Haustüren, die mit einer Menge Technik versehen sind, stellt das Start-up aus Ternitz her.
Haustüren, die mit einer Menge Technik versehen sind, stellt das Start-up aus Ternitz her.
© Grzegorz Mima

Start-up

Petwalk: Österreichische Hightech-Türen für Haustiere

Katzenklappen gibt es schon lange, Hightech-Türen für Haustiere nicht. Die Idee dazu hatte Klaus Kindl. Der Informatiker stand vor rund acht Jahren vor dem Problem, dass es keine passenden Katzenklappen für Passivhäuser am Markt gab. „Ich habe daher selbst eine Lösung zusammengebastelt“, so Kindl. Nach einigen Jahren in Betrieb tötete die selbstgebastelte Katzenklappe jedoch eines seiner Tiere. Es folgten tiefe Trauer und die Erkenntnis: „Da muss etwas Professionelles her.“

Seit Jänner 2013 verkauft Kindl nun über sein eigenes Start-up Petwalk aus Ternitz hochwertige Hauseingangstüren speziell für Haustiere wie Hunde und Katzen. Rund drei Jahre hat die Entwicklung der professionellen Haustier-Türen gedauert, die neben einer Wärmedämmung, die auch für Passiv- und Niedrigenergie-Häuser geeignet ist, über eine umfangreiche Hightech-Ausrüstung verfügt.

„Ich hatte einen Anforderungskatalog, mit dem ich versucht hatte, Partner zu finden, die die Lösung aus technologischer Sicht bauen können“, erzählt Kindl. An der Entwicklung beteiligt waren am Ende einige heimische Unternehmen sowie eine Forschungseinrichtung. „Die größte Herausforderung war es, dass der RFID-Tierchip über eine möglichst große Distanz, also rund einen halben Meter, erkannt wird“, erklärt Kindl. „Hier sind wir an die Grenzen der physikalischen Machbarkeit gestoßen.“

Kommunikation per RFID-Chip

Eine der Besonderheiten der Hightech-Tiertür ist nämlich, dass das Haustier über seinen RFID-Chip, der bei Hunden in der Regel implantiert ist und bei Katzen in einem Halsband befestigt werden kann, vom System erkannt wird und sich die Tür automatisch öffnet und schließt, wenn das Tier in die Nähe kommt.

Damit die Tiertüre den Identifikationscode lernen kann, muss das Haustier mit dem RFID Chip lediglich einmal durch die Türe gehen. Dabei erkennen die angebrachten Sensoren den Chip des Haustieres und öffnen und schließen je nach Bedarf. „Es ist auch möglich, dass mehrere Haustiere dieselbe Tür benutzen. Das ist individuell einstellbar“, so Kindl.

Über dieses RFID-System ist auch sichergestellt, dass unerwünschte Tiere den Hauseingang daher in der Regel nicht benutzen können. Dadurch wird das System zugleich einbruchssicher. Die Tür selbst ist mit einbruchshemmenden Markenbeschlägen und einer eingebauten Alarmanlage ausgestattet. Sie kann allerdings auch an eine bestehende Alarmanlage angebunden werden. „Diese geht nicht an, wenn das eigene Haustier durch die Tür geht. Das funktioniert, in dem das System eine geschlossene Tür simuliert“, so Kindl.

Tiere lernen rascher als Menschen

Für die Tiere selbst ist das Erlernen, wie sie der eigene Haustür benutzen können, kein großes Problem. „Das Einlernen ist einfach. In der Regel gehen die Tiere beim zweiten Mal bereits ganz selbstverständlich durch die Türe. Da gibt es auch kaum Unterschiede zwischen Katzen und Hunden“, erklärt Kindl. Für die Tierbesitzer sei das schon schwieriger, da sie mittels Fernbedienung viele verschiedene Möglichkeiten haben, die Türen zu programmieren.

So können Kunden etwa einen Regensensor bestellen, der mit Funkwetterstationen kommuniziert. Bei starkem Regen kann die Haustier-Tür also auf Wunsch geschlossen bleiben oder das Tier nach seinem Besuch im Freien nicht mehr hineinlässt, damit das Tier mit seinen dreckigen Pfoten keine Tapser am teuren Teppichboden hinterlassen kann. „Wir haben viel Technik einbauen lassen. Jeder Kunde kann selbst entscheiden, welche der Möglichkeiten er nutzt und welche nicht“, erklärt Kindl. Durch den Sensor kann diese Einstellung vorprogrammiert werden. Der Haustierbesitzer kann aber jederzeit selbst entscheiden, wann sein Tier nach draußen darf und wann nicht.

Expansion für 2014 geplant

Das Start-up brachte die Petwalk-Türen im Jänner 2013 nach ausgiebigen Feldtests, die über ein halbes Jahr gedauert haben, in den Handel. Seither wurden bereits „einige hundert“ Türen verkauft, wie Kindl mitteilt. „Zwei Drittel davon gingen ins Ausland – in die Schweiz und nach Deutschland, aber auch nach England, Belgien und Norwegen. Das sind neben den USA auch Märkte, wo es uns hinzieht“, erklärt der Petwalk-Gründer. 2014 will das Start-up einen Exportanteil von 90 Prozent erreichen.

„Derzeit verkaufen wir die meisten Türen über unseren eigenen Internet-Shop“, so Kindl. Doch ab 2014 will man auch im physischen Handel, speziell im Bereich Fenster- und Türenhandel, stärker vertreten sein. „Das macht es den Kunden leichter.“ Einbaudienstleistungen werden in der Regel vom Unternehmen nicht verkauft, man gebe jedoch innerhalb Österreichs Empfehlungen für Handwerksbetriebe ab, die den Einbau der Türen vornehmen können.

Für 2014 hat sich das Start-up viel vorgenommen. Neben einer Expansion sind auch weitere Funktionen geplant. So soll die Tür etwa an Heimautomatisierungsanlagen oder Videoüberwachungssystemen angebunden werden. Dies ermöglicht eine Steuerung der Tür über dasselbe System, mit dem man auch sein Licht oder seine Heizung regulieren kann.

App für Steuerung von auswärts

Auch eine Smartphone-App für Petwalk ist in Planung. Diese soll zwei Funktionen erfüllen: Sie soll es dem Besitzer ermöglichen, die Tür für sein Tier freizugeben und das Tier soll damit überwacht werden können. „Wenn ich mich etwa an einem Abend verspäte, kann ich mittels App dafür sorgen, dass mein Hund trotzdem ins Freie kann. Gleichzeitig kann ich via App auch beobachten, ob er diese Möglichkeit tatsächlich nutzt und durch die Tür geht“, erklärt Kindl die neue Technik. „Dieses Zubehör wird im Jahr 2014 kommen.“

Die Petwalk-Haustier-Türen, die ausschließlich in Österreich und Deutschland produziert werden, sind übrigens nicht gerade günstig. Die billigste Variante beginnt bei 1380 Euro für das mittlere Modell (kleine Haustiere), für das große Modell (große Haustiere) muss man mit 1500 Euro rechnen. „Das Produkt ist ein Problemlöser. Entweder man braucht es oder man braucht es nicht. Da schauen die wenigsten auf den Preis“, erklärt Kindl.

Petwalk wurde beim futurezone-Award im Bereich M2M powered by T-Mobile mit dem dritten Platz ausgezeichnet.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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