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Digital Life

Stalker können auf Dating-Apps Aufenthaltsort der Opfer ausspähen

Nutzer von Dating-Apps wie Bumble, Hinge und anderen können sehen, wie weit entfernt ein potenzielles Match ist. Das ist praktisch, weil man so erfährt, ob sich die andere Person in der Nähe befindet. In der Fachsprache heißt das Location-Based Dating (LBD).

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In einer neuen Studie nahmen belgische Forscher 15 Dating-Apps unter die Lupe. Sie stellten fest, dass 6 der beliebtesten Dating-Apps (Bumble, Hinge, Badoo, happn, Grindr und Hily) bei ihren Ortungsdiensten jedoch zu weit gehen könnten. Den Forschern fielen große Schwachstellen auf, die es Stalkern oder Identitätsdieben ermöglichen könnten, den genauen Aufenthaltsort ihrer Opfer herauszufinden.

Ortung via GPS und "in der Nähe"

Zwar würde keine der untersuchten Apps den genauen Standort in den Nutzerprofilen anzeigen, aber dieser verstecke sich in den Filtern, mit denen Nutzer nach dem Kriterium „Entfernung“ filtern können. Für die Standortsbestimmung kommt eine neuartige Technik zum Einsatz, die „Oracle Trilateration“ genannt wird.

Bei der herkömmlichen Methode zur Standortbestimmung (Trilateration) wird ein 3-Punkte-GPS-System verwendet, um die Entfernung zwischen Nutzern zu messen. So entstehen auf einer Karte drei Kreise, in deren Schnittfläche sich der Nutzer befindet.

Oracle Trilateration funktioniert etwas anders: Stalker können damit anfangen, den Standort des Opfers grob zu schätzen. Wenn sie sich dann bewegen, sehen sie irgendwann, wenn das Opfer nicht mehr "in der Nähe" ist. Wenn sie das in drei verschiedenen Richtungen tun, können Stalker den exakten Standort ihrer Opfer herausfinden. Neben dem Standort verraten die Apps auch weitere Details über die Nutzer, etwa wie alt diese sind und welche sexuelle Orientierung sie haben.

Auf 2 Meter genau aufspürbar

Eigentlich sind die Probleme nichts Neues, sondern bereits bekannt. „Es war etwas überraschend, dass bekannte Probleme in diesen beliebten Apps immer noch vorhanden waren“, erklärte der Forscher Karel Dhondt gegenüber TechCrunch. „Ich würde sagen, 2 Meter reichen aus, um den Benutzer genau zu lokalisieren“, sagte Dhondt. Basierend auf den Informationen, die Benutzer über die App kommunizieren, und ihren Fotos könnten Stalker und andere Personen mit böswilligen Absichten so sehr viel über ihre Opfer herausfinden.

Die Apps beteuern, dass man die Probleme mittlerweile im Griff habe. „Wir wurden schon Anfang 2023 auf diese neuen Ergebnisse aufmerksam gemacht und haben die beschriebenen Probleme rasch gelöst. Als globales Unternehmen mit Nutzern auf der ganzen Welt sind wir dem Schutz der Privatsphäre unserer Nutzer verpflichtet und haben einen globalen Ansatz zur Einhaltung des Datenschutzes verfolgt“, sagte ein Sprecher von Bumble zu Mashable.

Zusätzliche Schutzmaßnahmen

Auch die anderen Apps seien auf die Vorwürfe eingegangen und hätten entsprechende Maßnahmen in die Wege geleitet, berichtet TechCrunch. In den Nutzungsrichtlinien wird aber weiterhin auf das Risiko von Datenlecks hingewiesen. Andere Apps wie Tinder haben bereits in der Vergangenheit extra Schutzmaßnahmen für ihre User eingeführt. In einigen Ländern muss man sich deshalb seit Februar mit einer Führerscheinkopie oder einem Reisepass ausweisen, um falsche Identitäten und Bots von echten Nutzern zu unterscheiden.

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