TrustServista

Software will Fake News in Echtzeit erkennen

Hillary Clinton betreibt einen Kinderpornoring aus einer Pizzeria in Washington oder die US-Demokraten wollen Kinderprostitution legalisieren: Fake News sind spätestens seit dem US-Wahlkampf im vergangenen Jahr zum Politikum geworden. "Falschinformationen können großen Schaden anrichten", sagt George Bara. Sein im rumänischen Cluj ansässiges Start-up Zetta Cloud arbeitet an einem Tool, mit dem sich Falschinformationen in Echtzeit erkennen lassen sollen. Die Software heißt TrustServista und liegt bereits als Prototyp vor.

Sie analysiert Artikel auf ihre Glaubwürdigkeit und verfolgt Informationen zu ihrem Ausgangspunkt im Netz zurück. "Es genügt nicht Informationen als falsch zu identifizieren. Man muss auch verstehen, wie sich Fake News im Netz verbreiten", sagt Bara.

Rund tausend Artikel aus 50 Medien werden derzeit pro Tag von TrustServista analysiert, bis zum Sommer sollen es 50.000 Artikel aus rund 1000 Medien sein. Untersucht wird etwa, ob Texte einseitig formuliert sind, ob sie über einen Autorennamen verfügen, oder ob sie Orts- und Zeitangaben beinhalten. Sie werden mit ähnlichen Artikeln im Netz verglichen und zu ihrer Quelle, dem sogenannten "Patient Zero", zurückverfolgt. "Wenn der Ursprungsartikel als nicht glaubwürdig eingestuft wird, sind es wahrscheinlich auch die Artikel nicht, die auf ihn verweisen", sagt Bara.

Maschinelles Lernen

Indexiert werden neben Mainstream-Medien auch Blogs und Twitter-Konten, auch die Anzahl der Likes auf Facebook fließt in die Analyse mit ein. In einem weiteren Schritt sollen mit Hilfe von maschinellem Lernen Muster hinter den Fake News erkannt werden. "Ob Clickbait, Propaganda oder Hoaxes, sie alle haben bestimmte wiederkehrende Charakteristika", sagt Bara.

Mit der Software, dessen Entwicklung mit Geldern der Google Digital News Initiative (DNI) finanziert wurde, richtet sich das Start-up an Nachrichtenredaktionen, aber auch an Organisationen. Das Überprüfen von Informationen sei sehr zeitaufwendig. TrustServista erledige viele der dazu notwendigen Arbeitsschritte automatisiert. Die Ergebnisse seien vielleicht nicht perfekt, sie würden es aber ermöglichen, Informationen rasch einzuordnen.

Erste Tests

25 Journalisten und Wissenschaftler testen derzeit die englischsprachige Alphaversion der Software. In zwei Monaten soll eine stabile Betaversion vorliegen. Bis zum Jahresende will das Start-up auch andere Sprachen - darunter Deutsch, Spanisch und Französisch - unterstützen und die Algorithmen zur Bewertung der Nachrichten verfeinert haben. Dann soll die Plattform ersten Kunden angeboten werden.

Im Gegensatz zu anderen Ansätzen zur Bekämpfung von Fake News, die darauf vertrauen, dass Nutzer Fake News markieren oder schwarze Listen einsetzen, verfolge man mit TrustServista einen streng algorithmischen Ansatz. "Technik kann viel Arbeit ersparen", sagt Bara. Man werde sehen, welcher Ansatz erfolgreicher ist: "Vielleicht ist es auch eine Kombination aus beiden."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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