© (cc-by-sa) 2012 by Martin Kaltenbrunner, Interface Culture Lab, Kunstuniversität Linz

Kult

Twittern wie im 19. Jahrhundert

Wer weiß heute überhaupt noch, wie ein Morsegerät funktioniert oder hat jemals selbst eines benutzt? Seefahrer ausgenommen. Eine ungewöhnliche Open Design Studie des Linzer Medienkünstlers und Universitätsprofessors Martin Kaltenbrunner könnte Abhilfe schaffen und dabei auch nützlich sein. Der "Tworse Key" sieht auf den ersten Blick wie eine klassische Morsetaste aus, doch ein Netzwerkkabel trübt das Bild. Öffnet man das stilvolle Holzkästchen, wird schnell klar, warum hier ein Netzwerkkabel montiert ist. Denn im Inneren des Geräts verrichtet der Mikrocontroller Arduino seine Arbeit. Der Mikrocontroller übersetzt den Morsecode und sendet ihn anschließend an einen Twitter-Account, im Falle des Prototypen an @tworsekey. "Die Idee dahinter war, ein obsoletes User-Interface mit einem zeitgenössischen zu verbinden - aber auf einer sehr simplen Basis", sagt Kaltenbrunner.

Kaltenbrunner stellt den Tworse Key auf der Dorkbot Berlin vor und erregte dabei große internationale Aufmerksamkeit. Neben den Blogs The Next Web, The Verge und Engadget griffen auch CNet und ZDNet die Idee auf und berichteten darüber. Über YouTube gab es bereits zahlreiche Anfragen, Kaltenbrunner denkt auch schon darüber nach, eine kleine Serie zum Verkauf zu produzieren. Allerdings hat er bereits sämtliche Daten zu seinem Projekt frei veröffentlicht, sodass jeder Interessierte das Gerät nachbauen oder weiterentwickeln kann. Das sei auch die Idee hinter dem Projekt gewesen - Open Software und Open Hardware miteinander zu verbinden. Die Kosten schätzt er auf knapp 100 Euro, wobei der Arduino selbst bereits der kostspieligste Baustein sein dürfte.

"Wir beschäftigen uns mit Dingen, die eigentlich aus dem Alltag verschwunden sind und wollen sehen, was damit möglich ist.", beschreibt Kaltenbrunner seine Arbeit im Rahmen des Linzer Interface Culture Lab. Als nächstes Projekt plant Kaltenbrunner eine Kombination aus Wählscheibe und SMS. In Kombination mit der T9-Technik soll man so - wieder mit Hilfe eines Arduino - auf einer Wählscheibe SMS tippen können. Auch an weiteren Ideen mangelt es nicht:  "Vorstellbar wäre eine ganze Serie von solchen Geräten obsoleter Kommunikation, aber wer weiß."

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