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Games

Gamescom 2023: Perlen aus Österreich und "Cozy Games"

Aus den gefüllten Hallen der koelnmesse sind wieder Jubelschreie und laute Musik zu hören. Spiele-Fans stehen bei ihren Lieblingsgames Schlange und versuchen, Pickerl, T-Shirts und süße Pikmin-Pflänzchen als Kopfschmuck zu ergattern. Vom letztjährigen Pandemie-Blues fehlt bei der Gamescom 2023 jede Spur. Tausende Besucher*innen mit bunten Kostümen, lustigen Hüten und vor allem großer Vorfreude strömten wieder nach Deutschland, um an der Spielemesse teilzunehmen. 

Aufwändige Stände bei Netflix, Xbox und Ubisoft

Auch viele Aussteller sind zurück auf der Messe. Wo vergangenes Jahr das große schwarze Nichts in den Hallen klaffte und einige bereits das Ende der Gamescom ausriefen, stehen heute wieder riesige, aufwändig gestaltete Booths.

Xbox zeigt dort unter anderem das mit großer Spannung erwartete Starfield. Zur Präsentation vor Medienvertreter*innen kamen dafür sogar Xbox-Chef Phil Spencer und Bethesda-Gamedirector Todd Howard (Elder Scrolls, Fallout) nach Köln. Hält das Spiel, was es verspricht, könnte das Weltraum-Fallout zu Bethesdas neuem Hit werden. Nach 25 Jahren ist es das erste Mal, dass das Studio eine völlig neue Spielemarke veröffentlicht.

Doch schon längst sind Games nicht mehr das Einzige, das auf der Gamescom stattfindet. Stattdessen starrt die riesige Kinderpuppe Younghee aus Squid Game die Besucher*innen an, Fans können sich wie Wednesday Adams schminken lassen und bei einem Stück Pizza in der Stranger-Things-Arcade Pac-Man spielen. Regisseur Zack Snyder kam zudem eigens nach Köln, um seinen neuen Scifi-Epos Rebel Moon vorzustellen. Netflix hat heuer nicht gespart und ein Fanservice-Paradies aufgebaut, mit - zumindest meiner Meinung nach - dem schönsten Stand auf der Gamescom.

Die Messe hat verstanden, sich in Zeiten von digitalen Events neu zu erfinden. Früher drehte sich alles darum, die neuesten Games noch vor allen anderen auszuprobieren. Dafür nahm man in Kauf, stundenlang Schlange zu stehen. Obwohl das noch immer ein wichtiger Teil der Gamescom ist, rückt die Bindung mit den Fans durch Goodies, Bühnenshows und Aktionen deutlich in den Vordergrund. Dafür müssen die Aussteller viel Geld in die Hand nehmen, was sich kaum in Verkäufen durch ihren Auftritt bemerkbar macht. Dass sie den Besucher*innen trotzdem viel bieten, sorgt vor allem dafür, dass diese fröhlich nach Hause gehen - und das Image der Firmen stärken.

Selbst Nintendo ist mit einem großen Stand zurückgekehrt. Einzig PlayStation bleibt weiterhin fern, nutzte aber den aktuellen weltweiten Buzz, um seine neue Handheld-Konsole offiziell anzukündigen. Ob man mit diesem Gerät allerdings jemanden begeistern kann, bleibt abzuwarten.

Großartige Games aus Österreich

Wer nach verrückten Ideen, kreativen Mechaniken und interessanten Designs sucht, wird meistens bei kleineren Spielestudios fündig. Dungeons of Hinterberg von den Entwickler*innen des Studios Microbird aus Wien konnten Journalist*innen erstmals testen.

Als überarbeitete Anwalts-Anwärterin reist man in das Dorf Hinterberg (das stark an einen Mix aus Hallstatt und Bad Gastein erinnert), um dort auf einen Selbstfindungstrip zu gehen. Im Dorf ist plötzlich Magie aufgetaucht, weshalb es in guter österreichischer Tradition sofort in ein Tourismusgebiet verwandelt wurde. Tagsüber begibt man sich auf Wanderungen, löst Rätsel in Dungeons und kämpft gegen magische Kreaturen aus der Alpenfolklore. Am Abend geht man dann, ebenfalls in österreichischer Tradition, zum Wirt'n und redet mit anderen Figuren über neue Ausrüstungsgegenstände oder Eismarillenknödl. Das ist optisch und spielerisch sehr gelungen und macht vor allem viel Spaß. Erscheinen soll es 2024 für PC und Xbox.

Heulende Hunde

Mi’pu’mi ist inzwischen eines der größten österreichischen Studios. Den Besucher*innen zeigt es sein neuestes eigenes Spiel Howl. Inspiriert von mittelalterlichen Manuskripten sieht es aus, als hätte jemand mit Tinte und Aquarellfarben auf Pergament gekritzelt - im allerbesten Sinne. Ziel ist es, die Welt vor Werwölfen zu schützen, die Unschuldige mit ihrem Heulen verwandeln.

Dafür muss man vorausschauend vorgehen. Das heißt, man muss Gegner besiegen, bevor sie angreifen oder ihnen geschickt ausweichen und Unschuldige rechtzeitig retten. Bis zu 6 Züge kann man planen. Fast schon wie bei einer Partie Schach muss man die Reaktion der Gegner voraussagen. Das wird immer kniffliger, spornt aber an, Level immer wieder zu versuchen, bis man sie perfekt gelöst hat. Howl soll Anfang 2024 für PC und Konsolen erscheinen.

Gemütlich Garteln

Eigentlich sind Still Alive Studios für ihre Simulatoren bekannt (Bus Simulator). Die erfreuen sich zwar weiterhin großer Beliebtheit im deutschsprachigen Raum, die Entwickler*innen suchen aber auch neue Herausforderungen. Mit Garden Life haben sie ein Sandbox-Spiel entwickelt, bei dem Spieler*innen ihren eigenen Garten erschaffen können.

Sie können Pflanzen aussäen, sie gießen, sie pflegen und gedeihen lassen. Dass Still Alive sonst Simulationen entwickeln, kommt hier im besten Sinne durch: Die Pflanzen sehen nie gleich aus, sondern wachsen mithilfe von Algorithmen so zufällig, wie es auch echte Pflanzen tun würden. Das Spiel soll 2024 für PC und PlayStation erscheinen.

Trend "cozy Games"

Der Trend geht im Allgemeinen zu sogenannten “cozy Games”, also gemütlichen Wohlfühl-Spielen, wie es auch Garden Life ist. Noch vor einigen Jahren konnte man kaum ein Spiel auf der Messe finden, das nicht auf Hauen und Schießen basiert. Heute geht es zunehmend um Erfahrungen, Geschichten und kreative Ideen. Statt die Zielgruppe so breit wie möglich und daher auch Spiele generisch zu halten, sprießen immer mehr Games von kleinen und großen Studios aus dem Boden, die einfach nur Entspannung bieten und vielleicht zum Nachdenken anregen - eine gute Entwicklung.

 

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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