Strichcode (Symbolbild)

Strichcode (Symbolbild)

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Digital Life

Der Strichcode soll in den nächsten Jahren verschwinden

Schon im Jahr 2023 wurde beschlossen, dass der Strichcode, auch Barcode oder Balkencode genannt, keine Zukunft hat. GS1, die internationale Organisation für die Standardisierung des Strichcodes, hat mit „Sunrise 2027“ dessen Ende verkündet.

So richtig glauben konnten aber nicht viele, dass das bewährte System schon in kurzer Zeit abgelöst werden soll. Schließlich wird der Strichcode seit mittlerweile 50 Jahren genutzt. Am 26. Juni 1974 wurde in einem Supermarkt das erste Produkt mit einem Strichcode verkauft: eine 10er-Packung Wrigley-Kaugummi Juicy Fruit.

Laut GS1 schreitet die geplante Ablöse aber gut voran, berichtet der Guardian. „Wir haben das ambitionierte Ziel gesetzt, dass bis Ende 2027 alle Handelsunternehmen weltweit die nächste Generation der Barcodes lesen können. Wir denken, dass das machbar ist. Es wird zwar Investitionen der Händler benötigen, um die Kassensysteme anzupassen, aber wird sind auf einem guten Weg“, sagt Renaud de Barbuat, CEO von GS1.

Zusatzinformationen in 2D Codes

Statt Strichcodes werden künftig QR-Codes genutzt. GS1 hat ein ähnliches System schon als 2D Codes etabliert. Künftig sollen diese Codes verschmelzen. Während ein normaler Barcode üblicherweise nur Zahlen von 0 bis 9 enthält, können im QR-Code deutlich mehr Informationen gespeichert werden. Dies soll nicht nur Konsumenten helfen: Über das Smartphone kann man etwa den QR-Code scannen und zusätzliche Informationen zum Produkt erhalten – bei Lebensmitteln etwa über Inhaltsstoffe oder Links zu einer Website mit passenden Rezepten.

Supermärkte und Hersteller können Informationen integrieren, die bei der Verwaltung helfen. Dazu gehört das Haltbarkeitsdatum bei Frischwaren, wie Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch. Dadurch soll es einfacher werden Preise anzupassen, um die Lebensmittel günstiger zu verkaufen, bevor das empfohlene Verbrauchsdatum erreicht ist.

Unternehmen haben mit Tests gestartet

Die Supermarktkette Woolworths in Australien hat schon 2019 begonnen, QR-Codes zusätzlich bei frischen Produkten zu nutzen. 2022 wurde das System bereits auf über 1.000 Filialen ausgeweitet. Hier wird der QR-Code genutzt, damit das Supermarkt-Personal effizienter die Lebensmittel scannen kann, um sie entweder rabattiert anzubieten oder zu anderen Produkten weiterzuverarbeiten, die noch am selben Tag zu verbrauchen sind, wie etwa Smoothies oder Obstsalat. In einigen Regionen soll damit die Lebensmittelverschwendung bei Frischwaren um bis zu 40 Prozent zurückgegangen sein.

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Die Supermarktkette Tesco hat ebenfalls mit Versuchen begonnen. Coca Cola hat in Lateinamerika QR-Codes mit einem Laser auf Plastikflaschen graviert, um zu tracken, wie oft die Flasche wiederbefüllt werden kann, bevor sie recycelt wird. Diese Funktion könnte künftig auch in einen allgemeinen QR-Code integriert werden.

In Österreich gilt die Metro-Gruppe als Vorzeigebeispiel für die Nutzung von 2D Codes. Sie hat schon 2009 damit begonnen, diese für Frischware zu nutzen und die Kassensysteme für das Scannen von 2D Codes umgestellt.

Menschen kennen QR-Codes bereits

Dass die Umstellung weltweit schon bis Ende 2027 erreicht werden könnte, sei zum Teil eine Folge der Corona-Pandemie. Laut GS1 haben sich die Menschen in dieser Zeit an QR-Codes gewöhnt, weil diese etwa zum Einchecken auf Tischen in Restaurants geklebt sind. Menschen kennen sie also bereits und wissen, dass sie diese mit ihrem Smartphone auslesen können. Man muss ihnen also nicht erst beibringen, was QR-Codes auf Produktverpackungen sind und dass sie einen Mehrwert haben können.

Check-in in einer Sporthalle während der Corona-Pandemie in den Niederlanden

Check-in in einer Sporthalle während der Corona-Pandemie in den Niederlanden

Der Sunrise-2027-Plan hat aber nicht nur Freunde. Kritiker argumentieren, dass ein 2D Code für viele Produkte keinen Sinn macht, sondern lediglich für verderbliche Lebensmittel. GS1 hält dagegen: Man könne in QR-Codes für Bekleidung etwa eine Waschanleitung hinterlegen. Ähnliches wäre mit Geschirr denkbar: Der Kunde könnte den QR-Code einer Pfanne scannen und so schnell erfahren, ob sie für den Geschirrspüler geeignet ist.

Dem Gegenüber stehe, dass wegen der QR-Codes Verpackungen neu gestaltet werden müssen. GS1 zufolge sei dies kein Problem, da 2D Codes platzsparender gedruckt werden können, als die herkömmlichen Strichcodes.

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Außerdem hätten QR-Codes den Vorteil, dass sie auch lesbar sind, wenn die Verpackung ein wenig verbogen oder zerknittert ist. Im Gegensatz zum normalen Strichcode enthalten QR-Codes die nötigen Informationen nämlich an mehreren Stellen – ist aber beim Barcode nur ein Balken nicht genau lesbar, funktioniert das Scannen nicht. Wer schon mal bei der Supermarkt-Kasse gestanden ist und zugeschaut hat, wie das genervte Personal einen Strichcode mehrmals glatt streicht, nur um dann noch genervter die Zahl per Hand einzugeben, wird das zu schätzen wissen.

Doppelgleisig

Nicht wegargumentieren kann man, dass Geschäfte ihre Handscanner und Kassensysteme upgraden müssen, falls die noch keine QR-Codes lesen können. Zumindest hätten die Unternehmen jetzt noch lange genug Zeit und könnten bis Ende 2027 schrittweise auf Scanner umstellen, die Strichcode und QR-Code lesen können, wenn etwa die alten Geräte ohnehin kaputt sind. In Großbritannien hätten laut GS1 bereits schon jetzt 50 Prozent aller Händler auf Kassen umgestellt, die QR-Codes lesen können.

Bis der Barcode endgültig von Verpackungen verschwunden ist, könnte es noch etwas länger dauern. Es werden jetzt nach und nach beide Codes auf Verpackungen auftauchen, bis der Großteil mit Strichcode und QR-Code ausgestattet ist. Ab 2028 soll dann der Barcode langsam von den Verpackungen verschwinden, bis er schließlich, nach einigen Jahren, nur noch Geschichte ist.

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