Terra Nil im Test: Ökologische Landschaftsgestaltung zum Relaxen
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Selten, aber immer wieder kommt ein Spiel auf den Markt, bei dem man sich fragt: Wie, das gibt es noch nicht? Terra Nil ist so ein Spiel. Auch, wenn es wie ein klassisches Aufbauspiel funktioniert, ist es genau das Gegenteil: Aus dem zerstörten Ödland und den Überresten der menschlichen Zivilisation muss wieder eine blühende Landschaft entstehen.
Gestartet wird im tristen, verseuchten Ödland. Nach und nach schaltet man dabei 4 Zonen frei: Gemäßigt, Tropen, Polar und Kontinental. Innerhalb der Zonen können weitere Maps freigespielt werden. Bevor sich der Mensch verziehen kann, muss das Ödland geformt werden. Dafür benötigt man zuerst Kraftwerke, z.B. Wind- oder Wasserkraftanlagen, die Strom für weitere Gebäude liefern. Damit können dann Entgifter gebaut werden, die aus dem Brachland wieder fruchtbare Erde machen. Pumpen versorgen trockene Flussbette wieder mit Wasser.
Sparsam mit Ressourcen umgehen
Ist das Land weitestgehend fruchtbar, kann man mit dem Begrünen beginnen. Für das Umwandeln in Wiese erhält man Blätter, die als Währung funktionieren. Gebäude werden mit Ressourcen bezahlt, die in Form von Blättern gezählt werden. Mit erfolgreicher Renaturierung stockt man seinen Vorrat hier wieder auf.
Je nach Schwierigkeitsgrad muss man hier wirklich gut haushalten - und eben passend zum Thema des Spiels ressourcenschonend planen. Denn hat man zu früh alle Ressourcen ausgegeben, muss man die Runde von Neuem beginnen.
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Wolf, Biber und Co.
Hat man alle Anforderungen erfüllt und die je Karte 3 verschiedenen Biotope in ausreichender Größe angelegt, siedelt man Tiere an. Dabei lernt man nach und nach, welche Bedürfnisse die Tiere haben. So will ein Braunbär in waldigen Hügeln leben, die auch einen Bienenstock in Reichweite haben. Die Schneeeule hingegen schläft im Wald, braucht aber auch Tundra.
Das wird man nicht alles beim ersten Versuch ansiedeln können. Findet man einmal heraus, dass einige Raubtiere nicht nur einen eigenen Lebensraum, sondern auch Beute in unmittelbarer Nähe brauchen, muss man sich das für die nächste Runde merken.
Ist das Land grün und sind die Tiere zurückgekehrt, müssen alle Gebäude restlos wieder abgebaut werden. Auch hier muss man überlegen, möglichst effizient viele Gebäude auf einmal abtragen zu können. Das geht zum Beispiel über Drohnenboote, die die Gebäude recyceln. Erst wenn alles wieder abgebaut ist, kann man die Erde wieder sich selbst überlassen.
Chillig, aber nicht einfach
Terra Nil ist ein sehr beruhigendes, entspannendes Spiel. Es gibt keinen Zeitdruck und das Gameplay ist auch nicht hochkomplex. Allerdings heißt das nicht, dass es nicht fordert. Gelungen finde ich, dass man das schön gestaltete Handbuch tatsächlich immer mal wieder bemühen muss, weil einige Mechanismen unerklärt bleiben.
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So muss ich mir selbst erarbeiten, wie ich Strahlenkollektoren, die radioaktive Strahlung absorbieren, so bauen kann, dass sie auch funktionieren. Bis ich herausgefunden habe, dass ich dafür Löcher in die Erde sprengen muss, um Wasserstraßen zu legen, dort mithilfe von Verkalkern Steine schaffe, auf denen die Strahlenkollektoren sitzen können, hat es eine Weile gedauert. Das macht es für mich aber gerade erst spannend, denn nur so hält sich die Waage zwischen Komplexität und gemütlichem Aufbauen.
Erste Regen, dann Sonne
Einzig das Beeinflussen von Wetter kann ein wenig verwirrend sein. Für einige Gebiete muss man erst für Regen sorgen, dann wieder Luftfeuchtigkeit entziehen und schließlich muss die Temperatur nach oben klettern – oder sie muss erst gesenkt und dann wieder angehoben werden. Hier muss man viel ausprobieren, um den idealen Weg zu finden. Mein erster Versuch auf jeder Karte war immer dafür da, einfach mal zu sehen, was in einem Gebiet verlangt ist. Wenn ich das Gefühl hatte, ich kenne mich jetzt aus, habe ich mit diesem Wissen neu angefangen.
Ohne diese Herausforderung wäre das Spiel auch zu leicht. Da würde man einfach 15 Minuten immer die gleichen Dinge anklicken und wäre schnell gelangweilt. Generell sollte man aber bedenken, dass sich das Spiel nicht über Stunden hält. Die erste Runde, in der jede Zone einmal gespielt wird, habe ich an einem Abend beendet. Danach hatte ich erstmal keine Lust mehr. Ich habe jetzt 22 Stunden auf dem Konto und spiele immer mal wieder für eine Stunde - abendfüllend ist es nicht mehr.
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Ich habe auf dem PC gespielt, das funktioniert sehr gut. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass das Spielsystem auf dem Tablet noch besser aufgehoben ist. Hier kann man immer mal wieder eine gemütliche Runde auf dem Sofa spielen. Am PC richte ich mich bei Aufbauspielen eher für sehr lange Sessions ein, die über mehrere Stunden dauern. Das gibt Terra Nil im späteren Game einfach nicht mehr her - muss aber auch nicht sein.
Fazit
Terra Nil ist ein fantastisches, kurzweiliges kleines Aufbauspiel. Es dreht das Genre gelungen um. Nah am Zeitgeist führt es die menschliche Zerstörung vor Augen, und zeigt ein fast sehnsüchtiges "Was wäre wenn"-Szenario: Wenn es nur so einfach wäre, die Erde wieder gesund zu machen. Der halbrealistische malerische Look mit sanften Pastellfarben passt dabei perfekt zur Gesamtstimmung.
Der Kontrast zwischen tristem braunen Kratern und bunten, blühenden Landschaften voller niedlicher Tiere ist auch optisch wirklich gelungen. Es ist ein magisches Erlebnis, wenn man das Wetter im Polargebiet so beeinflusst hat, dass Nordlichter entstehen. Immer wieder habe ich herangezoomt und einfach beobachtet, welches Getier sich in den neu erschaffenen Gebieten tummelt.
links: © Devolver Digital / Free Lives
rechts: © Devolver Digital / Free Lives
Als großer Fan von Aufbausimulationen hätte mich zwar gefreut, wenn Terra Nil ein wenig fordernder und die Level länger gewesen wären. Aber das macht das Spiel an sich nicht schlechter. Die Zeit, die ich damit verbracht habe, habe ich wirklich genossen. Man bekommt auch immer wieder Lust, eine Runde zu spielen, einfach um zu entspannen. So ähnlich wie beim tollen Dorfromantik, das seit langem mein Feierabend-Game ist, mit dem ich den Arbeitstag am PC ausklingen lasse.
Terra Nil kostet 24,99 Euro für PC (Steam) und hat eine kostenlose Demo zum Ausprobieren. Wer ein Netflix-Abo hat, kann sich das Spiel gratis für Tablet oder Smartphone herunterladen - wobei es für Smartphones wirklich zu kleinteilig ist. Hat man die App aus dem jeweiligen Store installiert, wird man beim Start gebeten, eine Verbindung zum Netflix-Account herzustellen. Daher ist eine aktive Internetverbindung nötig.
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