SCHWEIZ AUTONOMER BUS TESTFAHRT
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Schweizer Bahn: Fahrerlos zum Bahnhof

Seit Ende März fahren in der Schweizer Stadt Zug ein selbstfahrender Shuttle-Bus im Testbetrieb und Mapping aber transportieren noch nicht Passagiere im laufenden Betrieb. Mit dem Test auf der rund einen Kilometer langen Strecke wollen die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) gemeinsam mit Partnern herausfinden, wie sich autonom fahrende Fahrzeuge in das Mobilitätsangebot integrieren lassen.

Auch Tests mit selbstfahrenden Personenkraftwagen werden bei der SBB bereits angedacht, sagt Karin Tausz, die bei der SBB die Abteilung für autonome Fahrzeuge leitet."Wir denken auch an den Individualverkehr." Sie hofft, in zwei Jahren damit starten zu können, Gespräche mit möglichen Partnern werden bereits geführt. 

Lücken auf der letzten Meile

"Die Schweiz zählt zu den Ländern mit dem dichtesten öffentlichen Verkehrsnetz der Welt. Lücken gibt es aber auf der ersten und letzten Meile", sagt Tausz. "Der Weg zum und vom Bahnhof ist für viele Kunden noch nicht zufriedenstellend gelöst." Selbstfahrende Fahrzeuge sollen dabei helfen, diese Lücke zu schließen. Vorerst fährt der selbstfahrende Bus noch nach einem fixen Fahrplan, später soll er auch bei Bedarf bestellt werden können.

Bei den Shuttles sei auch noch ein "Sicherheitsfahrer" mit an Bord, der im Notfall eingreifen könne. Der habe auch die Aufgabe, darauf zu achten, wo Schwierigkeiten auftreten und wo Optimierungen vorgenommen werden könnten, sagt Tausz, die beim 6. IoT Forum CE, das am 16. und 17. Mai im Congress Center in der Messe Wien stattfindet, über smarte autonome Fahrzeuge und das Internet der Dinge in der Stadt sprechen wird.

Einsatz auch im Regionalverkehr

Einsatzmöglichkeiten für die autonom fahrenden Shuttle-Busse sieht Tausz auch im Regionalverkehr. Dort könne man mit der Bahn aus Kostengründen nicht in derselben Frequenz fahren, wie im Verkehr zwischen urbanen Zentren. Mit autonom fahrenden Shuttle-Bussen könne man den Bereich bei gleichbleibender oder höherer Qualität aber vielleicht sogar kostendeckend abdecken, meint Tausz.

Selbstfahrende Busse werden bereits in mehreren Städten weltweit getestet, auch in Österreich. Vor kurzem starteten die Wiener Linien in der Seestadt Aspern einen Pilotversuch, in Salzburg wurden bereits 2016 erste Tests mit einem fahrerlosen Minibus in der Altstadt durchgeführt.

Mobilität der Zukunft

Mit dem Test der autonom fahrenden Fahrzeuge bereiten sich die Verkehrsbetriebe auf die Mobilität der Zukunft vor. Kunden würden künftig viel flexibler unterwegs sein und kurzfristig entscheiden, welche Verkehrsmittel sie nutzen wollen, sagt Tausz. Anstatt sich mit  eigenen Fahrzeugen fortzubewegen, würde auf verschiedene Mobilitätsdienste zugegriffen. Über eine App werde die beste Kombination von Verkehrsmitteln abgefragt, um von A nach B zu kommen, und auch gleich gebucht. Wichtig sei, dass alle Angebote - vom Fahrradverleih über Bus und Zug bis hin zum Car-Sharing - optimal ineinanderfließen.

Die " Mobilität als Service" werde sich auch auf die Geschäftsmodelle der Verkehrsbetriebe auswirken: "Es werden neue Anbieter auf den Markt kommen. Die Zukunft liegt in Kooperationen." Wer letztlich die Plattformen betreiben wird, die die unterschiedlichen Angebote miteinander vernetzen, werde sich noch zeigen, meint die SBB-Managerin. IT-Firmen und Start-ups schielen ebenso auf den Markt wie private und öffentliche Verkehrsunternehmen. "Es muss auch nicht sein, dass es nur einen großen Anbieter geben wird, vielleicht gibt es regionale Plattformen", sagt Tausz.

Karin Tausz leitet bei der SBB die Abteilung Selbstfahrend Fahrzeuge

Autonome PKW nicht vor 2030

Wann werden die ersten selbstfahrenden Autos regulär im Straßenverkehr unterwegs sein? Shuttle-Services mit autonomen Bussen könnten ab Mitte der 2020er Jahre Teil der Verkehrsnetze werden, meint Tausz.

Bei selbstfahrenden PKW werde es länger dauern. Sie rechne damit, dass ab Ende der 2020er Jahre erste Fahrzeuge vorgegebene Strecken abfahren werden. Frei in der Stadt unterwegs sein werden sie nicht vor 2030 oder 2035, meint Tausz: "Es gibt noch zu viele Fragen bei der Sicherheit zu lösen."

Gesamtkonzept notwendig

Wichtig sei es, dass selbstfahrende Autos sinnvoll in das Gesamtverkehrssystem der Zukunft integriert werden. "Wenn ich die jetzigen Autos mit autonomen Fahrzeugen ersetze, habe ich nichts gewonnen", meint Tausz. Mit autonomen Fahrzeugen könne man das Thema Car-Sharing forcieren: "Dann hab ich weniger Fahrzeuge, die wie heute 23 Stunden am Tag rumstehen und es gibt weniger Parkraumbedarf." Den freigewordenen Platz könne man anders nutzen: "In den stark wachsenden Städten ist damit auf jeden Fall ein Zugewinn an Lebensqualität verbunden."

Disclaimer: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und dem IoT-Forum CE entstanden.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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