Technisches Museum will Künstliche Intelligenz entmystifizieren
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Künstliche Intelligenz begegnet Menschen heute in vielfältiger Form. Meistens wird damit besonderer Fortschritt assoziiert, eine genaue Vorstellung davon, was KI ist, was sie kann und was nicht, fehlt dabei oft. Das Technische Museum Wien beleuchtet das Phänomen ab 17. Dezember in der neuen Sonderausstellung "Künstliche Intelligenz?". "Das Fragezeichen ist das Wichtigste an diesem Titel", meint Peter Aufreiter, der Generaldirektor des Technischen Museums, bei der Ausstellungseröffnung. "Wir wollen hinterfragen, in welcher Form KI existiert, welchen Nutzen und welche Notwendigkeit sie hat."
Vom Rasenmäher zum Satellit
Bundesministerin Leonore Gewessler (BMK) schildert bei der Eröffnung, in welch unterschiedlichen Gebieten KI heute zur Anwendung kommt: etwa bei der Analyse von Satellitenbildern und der Erstellung von Klimaprognosen, bei der Differenzierung von Bienen als Indikatoren für Umweltschäden, oder bei der Steuerung autonomer Mähmaschinen für die ASFINAG. Auch im Einsatz für den Kampf gegen den Klimawandel sei KI sehr hilfreich.
Fünf Ebenen
"Was KI macht, erleben wir nicht und wir verstehen es nicht, deswegen kommt es zu verschiedenen Zuschreibungen. Wir wollen KI entmystifizieren", sagt Ausstellungskurator Christian Stadelmann. "Künstliche Intelligenz?" erstreckt sich über fünf Ebenen. Von unten beginnend erfahren Besucher, wie KI definiert wird, wie sie funktioniert, wie sie uns im Alltag begegnet, wie sie kreativ genutzt werden kann und wie sie Menschen künftig vollautonom befördern wird.
Personalisierte Gedichte
Zu den Highlights der Ausstellung zählt u.a. eine Station, an der man eine KI auf korrekte Bilderkennung trainiert. Dabei merkt man auch, welche Schwierigkeiten und Fehlinterpretationen oft auftreten. An anderer Stelle wird anschaulich gemacht, welche Abstraktionsebenen eine KI durchläuft, um das grobe Muster einer Zahl zu erkennen. Im Kreativbereich erstellt eine KI personalisierte Gedichte, die man ausgedruckt mit nach Hause nehmen kann. Omnipräsent in der Ausstellung ist auch das Thema Robotik, mit dem KI in der allgemeinen Vorstellung oft in Verbindung gebracht wird.
App und Online-Magazin
Mit der neuen Ausstellung führt das Technische Museum Wien eine eigene App ein. Mit dieser kann man zu Beginn zwei Touren durch das Museum durchlaufen, auch durch den KI-Bereich. In den kommenden Wochen wird die App um weitere Touren bereichert. Künftig sollen auch Rätselrallys, Kinderführungen und mehr dazukommen, verrät Generaldirektor Aufreiter. Auf der völlig neu gestalteten Webseite des Museums gibt es außerdem ein "KI-Zine", mit dem der ansonsten übliche Ausstellungskatalog ersetzt wird. "In diesem Bereich tut sich so viel", meint Aufreiter. Durch das Online-Magazin, in dem u.a. Beiträge eines wissenschaftlichen Beirats der Ausstellung erscheinen, könne man aktuelle Fortschritte im KI-Bereich miteinbeziehen.
Umweltzeichen
Dass "Künstliche Intelligenz?" überhaupt noch 2020 starten könne, sei eine große Freude, meint Auftreiter bei der Eröffnung. Sein erstes Jahr als Direktor des Museums habe er sich anders vorgestellt, aber die Zeit sei für eine umfassende Neuausrichtung gut genutzt worden. Als Betrieb konnte das Technische Museum mehrere Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen umsetzen. Deswegen wurde es von Ministerin Gewessler auch mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. Als erstes Museum mit Umweltzeichen soll es nun beispielgebend sein.
Weiter gedacht
"Künstliche Intelligenz?" ist die bereits dritte Ausstellung der Reihe weiter_gedacht_, die in Zusammenarbeit mit dem BMK (früher BMVIT) läuft. 2014 wurde dafür der turmartige Einbau mitten im Technischen Museum, der "Koffer", konstruiert. 2016 startete darin die Ausstellung "Zukunft der Stadt", 2018 "Arbeit und Produktion" und 2020 nun "Künstliche Intelligenz?". Auf Nachfrage der futurezone verriet Aufreiter, dass mit dem BMK Gespräche über eine Fortführung am Laufen sind. Gewessler: "Die Themen gehen uns sicher nicht aus."
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Technischen Museum Wien und der futurezone.
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