Scharfe Kritik an Photoshop-Frauenlächeln bei Apple-Show
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Beim Live-Event von Apple, bei dem der Konzern seine neuen iPhones, iPad Pro und Apple TV vorgestellt hat, war die erste Frau auf der Bühne ein virtuelles Gesicht. Und zwar ein Frauengesicht, dem per Photoshop ein Lächeln verpasst wurde. Adobes Design-Chef verwandelte die ernst drein schauenden roten Lippen einer hübschen Dame am iPad Pro in ein Lächeln. Im Saal wurde geklatscht, auf Twitter gebasht. Die Technik-Redaktion des „Guardian“ war eine der ersten, die einen kritischen Tweet dazu geschrieben hat.
Der Grund dafür: Apple wurde in der Vergangenheit immer wieder dafür kritisiert, dass zu wenig Frauen beim Konzern beschäftigt und bei den Live-Events auf der Bühne vertreten sind. Da waren in der Vergangenheit nämlich oft gar keine präsent. Dies hat sich in diesem Jahr zwar gebessert – drei Frauen und 12 Männer waren zu sehen - doch das retouchierte Photoshop-Lächeln im Frauengesicht haut diesen „Fortschritt“, den Apple dieses Mal bei der Bühnen-Präsenz von Frauen hingelegt hat, laut zahlreichen Berichten wieder vollkommen zusammen.
Warum Frauen photoshoppen?
Schließlich hätte Apple alles zeigen können. Warum muss es ausgerechnet das gefakte Lächeln einer Frau sein? Dieses Beispiel wurde in der Tat denkbar unklug gewählt, denn abseits der „Technik-Konzern und fehlende Frauen“-Problematik gibt es seit längerem einen nahezu weltweiten Protest gegen photogeshoppte Frauenkörper.
Frauen müssen auf Fotos immer dünn, jung und attraktiv aussehen. Viele Frauen retouchieren deshalb Fotos, auf denen sie abgelichtet zu sehen sind und ein Pickel zu stark glänzt oder eine Cellulite-Falte durchscheint, oft selbst nach – oder nehmen davon Abstand, das Foto über Social Media-Kanäle zu veröffentlichen, weil sie eben nicht „makellos“ darauf aussehen. Frauentypen, die nicht schlank sind und deren Konfektionsgrößen nicht ins Schönheitsideal passen, haben gerade wegen der oft perfekten Darstellungen von Frauen dank Photoshop noch größere Komplexe. Daher gab es in der Vergangenheit auch schon häufig Kampagnen wie „Photoshop this!“, wo sich Frauen demonstrativ so zeigen, wie sie wirklich sind.
Mit Argusaugen beobachtet
Bei Apple machen derzeit Männer rund 69 Prozent der Belegschaft aus. Dieses Frauen-Männer-Verhältnis hat sich gerade in den letzten Jahren leicht gebessert, dennoch gibt es noch Aufholbedarf. Doch nicht nur Apple hat ein Frauenproblem, fast alle Tech-Konzerne sind davon betroffen. Apple wird aber gerade deshalb von vielen genau beobachtet, wie der Konzern mit dieser Diversitäts-Problematik umgeht. Und das Photoshop-Lächeln wirft den Konzern in seiner Außenwahrnehmung hier wohl wieder zurück.
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