Die Ukraine baut jetzt Kampf-Kajaks mit Granatwerfern

Die Ukraine hat im Abwehrkampf gegen Russland bereits einige ungewöhnliche Militärgeräte gebaut. Am berüchtigtsten sind die schwimmenden Kamikaze-Drohnen.

Auch das neueste Kriegsgerät bewegt sich am Wasser fort und ist für Spezialeinsätze gedacht: das Poloz-M16.

UAG-40 mit über 2 Kilometern Reichweite

Die Ukraine bezeichnet das Boot als „Combat Kayak“ – Kampf-Kajak, berichtet Army-Inform. Es ist ein Zweisitzer mit einer Traglast von 480 kg. Am vorderen Platz ist ein in der Ukraine entwickelter UAG-40 angebracht. Dabei handelt es sich um einen besonders leichten Granatwerfer, mit gleichzeitig wenig Rückstoß.

Er verschießt gegurtete 40x53mm-Granaten, so wie auch der amerikanische MK19 und das deutsche GMW. Je nach verwendeter Munitionsart ist die präzise Bekämpfung von Zielen bis zu 1,5 Kilometer möglich und eine Flächenwirkung auf bis zu 2,2 Kilometer. Die Feuerrate liegt bei etwa 400 Schuss die Minute.

Wie gut diese Waffe auf einem Kajak funktioniert, ist fraglich. Im Video des Poloz-M16 wird nicht damit geschossen. Trotzdem sieht man, wie stark das Boot rollt und wackelt, während die Person im Vordersitz versucht zu zielen. Ganz präzise muss man mit dem UAG-40 aber nicht zielen. Bei üblichen 40x53mm-Granaten wird der Verwundungsradius rund um den Einschlag mit 15 Metern angegeben, der letale Bereich mit 3 bis 5 Metern.

Mit den Granaten können auch leicht gepanzerte Ziele, wie Geländefahrzeuge, Lkw und leichte Truppentransporter, bekämpft werden. Die Ukraine benutzt solche von den USA hergestellten Granaten vom Typ M430A1 ua. auch, um sie von Drohnen aus auf russische Schützengräben und Fahrzeuge abzuwerfen.

Elektromotor soll leiser als rudern sein

Das Kajak kann traditionell mit Paddeln bewegt werden, hat aber auch einen Elektromotor. Laut Soldaten, die das Poloz-M16 getestet haben, soll der Elektromotor sogar leiser als rudern sein. Üblicherweise werden solche Motoren über eine Lenkstange direkt bewegt. Beim Poloz-M16 gibt es aber eine Fernbedienung an Bord, mit der beschleunigt und gelenkt wird.

Zwischen den 2 Plätzen gibt es ein Staufach, das universell genutzt werden kann. Als Beispiel wird die Transportmöglichkeit für zusätzliche Munition und Drohnen angegeben. Es wäre sogar Platz für einen Campingkocher, falls das Poloz-M16 für einen mehrtägigen Spezialeinsatz genutzt wird. Alternativ kann hier eine dritte Person mitfahren, etwa um einen Verletzten zu bergen. Auch ein Hund kann so transportiert werden, falls es die Mission erfordert.

➤ Mehr lesen: Video: Ukrainisches Drohnenboot trifft russisches Kriegsschiff

Für Spezialoperationen auf Flüssen

Kajaks und ähnliche leise Boote kommen üblicherweise bei Spezialeinheiten zum Einsatz. Man kann sich dem Ziel über Flüsse nahezu lautlos annähern und ist aufgrund der kleinen Größe weniger sichtbar als in einem großen Schlauchboot oder Patrouillenboot.

Flüsse sind in bewaffneten Konflikten oft von großer Bedeutung, da sie natürliche Befestigungslinien darstellen, die von den Verteidigern mit Befestigungsanlagen ausgebaut werden. In der Ukraine stellt etwa der Fluss Dnipro die Frontlinie zwischen dem besetzten und befreiten Oblast Cherson dar.

Spezialeinheiten könnten mit solchen Kajaks auch zu Brücken fahren, um diese zu sprengen oder verminen. Der UAG-40 an Bord könnte zudem für Feuerunterstützung bei Überfällen auf feindliche Lager genutzt werden. 2 oder mehr Kajaks eröffnen das Feuer vom Fluss oder der Küste aus, gleichzeitig greift ein Landtrupp das Ziel von der Seite an. Für Patroullienfahrten wäre das Poloz-M16 hingegen eher ungeeignet, weil die Soldat*innen an Bord keine Deckung haben, sollten sie in einen Feuerüberfall geraten.

Ob das Poloz-M16 schon in Serienfertigung gebaut oder bereits eingesetzt wird, ist derzeit nicht bekannt.