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© Technisches Museum Wien

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Bionik bis Beats: Was das Technische Museum Wien künftig zeigt

Momentan hat man im Technischen Museum Wien ziemlich viel Platz. Die Besucherzahlen sind in den vergangenen 2 Jahren pandemiebedingt stark zurückgegangen. Im vergangenen Jahr musste das Haus insgesamt 90 Tage geschlossen bleiben. "Wir hatten zwar nicht jeden Tag offen, aber wir waren sehr aktiv", meint Museumsdirektor Peter Aufreiter. Er zog am Dienstag nach 2 Jahren Amtszeit nun erstmals eine Zwischenbilanz und stellte Pläne für die nächsten Jahre vor.

Ausbau trotz eisernem Sparkurs

In den vergangenen Monaten hat sich im Technischen Museum einiges getan. U.a. wurde der Bereich miniXplore errichtet, der Kinder für Naturwissenschaften begeistern soll, eine neue Ausstellung über die Fähigkeiten künstlicher Intelligenz wurde eröffnet und zuletzt kam die Sonderausstellung Foodprints über Ernährung dazu. Die Webseite wurde erneuert, die TMW ToGo App ins Leben gerufen, die österreichische Mediathek wurde erweitert, die Hausfassade mit Projektionen lebendig gemacht und ein hauseigenes Forschungsinstitut wurde gegründet. Als erstes Museum in Österreich erhielt das Technische Museum Wien das Umweltzeichen für seine Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit.

Unterdessen blieben viele Besucher fern, vor allem jene aus den Bundesländern und dem Ausland. "Viele Einnahmen fielen weg", erklärt Karin Skarek, die wirtschaftliche Geschäftsführerin des Museums. Durch staatliche Unterstützung und "eisernes Sparen" wurden die gesamte Belegschaft gehalten und sämtliche Projekte fortgeführt. Auch in den kommenden Jahren wird es zahlreiche Veränderungen im Angebot geben.

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Die Foodprints-Ausstellung wandert durch Europa

Ausstellungs-Import und -Export

Die Foodprints-Ausstellung wird noch bis Ende des Sommers laufen, dann wandert sie weiter ins Tekniska Museet nach Stockholm. Dieses ist wie das Technische Museum Wien und 2 weitere Museen in Dortmund und Granada Teil der Alliance4Science. Diese will gemeinsam Ausstellungen entwickeln und untereinander tauschen, um sie einem größeren Publikum für längere Zeiträume näherzubringen. Im Herbst 2022 kommt dadurch die Ausstellung "BioInspiration. Innovation nach dem Vorbild der Natur" von Granada nach Wien. 2023 kommt die Stockholmer Ausstellung "Zero Emission Cities" nach Österreich, 2024 die KI-Ausstellung "Smart World" aus Dortmund.

Lounge und Lab

Auch bei den Dauerausstellungen gibt es einige Neuerungen. Der Raumfahrt-Bereich wird im Frühling 2022 etwa mit vielen neuen Objekten bereichert, u.a. von Österreichs einzigem Raumfahrer Franz Viehböck. Im Museum werden ein Science Corner (in Kooperation mit der TU Wien), sowie ein Innovation Corner (gemeinsam mit Start-up-Agenturen) etabliert. Im Musikbereich entsteht die "Music Lounge", die elektronischer Musik aus Österreich gewidmet ist. Darin wird es u.a. eine interaktive Bühne geben. Im Erdgeschoss wird es einen neuen Bereich zum Thema Klimawandel geben, der im Sommer 2023 eröffnet wird. Ein halbes Jahr später wird sich der Industriebereich völlig neu präsentieren.

Weil die ansonsten zahlreich kommenden Schülergruppen während der Pandemie dem Museum fernblieben, wurde ein Elektro-Bus angeschafft und in ein "Road Lab" verwandelt. Dieses wird künftig zu den Schulen fahren - sobald Genehmigungen dafür vorhanden sind. Für die wärmere Jahreszeit soll vor dem Technischen Museum ein neuer Outdoor-Erlebnisbereich für Kinder entstehen. Dazu werden gerade Gespräche mit der Stadtverwaltung geführt, meint Aufreiter.

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Im RoadLab sollen Schüler Maschinen basteln können

Archivierte Software

Die österreichische Mediathek wird erweitert. Für das vom Technischen Museum betreuten audiovisuellen Archiv werden derzeit die ältesten Tonaufnahmen gesucht. Das Archiv der Vereinigten Bühnen Wien wird digitalisiert und über die Mediathek zugänglich gemacht. Für die Organisation der Mediathek könnte künftig Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. Das Forschungsinstitut des Museums beschäftigt sich damit, wie das funktionieren soll. Außerdem gibt es Forschungsprojekte zur Spracherkennung für historische Tonaufnahmen sowie zur Archivierung von Objekten mit Gefahrenstoffen. Aufreiter: "Batterien können etwa aus vielen Objekten nicht mehr herausgelöst werden, wir können sie aber auch nicht ewig konservieren."

Das Forschungsinstitut wird auch der Frage nachgehen, wie man eine digitale Sammlung gründen könnte, in der z.B. Software archiviert wird. "Wie kann man etwa jemandem in 50 Jahren erklären, was der Unterschied zwischen einem iPhone 3 und einem iPhone 13 war? Erlaubt uns das Apple überhaupt?", fasst Aufreiter die Problematik zusammen.

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Im Forschungsinstitut wird u.a. an der digitalen Archivierung getüftelt

Pläne bis 2027

2023 wird es eine neue Sonderausstellung zum Jubiläum der Wiener Weltausstellung 1873 geben. Die Serie "weiter_gedacht" wird außerdem mit einer Ausstellung über die Energiewende fortgesetzt. 2024 werden 100 Jahre Radio in Österreich gefeiert. Dazu gibt es im Museum eine Ausstellung, die sich von der Gerätetechnik über die Ausbreitung des Radios in Österreich und die Verbreitung von Radiogeräten als Konsumgut erstreckt. 2025 kommt im Rahmen von "weiter_gedacht" eine Ausstellung über Kreislaufwirtschaft, 2027 eine Ausstellung über Weltraumarchitektur.

Wer das vielfältigen Angebot vor Ort nicht wahrnehmen kann, dem bietet das Technische Museum immer mehr ausstellungsspezifische Online-Magazine. Wer dem Museum besonders verbunden ist und etwas zu dessen Finanzierung beitragen will, der kann auch auf der Museumswebseite eine Objektpatenschaft abschließen. Ab 100 Euro kann man etwa zum Pate bzw. zur Patin von Maschinenmodellen, Werkzeugen, skurrilen Fundstücken oder Fahrzeugen werden.

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Technischen Museum Wien und der futurezone.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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