US-Präsident Brack Obama will "angemessen" auf den Cyberangriff auf Sony Pictures reagieren.
US-Präsident Brack Obama will "angemessen" auf den Cyberangriff auf Sony Pictures reagieren.
© REUTERS/LARRY DOWNING

Cyberangriff

Sony weist Obamas Kritik an Filmstopp zurück

Die Hacker-Attacke auf den Filmkonzern Sony wegen der Nordkorea-Satire "The Interview" ist zu einer Staatsaffäre geworden. Die US-Bundespolizei FBI machte am Freitag die Regierung in Pjöngjang direkt für den Angriff und die anschließenden Terrordrohungen verantwortlich. US-Präsident Barack Obama kündigte daraufhin bei seiner im Fernsehen übertragenen Jahresendrede eine "angemessene Reaktion" seiner Regierung an.

Diese werde zu gegebener Zeit erfolgen. Derzeit lasse er eine "Reihe von Optionen" ausarbeiten. Obama sagte auch, die USA hätten keine Hinweise darauf, dass Nordkorea bei der Attacke mit einem anderen Land zusammengearbeitet habe.

FBI präsentiert Untersuchungsergebnisse

Nach Angaben des FBI, das am Freitag das Ergebnis seiner Untersuchung präsentierte, liegen ausreichend Informationen vor, "um zu dem Schluss zu kommen, dass die nordkoreanische Regierung für diese Handlungen verantwortlich ist".

Die bei der Attacke verwendete Schadsoftware weise Ähnlichkeiten zu anderer Schadsoftware auf, die in der Vergangenheit von nordkoreanischen Hackern entwickelt worden sei. So gebe es beim Programmiercode und bei der Verschlüsselungstechnik klare Gemeinsamkeiten. Auch mehrere IP-Adressen seien bereits bei früheren nordkoreanischen Cyberangriffen zum Einsatz gekommen.

"Außerhalb der akzeptablen Grenzen"

Mit der "Einschüchterung" bewege sich Nordkorea "außerhalb der Grenzen des akzeptablen Verhaltens von Staaten", teilte das FBI mit. Die US-Bundespolizei zeigte sich "zutiefst besorgt über die zerstörerische Natur dieser Attacke". Nordkorea habe einem in den USA tätigen Unternehmen "bedeutenden Schaden" zufügen und das Recht von US-Bürgern auf freie Meinungsäußerung unterdrücken wollen.

Nordkorea dementiert

Pjöngjang streitet jede Verantwortung ab. In einer von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichten Erklärung heißt die nordkoreanische Militärführung die Attacke aber als "gerechte Tat" gut. Sony habe die "Würde" von Kim Jong-un verletzt.

Eine Gruppe mit dem Namen Guardians of Peace (GOP) hatte Ende November einen Cyberangriff auf Sony gestartet und interne Dokumente und E-Mails der Produktionsfirma im Internet veröffentlicht. Vor einigen Tagen sprach die Gruppe wegen "The Interview" dann ominöse Drohungen aus und erinnerte an die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Sony zog den Film, in dem es um ein fiktives Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un geht, daraufhin kurz vor dem für den ersten Weihnachtstag geplanten Kinostart zurück.

Kritik an Sony

"Irgendein Diktator an irgendeinem Ort" dürfe nicht in den Vereinigten Staaten eine Zensur durchsetzen können, sagte Obama. Er habe zwar Verständnis, dass Sony sich als Privatunternehmen vor wirtschaftlichem Schaden gefürchtet habe. Aber er hätte sich gewünscht, dass die Verantwortlichen des Filmkonzerns vor der Entscheidung mit ihm gesprochen hätten. "Ich hätte ihnen gesagt, nicht in ein Muster zu verfallen, in dem man sich von Cyberangriffen einschüchtern lässt", sagte der Präsident. Es bestehe die Gefahr, dass Produzenten künftig Selbstzensur übten. "Das ist nicht, wer wir sind. Das ist nicht, wofür Amerika steht", sagte Obama.

Sony: "Präsident versteht nicht"

Sony hat die Kritik von US-Präsident Barack Obama an der gestoppten Veröffentlichung einer Filmsatire über Nordkorea mittlerweile zurückgewiesen. „Wir sind nicht eingeknickt“, sagte der Chef der US-Filmtochter Sony Pictures, Michael Lynton, am Freitag dem Sender CNN. „Der Präsident, die Presse und die Öffentlichkeit irren sich, was den tatsächlichen Ablauf angeht.“

Sony kontrolliere nicht die Kinos und könne nicht darüber entscheiden, welche Filme gezeigt würden. Obamas Bemerkungen seien enttäuschend, sagte Lynton. Er sei sich nicht sicher, ob der Präsident wirklich verstehe, was zu der Absage geführt habe. „Daher widerspreche ich der Darstellung, dass sie ein Fehler war.“

Experten: Kaum Handhabe

Welche Maßnahmen die USA konkret gegen Nordkorea einleiten könnten, ist offen. Experten sehen kaum eine Handhabe: Die abgeschottete, bloß 50 Milliarden Dollar (41 Mrd. Euro) große Volkswirtschaft des kommunistischen Landes bietet wenig Angriffsfläche. Zudem sind wegen des Streits über Nordkoreas Atomprogramm bereits umfangreiche Sanktionen in Kraft.

"Es gibt verdammt wenig, was sie wirklich tun können", sagte Jim Lewis vom Center for Strategic and International Studies. "Erstens, Nordkorea hat keine Wirtschaft. Zweitens, wir haben gegen sie bereits jede dem Menschen bekannte Sanktion verhängt." Ein Schlagabtausch über das Internet würde für die USA nicht gut ausgehen: "Man kann die Lichter in Pjöngjang ausgehen lassen, und sie könnten in New York das Licht löschen. Wer nimmt mehr Schaden?"

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