Warum mir auf der Gamescom überall Tarotkarten zugesteckt wurden
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Als Journalistin auf der Gamescom erhält man ganz schön viel Zeug. Wie ein Kind, das den Zahnarzt überstanden hat, bekommt man nach fast jedem Termin mit Entwickler*innen mindestens ein Pickerl geschenkt. Weil ich aber meistens sofort weiter muss, schaue ich mir die Ausbeute erst abends im Hotel genauer an. Am Messemittwoch waren das Tarotkarten aus 4 unterschiedlichen Quellen.
Ziegen-, Kröten- und Hexen-Tarot
Nach dem Test des fantastischen Reka (mehr dazu hier) bekam ich ein Ziegen-Tarot-Pickerl. Gleich neben deren Messestand gab es bei Toads of the Bayou kleine Tarot-Visitenkarten. Im rundenbasierten Taktikgame nutzt man solche Karten, um eine Horde Kröten in den Kampf zu führen.
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Nachdem ich beim französischen Studio Don’t Nod das tolle Jusant vorgestellt bekam (mehr dazu hier), erhielt ich ein Goodie-Sackerl, in dem sich ein komplettes Tarotdeck befand. Produziert wurde das zum narrativen Adventure Harmony: The Fall of Reverie. Hier müssen Spieler*innen in die Zukunft sehen und das Schicksal der Menschheit lenken. Erschienen ist das Spiel bereits im Mai. Vor wenigen Wochen wurde auch The Cosmic Wheel Sisterhood released. Das ist ebenfalls ein narratives Adventure, in dem man als Hexe anderen die Tarotkarten legt, die man selbst gestalten kann (und das sehr zu empfehlen ist).
Firmen nutzen Social-Media-Hype
Die Österreicher von Causa Creations verteilten auf der Messe ihre aufwändig und wunderschön gestalteten Tarotkarten aus ihrem Brettspiel Sefirot. 2021 ging der Kickstarter dazu durch die Decke und erreichte nach 17 Minuten bereits das Finanzierungsziel. Ich erhielt die Karte der 8 Sterne, die sehr schön glitzert.
Ihr seht, ich übertreibe nicht - Tarot ist gerade wirklich überall im Gaming-Kosmos. Dass das Kartenspiel gerade so einen Hype erlebt, ist für Menschen, die viel auf TikTok unterwegs sind, nichts Neues. Seit Jahren liegt das Kartenlegen dort im Trend. Ich persönlich finde die Ästhetik von Tarotkarten interessant. Die Lesart als assoziatives Werkzeug, mit dem man mehr über sich selbst erfahren kann und nicht etwa die Zukunft prophezeit, finde ich spannend.
Tarot
Woher Tarot genau kommt, ist bisher nicht ganz klar - es dürfte sich aber aus Spielkarten entwickelt haben.
- Ein Tarotdeck besteht aus 78 Karten, davon 22 die "große Arkana" oder Trumpfkarten (die Bilder wie "Der Tod", "Die Sonne" und "Die Hohepriesterin"), sowie 56 "kleinen Arkana" (jeweils 14 Stäbe, Kelche, Schwerter und Münzen)
- Bei der psychologischen Lesart nimmt man die breit gefächerten Deutungsmöglichkeiten der Karten zur Selbstreflexion
- Bei einer esoterischen Lesart sollen die Karten einen Ausblick auf die Zukunft geben - was oft in kostenpflichtigen Sitzungen passiert und mit dem Verkauf weiterer esoterischer Objekte verbunden ist
Gleichzeitig gibt es einen aktuellen Esoterik-Trend, der dabei mitschwingt, den ich deutlich bedenklicher finde. Hier springen auf dem Spielemarkt glücklicherweise weniger Firmen auf. Nur Xbox konnte sich ein “Dein Horoskop sagt, du sollst Forza Horizon spielen” nicht verkneifen (“Game Pass Sternzeichen”, kein Witz).
Esoterik, Beeinflussung und Geldmacherei
Sobald aus dem Spielerischen Esoterik wird, bin ich nicht mehr so angetan vom Hype. Zu schnell verfallen Menschen dabei einer Beeinflussung durch haltlose Versprechen. Die Esoterik ist allem voran eine Geldmaschine, die sich wenig um Sorgen und Ängste der Anhänger*innen aber viel um deren Geldbörsl schert.
Die aufgelisteten Spielen wiederum nutzen den Trend und die anziehende Ästhetik von Tarot für ihre Designs. Das geht voll auf und auch wenn ich es mit Argwohn beäuge, kann man keiner Firma verübeln, einen Hype mit einem so unverwechselbaren Look zu verwenden, um eine Nachfrage zu befriedigen. Solange es nicht Tür und Tor für die wirklich gefährliche Esoterik öffnet, habe ich auch Spaß daran.
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