Gamescom 2023: Diese 7 Indie-Games haben überzeugt
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Eines der größten Highlights auf der Gamescom sind immer die kleineren Indie-Spiele. Sie brillieren mit Ideen, Mechaniken und Designs, die zu speziell für den Mainstream sind. Auch wenn es fast unmöglich scheint, nur 7 herauszupicken, habe ich meine Favoriten zusammengetragen.
1. Reka
Die Hexenanwärterin Reka begibt sich zu einer der legendärsten Figuren der slawischen Folklore, der Baba Jaga, in die Lehre. Spieler*innen erkunden mystische, atmosphärische Ländereien und Dörfer, können Menschen helfen oder Böses tun und so immer mehr dazulernen.
Das Herz des Spiels ist das berühmte Haus der Baba Jaga, das auf Hühnerfüßen läuft. Es kann als Transportmittel selbst gesteuert werden und trägt Reka durch die Ländereien. Mit jeder erfolgreich erledigten Quest erhält Reka einen Einrichtungsgegenstand und kann so nach und nach ihr eigenes Haus gestalten. Je nachdem, wie man als Reka handelt, ändern sich auch die Gegenstände optisch - von düster zu gemütlich. Rettet man etwa eine Babyziege, erhält man ein Ziegen-Bild, das man aufhängen kann.
Die Idee ist überraschend und das Spiel lädt zum Entdecken und Verweilen ein. Ich musste mich zusammenreißen, meine nur halbstündige Anspiel-Session nicht nur mit dem ziellosen Wandeln durch die Wälder zu verbringen oder das Haus einzurichten. Reka (PC) steht weit oben auf meiner Liste an Games, auf die ich mich 2024 freuen werde.
2. Pacific Drive
In diesem Survival-Spiel muss man sich sehr gut um seinen alten Kombi kümmern, wenn man überleben möchte. Damit fährt man über die verlassenen Straße des Gebietes, das sehr an die Wälder von Washington und Oregon im Nordwesten der USA erinnert.
Die Waffen und Geräte, mit denen man Gegner bekämpft oder alte Autos für Ersatzteile zerlegt, wirken provisorisch zusammengebastelt. Optisch präsentiert sich Pacific Drive als ein Mix aus Ghostbusters und Fallout, gepaart mit einer recht realistischen Fahrmechanik.
Jede Spritztour mit dem Auto birgt Gefahren durch Anomalien, Drohnen und surreale Szenerien. Vorbei an Masten, die Blitze aussehenden und Crash-Dummies, die bei Berührung explodieren. Schutz findet man in seiner Garage, wo das Auto mit Upgrades verbessert und repariert werden kann. Diese etwas andere Art von Survival-Spiel ist vor allem atmosphärisch gelungen, was das Warten auf den Release Anfang 2024 (PC und PS5) noch schwerer macht.
3. Quadroids
Dieser kleine Plattformer erfordert ein hohes Maß an Konzentration. Mehrere Alienfiguren müssen durch ein Level gesteuert werden, das sich in 4 Bildschirmteilen präsentiert. Dafür muss man für jeden Bildausschnitt eine andere Taste drücken, um die Spielfiguren zu steuern.
Wer nicht zu 100 Prozent bei der Sache ist, wird intuitiv den falschen Button betätigen. So frustrierend das manchmal sein kann, so süß ist der Erfolg, ein Level abgeschlossen zu haben. Bei diesem Spiel (PC und Konsolen) muss man sich zwar ein bisschen quälen, unterhaltsam ist es aber auf jeden Fall. Es soll noch 2023 erscheinen.
4. Hellboy: Web of Wyrd
Die Hellboy-Comics zu einem Spiel zu verarbeiten, das dem höllischen Marcel-Helden gerecht wird, ist eine schwierige Aufgabe. Allein das Design, das sich durch viel Schwarz und Schatten auszeichnet, lässt sich nur schwer übersetzen. Das Game schafft es aber, das Lichtspiel beeindruckend aussehen zu lassen, ohne die Spieler*innen orientierungslos zurückzulassen.
Als Hellboy schlägt man sich dabei in einem Brawler mit Rougelike-Elementen durch Gegnerhorden. Es ist sicherlich für Fans des Charakters geschaffen, aber auch jene, die nur die Filme gesehen und für okay befunden haben, könnten hier auf ihre Kosten kommen. Ganz einfach ist das Kampfspiel nicht, bietet aber einen abwechslungsreichen Mix aus Story und Kloppen - zumindest soweit ich das in 30 Minuten sehen konnte. Es erscheint am 4. Oktober für PC und Konsolen.
5. Jusant
Das Studio Don't Nod hat sich mit Hits wie Life is Strange bereits einen Namen gemacht. Ihr neuestes, kleineres Spiel Jusant steht dem in nichts nach. In einer Welt, in der die Ozeane plötzlich verschwunden sind, begibt man sich auf eine Kletter-Reise, hoch auf einen natürlichen Gesteinsturm.
Dabei wird auf große Worte verzichtet, stattdessen erfährt man in kleinen Filmsequenzen, etwa wenn man eine Muschel findet und sein Ohr daran hält, was eigentlich in dieser Welt passiert ist. Das Team hat zudem großen Wert auf eine möglichst gute Klettermechanik gelegt. Spieler*innen nutzen die beiden Trigger ihres Controllers, um sich festzuhalten.
Den Einfluss des beliebten Spiels Journey sieht man hier sofort. Wer nachdenkliche, ruhige und gemütliche Spiele mag, wird hier sehr große Freude haben. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, ab dem 31. Oktober (PC, Xbox, PlayStation) auf Kletter-Tour zu gehen.
6. Tavern Talk
Pen & Paper hat in den letzten Jahren einen großen Aufschwung bekommen. Die Entwickler*innen von Tavern Talk haben das genutzt, um ihre Liebe für Dungeons & Dragons in ein ungewöhnliches "Cozy Game" zu verpacken. Statt selbst auf Abenteuer zu gehen, schlüpft man in die Rolle des/der Wirt*in einer Taverne und trifft dort auf die Held*innen, die sich bald auf eine Mission aufmachen werden.
Dabei hört man zu, schnappt Gerüchte auf und schafft daraus neue Missionen für Abenteurer*innen. Nimmt jemand die Mission an, unterhält man sich mit ihnen und erfährt, was sie dafür benötigen - etwa Ausdauer, Stärke oder Charisma. Schließlich mixt man ihnen einen Cocktail, dessen Zutaten diese Eigenschaften stärken. Und dann lässt man sie ziehen, um später zu erfahren, wie die Mission gelaufen ist.
Die Idee, in die Rolle der Person zu schlüpfen, die in D&D-Runden eigentlich als neutrale*r Beobachter*in fungiert, ist perfekt getroffen. Wer sich für schöne Designs und spannende Geschichten interessiert, wird mit Tavern Talk sehr viel Freude haben. Wann das Spiel erscheint, ist noch nicht bekannt, die Demo kann aber auf Steam gespielt werden.
7. Closer the Distance
In der Rolle der jung verstorbenen Angela können wir aus dem Jenseits über unsere hinterbliebenen Freunde und Familie wachen. Mit begrenzten Mittel können wir ihnen so gut wir können durch den Trauerprozess helfen.
Rein optisch erinnert das Spiel an Die Sims, inhaltlich wiegt es aber deutlich schwerer. Zu beobachten, wie die Figuren in Depressionen abdriften und sich verändern, wenn man ihnen keine Hilfe aus der Überwelt schickt, ist bedrückend.
Für dieses Spiel muss man in der richtigen Stimmung sein, denn es ist berührend und melancholisch. Mit stimmungsvollen Bildern und gut geschriebenen Dialogen schaffen die Entwickler*innen enorme Tiefe. Das Spiel erscheint 2024 für PC und Konsolen und sollte bei allen, die gute Geschichten lieben, auf dem Wunschzettel stehen.
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