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Ältere

So werden Apps seniorengerecht

Es ist eine Rolle, die wohl so gut wie jeder Digital Native aus seiner eigenen Familie kennt: IT-Support für ältere Verwandte. Gerade für Menschen, die aufgrund ihres Alters körperlich eingeschränkt und nicht mehr so mobil sind, könnten technische Entwicklungen wie Computer, Smartphones und Tablets eine wertvolle Ergänzung für den Alltag sein, sei es zur Kommunikation, Unterhaltung oder gar als Hilfe bei Notfällen. Oft ist Software wie Apps aber nicht ausreichend auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnitten.

Manchmal scheitert es schon an simplen Dingen wie einer zu kleinen Schrift oder zu kleinen Symbolen. Um zu verstehen, welche Bedürfnisse und Anforderungen ältere Personen haben, wurde das Forschungsprojekt mobi.senior.A ins Leben gerufen. Umgesetzt wurde es vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) zusammen mit dem Büro für nachhaltige Kompetenz (B-NK) und dem Zentrum für Interaktion, Medien & soziale Diversität (ZIMD).

Projektleiter Matthias Jax vom ÖIAT sieht in dem Anpassen von Mitteln moderner Kommunikation für Ältere auch einen gesellschaftlichen Mehrwert. "Wenn man vergisst, auf die speziellen Bedürfnisse von Senioren Rücksicht zu nehmen, kommen wir vielleicht in die Situation, dass sie nicht mehr in der Lage sind an dem digitalen Alltag teilzunehmen", so Jax im Gespräch mit der futurezone.

Begriffe

Die Forscher haben anhand von Usability-Tests, Interviews und Gruppendiskussionen erhoben, was älteren Menschen wichtig ist. Dabei ging es um das abbauen körperlicher Einschränkungen sowie dem Reduzieren von Komplexität. Dazu wurden Guidelines für App-Entwickler geschaffen. Es wurde auch ein Glossar erarbeitet, der zahlreiche Begriffe erklärt, die für Junge mittlerweile selbstverständlich ist. "Auch wir hatten beim Erstellen ein Aha-Erlebnis, in was für einem englischen Wortschatz wir bereits leben", erklärt Jax.

Vieles, das sich in unserem gewöhnlichen Wortschatz bereits etabliert hat, ist für Ältere einfach ein Fremdwort: "Ein klassisches Beispiel ist der Home-Button." Und genau das führt bei Erklärungen oft in eine Sackgasse. "Sagen Sie einer älteren Person, sie solle einen Screenshot machen, indem sie den Home-Button und die Power-Taste drückt. Viele werden schlichtweg nicht wissen, was gemeint ist. Soetwas muss man erstmal lernen." Aus diesem Grund ist in das Wörterverzeichnis, das dem Forschungsergebnis angehängt ist, auch besonders viel Energie geflossen. Anhand dessen sollen Software-Entwickler verschiedene Funktionen erklären.

Angst etwas falsch zu machen

Eine der Kernschwierigkeiten beim Umgang älterer Menschen mit Handys und Tablets ist die Angst, etwas kaputt zu machen. Das führt dazu, dass sich viele gar nicht trauen bzw. gar nicht versuchen, alle Möglichkeiten der technischen Geräte zu nutzen. Hier könne man laut Jax nur mit menschlichem Austausch Abhilfe schaffen. Entsprechende Materialien für Schulungen wurden im Rahmen des Projekts ebenfalls online gestellt. "Es bringt nichts, einem Senior das Gerät einfach in die Hand zu drücken", so Jax. Ohne Erklärungen eines Menschen können gewisse Hürde einfach nicht übersprungen werden. "Diesen Schritt braucht es einfach noch."

Jax hofft hier einerseits auf Workshops, wie sie unter anderem in Seniorentreffs stattfinden. Andererseits müssen auch Mitarbeiter in Geschäften entsprechend geschult und ausgebildet werden. "Es gibt einfach auch für Unternehmen neue Herausforderungen, auf die sollte man eingehen", so Jax. Im Rahmen des Projekts wurden auch Unterlagen für Verkauf & Support bereitgestellt.

Geschäftszweig

Nicht nur für Geschäfte, sondern auch gerade für App- und andere Software-Entwickler könnte es sich aus mehreren Gründen lohnen, auf die Ansprüche der Älteren einzugehen. Der kontinuierliche Anstieg der Lebenserwartung führt dazu, dass sich die Bevölkerungspyramide verändert. Das heißt, der Markt für seniorengerechte Software wächst kontinuierlich.

Ein Problem, warum Entwickler dennoch aktuell nur selten auf die speziellen Bedürfnisse eingehen, könnte laut Jax auch die Optik von seniorengerechten Programmen sein. Kontrastreiche große Schriften sehen oft nicht ansprechend aus "Das ästhetische Empfinden wird dadurch gestört." Eine zweite, alternative Ansicht für Senioren zu integrieren ist hingegen wieder sehr aufwändig. Gerade beim Entwickeln von Software wird hier vonseiten der Unternehmen der Mehraufwand für das Entwickeln einer seniorengerechten Oberfläche angeführt. "Es braucht auch vonseiten der Entwickler Einarbeitungszeit und Umsetzungszeit", so Jax. "In Zukunft wird es sich rechnen", so der Projektleiter.

Alle Unterlagen von mobi.senior.A können auf der entsprechenden Webseite heruntergeladen werden. Das Projekt wird von der FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft) mit Mitteln des BMVIT (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie) im Rahmen der FEMtech-Forschungsprojekte gefördert.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer entgeltlichen Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit). Die redaktionelle Verantwortung obliegt allein der futurezone-Redaktion.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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