Siemens: Ampeln werden intelligenter
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Siemens hat auf der Verkehrstechnikmesse Intertraffic in Amsterdam eine neue Generation von Verkehrsmanagement-Lösungen vorgestellt, mit denen drei große Ziele verfolgt werden: Sie sollen den Straßenverkehr schneller, sicherer und sauberer gestalten. Mit dem System Sitraffic sX will man Infrastrukturbetreibern dabei helfen, neue Methoden bei der Verkehrssteuerung anzuwenden. Zu solchen neuartigen Methoden zählt etwa die automatische Umleitung von Verkehr bei zu hoher Feinstaubbelastung an bestimmten Kreuzungen. Im deutschen Potsdam etwa messen Sensoren an den Ampeln die Luftqualität.
Flexible Ampelsteuerung
Sitraffic sX besteht aus einer Cloud-Plattform, einer webbasierten Steuerung, Apps für Mobilgeräte und neuer Hardware für jene grauen Kästen, von denen aus einzelne Ampelanlagen angesteuert werden.
"Eine Ampel zeigt nicht einfach nur Rot und Grün, sondern ist ein hochkomplexes System", erklärt Wilke Reints, der Entwicklungsleiter der Abteilung Intelligent Traffic Systems bei Siemens. Moderne Ampeln arbeiten mit Detektoren, die genau erfassen, wo sich welche Verkehrsteilnehmer an einer Kreuzung aufhalten. Wie man diese Daten verwerten kann, liegt an dem System dahinter.
Automatisch oder manuell
Grünphasen lassen sich mit dem Sitraffic sX System an einzelne Fahrzeuge (etwa PKW, LKW, Fahrräder, etc.) anpassen. In den Ampelanlagen wird der Verkehr gemessen und zur statistischen Auswertung an eine eigene Cloud-Plattform übermittelt. Werden Schwierigkeiten (etwa Staus) erkannt, kann das System automatisch darauf reagieren. Will eine Verkehrsbehörde manuell ins Geschehen eingreifen, kann sie das via App für Tablets und Smartphones tun.
Auf einer HTML-5-programmierten Web-Oberfläche kann man die Live-Ampeldaten ganzer Städte überwachen. Per Klick erhält man Detailinfos zu jeder einzelnen Anlage, inklusive Fehlermeldungs-Chronik, Straßenauslastung und Staustatistik. Mit der Web-Plattform Sitraffic Smart Guard lassen sich vollautomatisierte Aktionspläne erstellen, die bei bestimmten Szenarien in Kraft treten. Einzelne Steuergeräte lassen sich bequem neu konfigurieren, ohne Mitarbeiter an Ort und Stelle schicken oder die Ampelanlage vorübergehend abschalten zu müssen.
Updates im laufenden Betrieb
In den sX-Ampelanlagen arbeiten Mini-Computer mit ARM- und Intel-Prozessoren. Ein eingebauter Flash-Speicher dient als Blackbox, dessen Daten bis zu vier Wochen lang gespeichert werden, etwa für Unfalluntersuchungen. Bei all der neuen Rechenpower soll angeblich weniger Strom als mit traditionellen Ampelsteuergeräten verbraucht werden. Energie gespart wird bei der energieeffizienteren Ansteuerung der Ampellichter.
Wenn einem Ampelsteuergerät der Prozessor entrissen wird, schaltet die Ampel auf Notbetrieb und läuft weiter. Auch Software-Updates können im laufenden Betrieb durchgeführt werden, ohne dass es zu einem Ampel-Ausfall kommt. Ein "feindliches Grün", bei dem zwei Verkehrsachsen gleichzeitig Grün-Signale erhalten, ist sowieso unmöglich. Nur wenn der Strom ausfällt, ist auch für die intelligenteste Ampelsteuerung Schluss.
Erfolgsfaktor für Städte
"Die Infrastruktur ist der größte Faktor, mit dem Städte um Investoren werben wollen", sagt Dirk John, der Leiter der Siemens-Einheit für Straßenverkehrstechnik während seiner Präsentation in Amsterdam. Laut einer Studie, die Siemens in Auftrag gegeben hat, ist Mobilität ein immer bedeutenderer Schlüsselfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit von Städten.
Neben der generellen Reduktion des Autoverkehrs gelten neue technische Innovationen im Verkehrsmanagment als größte Hoffnung für eine Verbesserung der Lage. Letzterer Weg gilt als der härtere. Wie die Studie feststellt, sind es vor allem mutige, kreative Lösungen, die erfolgreich sind.
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