verbunden werden die Ereignisse durch das Kochen, das immer Erinnerungen mit sich bringt. 

Ursprünglich ging ich davon aus, ein schönes Kochspiel vor mir zu haben, in dem man kleinere Rätsel lösen muss, weil etwa die Seiten im Kochbuch fehlen. Dabei lernt man die Küche Südindiens kennen. Ganz überraschend für mich war, wie tief emotional und berührend die Geschichte rundherum erzählt wird. Das ist kein Spiel für Zwischendurch, sondern eines für einen ruhigen Abend oder Nachmittag.

Venba kostet 14,99 Euro und ist für PC (Steam), Nintendo Switch, PS5, Xbox One und Xbox Series X/S erschienen.

5. Dave the Diver

2 Fischerei-Spiele auf dieser Liste? Ja, denn man kann sich einfach nicht zwischen Dregde und Dave the Diver entscheiden, beide sind großartig. 

Dave ist ein gemütlicher, fröhlicher Typ, der das Tauchen liebt. Deswegen wird er von seinem Freund Cobra zum "Blue Hole" beordert, einer Lagune mit einem tiefen Abgrund. Dort geht er tagsüber fischen und schmeißt nachts eine Sushi-Bar, wo der Fang des Tages verarbeitet wird. Je weiter man sich in die Tiefe vorwagt, desto gefährlicher werden die Lebewesen. Zudem trifft man auf die Überreste einer mystischen Fischmenschen-Zivilisation, die es zu untersuchen gilt. 

Das Spiel ist wahnsinnig abwechslungsreich, da man tagsüber 2 Tauchgänge durchführen (später darf man auch nachts abtauchen) und Aufgaben abarbeiten kann. Abends kann man im Restaurant die Speisekarte zusammenstellen, neues Personal einstellen, umdekorieren und grünen Tee ausschenken. Das damit verdiente Geld steckt man z.B. in neue Ausrüstung für die Tauchgänge. Und ja, streng genommen ist Dave the Diver kein Indie-Spiel, aber nachdem es bei den Game Awards in der "Indie"-Kategorie nominiert war, erlaube ich mir, es trotzdem auf diese Liste zu schummeln. 

Dave the Diver kostet 19,99 Euro und ist für PC (Steam) und Nintendo Switch erschienen.

6. Super Crazy Rhythm Castle

Bunte Farben und poppige Klänge machen das spaßige Koop-Game aus. Bei Super Crazy Rhythm Castle wird vor allem auf den "crazy"-Part großer Fokus gelegt. 

Bis zu 4 Freund*innen begeben sich auf die Reise durch das musikalische Schloss, voller Klavier-Treppen und Trompeten-Lifte. Sie bringen uns von Mini-Spiel zu Mini-Spiel bei denen Reaktion, Kombinationsgabe und Geschwindigkeit gefragt sind. So tippt man wie bei Guitar Hero zur richtigen Zeit die angezeigte Taste, muss aber beispielsweise das Spielfeld parallel von Kisten befreien oder Holzbretter zersägen.

Vergleichen kann man das wohl am ehesten mit Overcooked, wo ebenfalls Teamwork und gute Kommunikation zählen. Gleichzeitig lädt das Spiel geradezu ein, Chaos zu begrüßen und zu akzeptieren. Was auch gelungen ist: Die Musik wird nicht wie bei anderen Musik-Games schief abgespielt, wenn man einen Fehler macht - sonst wäre das sehr schnell sehr anstrengend. So kann man den gelungenen Soundtrack genießen, obwohl man ständig die falschen Tasten trifft - etwa, weil sich die Spiel-Anzeige im Kreis dreht und man gar keinen Überblick mehr hat, was man wann drücken muss. 

Super Crazy Rhythm Castle kostet 39,99 Euro und ist für PC (Steam), Nintendo Switch, PS5 und Xbox Series X/S erschienen.

7. The Cosmic Wheel Sisterhood

Auch die Gaming-Branche springt auf den Tarot-Trend auf, der die sozialen Medien beherrscht. Beim narrativen Adventure The Cosmic Wheel Sisterhood wird die Welt als Hexe beeinflusst. 

➤ Mehr lesen: Warum mir auf der Gamescom überall Tarotkarten zugesteckt wurden

Spieler*innen schlüpfen in die Rolle von Fortuna, die aus ihrem Hexenzirkel ausgeschlossen und 1.000 Jahre lang auf einen Asteroiden verbannt wurde. Nach 200 Jahren Einsamkeit geht sie einen Pakt mit einer Art Dämon ein, der ihr ihre Macht schrittweise zurückgibt. 

Nun kann man als Hexe nach und nach sein eigenes Tarotdeck gestalten. Mit der zurückgewonnenen Zauberkraft, können auch alte Freund*innen und neue Bekannte zu Besuch kommen. Ihnen legt Fortuna die Karten und Spieler*innen interpretieren diese - und steuern mit den Vorhersagen die Geschehnisse in der Welt. Das Spiel ist spannend, einnehmend und beeindruckt durch die kreativen Designs und die komplexe Story.

The Cosmic Wheel Sisterhood kostet 17,49 Euro und ist für PC (Steam, GoG) und Nintendo Switch erschienen.

8. Pizza Tower

Der bizarre und rasante 2D-Plattformer ist ein Mix aus Sonic the Hedgehog und Wario Land. Als Koch Peppino Spaghetti jagt man durch die Welt im klassischen Comic-Stil.

Peppino rennt so schnell, es kann einem fast ein bisschen schwindelig werden. Wie Wario in Wario Land boxt er dabei brüchige Wände und Gegner weg, indem er dagegen dasht. Den Überblick zu behalten ist eine der großen Herausforderungen dieses klassischen 2D-Plattformers. Unterweges sammelt man Zutaten ein, die dann hinter Peppino herrennen, was für zusätzliche Verwirrung sorgt.

Dem Entwickler ist es aber gelungen, gutes Spielen mit einen höchst befriedigenden Flow zu belohnen - dafür wird man die Levels aber mehr als einmal spielen müssen. Besonders hoch schießt der Puls in jenen Passagen, in denen man das Level auf Zeit absolvieren muss, denn da darf man sich kaum Fehler erlauben. 

Es gibt schon einen Grund, warum Pizza Towers ein Liebling der Gaming-Community geworden ist. Der Plattformer ist kreativ, die gute Musik treibt einen zu Höchstleistungen an und die Levels sind abwechslungsreich. Auf 5 unterschiedlichen Etagen erwartet Spieler*innen im Pizza Tower unheimliche Geister, Aliens und Ninja-Pizzastücke (wer die Turtles liebt, wird sich freuen). 

Pizza Tower kostet 19,50 Euro und ist für PC (Steam) erschienen.

9. Cocoon

Der Entwickler von Limbo und Inside hat diesem 3D-Puzzlegame seine eindeutige Handschrift verpasst. Die minimalistische Steuerung mit nur einem Button und einem Stick macht das Spiel zu einer fast meditativen Erfahrung.

Als eine kleine zykadenartige Figur reist man durch unterschiedliche Alien-Welten, die mal wie ein Canyon, mal wie ein Labor aussehen. Dort gilt es mithilfe verschiedenfarbiger Orbs Rätsel zu lösen. Manche Orbs sorgen dafür, dass plötzlich Wege erscheinen, oder Objekte gasförmig werden. Die Rätsel sind knifflig und da es keinen Text im Spiel gibt, sind alle Hinweise in der Welt - wenn man sie findet. 

Alles, was man in den verschiedenen Welten gelernt hat, wird jeweils in einem Bossfight "abgefragt". Da man selbst nicht kämpfen kann, muss die Umgebung eingesetzt werden, um eine Schwachstelle beim Gegner auszunutzen, sobald man diese gefunden hat. Cocoon ist optisch und spielerisch hervorragend - auch wenn mich das ein oder andere Rätsel an meine Geduldsgrenze gebracht hat.

Cocoon kostet 22,99 Euro. Es ist für PC (Steam) und Nintendo Switch erschienen. Für PS4, PS5 und Xbox Series X/S kostet es 24,99 Euro. Es ist auch im Xbox Game Pass enthalten.

10. Humanity

Wie die Lemminge rennt die Menschenmasse dem Internet-Meme-Hund hinterher. Als gottgleicher Shiba Inu müssen Spieler*innen sie auf den richtigen Weg bringen. 

Humanity ist sicherlich das merkwürdigste Spiel auf dieser Liste. Der Puzzler erfordert Voraussicht und Planung, denn die Menschenmassen, die man anleitet, brauchen Befehle. Man markiert, wo sich die Menschen wie verhalten sollen, um über ein Spielfeld zu kommen - etwa durch das Verschieben von Objekten, Klettern, Springen oder Schwimmen. Dabei gibt es nicht nur eine richtige Lösung: Man hat die Freiheit kreativ zu werden und einen eigenen Weg zu finden.

In YouTube-Videos sieht es so aus, als wäre das Spiel überwältigend, da überall Gewusel ist, alle Menschen irgendwo hinrennen und man den Überblick verliert. Spielt man aber selbst, entdeckt man, wie gut strukturiert die zuerst chaotisch wirkenden Spielfelder eigentlich sind. Einfach ist das Spiel sicher nicht, denn es reicht nicht, die Menschen bloß von A nach B zu schicken. Man muss zusätzliche, versteckte Aufgaben lösen, um Fortschritt freizuschalten. Hat man aber eine clevere Lösung gefunden und das Level geschafft, ist das außerordentlich befriedigend.

Humanity kostet 24,99 Euro und ist für PC (Steam) und PS4/PS5 erschienen. Es ist in PS Plus Extra enthalten.

➤ Mehr lesen: 7 kreative Games abseits des Mainstreams

Honorable Mentions

Wie gesagt, 2023 war ein gutes Jahr. Deshalb komme ich einfach nicht daran vorbei, die Spiele, die es nicht auf die Liste geschafft haben, trotzdem aufzulisten - falls euch 10 nicht reichen. 

  • Gutes, made in Austria: Rotoforce, Mosa Lina, Howl
  • Narrative Adventure: Saltsea Chronicles, Roller Drama
  • Puzzle-Games: Chants of Sennaar, The Talos Principle 2 
  • Metroidvania: Blasphemous 2, Dead Cells
  • Aufbaustrategie: Thronefall
  • Farming Simulator: Coral Island

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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