UN schreibt Echtzeit-Tracking für Passagierflugzeuge vor
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Die International Civil Aviation Organisation (ICAO) der Vereinten Nationen (UN) hat zum Jahrestag des Verschwindens des Malaysia-Airlines-Fluges MH370 neue Maßnahmen verkündet, die derartige Fälle in Zukunft verhindern. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung des Chicagoer Abkommens über die internationale Zivilluftfahrt, das 1944 erstmals ausgehandelt wurde. Aktuell haben 191 Länder das Abkommen ratifiziert, darunter auch Österreich. Kernpunkt der Bestimmung ist eine Richtlinie, wonach Flugzeuge mit Geräten ausgestattet werden, die in Notsituationen im Minutentakt Positionsdaten übermitteln können.
Eine weitere Maßnahme ist, dass der Stimmenrekorder im Cockpit in Zukunft einen Zeitraum von 25 Stunden aufzeichnet, „um alle Flugphasen abzudecken“. So soll es Ermittlern nach einem Absturz besser möglich gemacht werden, sämtliche Vorgänge nachvollziehen zu können. Außerdem sollen Flugdatenschreiber in Zukunft verbessert werden, so, dass sie nach einem Absturz mit höherer Wahrscheinlichkeit zeitgerecht gefunden werden können.
Airlines haben nun fünf Jahre (bis 2021) Zeit, entsprechende Systeme zu implementieren bzw. die Richtlinie umzusetzen. Aktuell gibt es kein System, um die Position von Passagierflugzeugen durchgehend zu kontrollieren bzw. aufzuzeichnen. Das liegt an der eingeschränkten Reichweite von Bodenradarsystem.
Technische Details offen
Wie die Lösung technisch umgesetzt werden soll, ist derzeit noch offen. So ist es etwa auch fraglich, ob überhaupt alle Flugzeugtypen mit zusätzlichen Geräten ausgestattet werden müssen. Kleinere Regionalmaschinen befinden sich in der Regel ohnehin immer in Gebieten, die von konventionellen Bodenradarsystemen abgedeckt werden. Anders sieht das wiederum bei Langstreckenflugzeugen aus, die regelmäßig über die Weltmeere fliegen. Sandra Bijelic, Pressesprecherin der Austrian Airlines, erklärt gegenüber der futurezone, dass die Thematik der Fluglinie bereits seit Ende 2015 bekannt sei.
„Derzeit prüfen wir, wie man das am besten technisch umsetzen kann. Gesetzliche Vorgaben werden wir natürlich erfüllen“, so Bijelic. Die österreichische Fluglinie verfügt derzeit über eine Flotte aus 79 Maschinen. Zu einem genauen Zeitraum oder den geplanten Kosten der Umrüstung wollte man sich aktuell noch nicht äußern.
MH370
In das Bewusstsein der Öffentlichkeit ist diese Problematik mit dem Verschwinden des Malaysia-Airlines-Jets gekommen, der 2014 mit 229 Menschen an Bord verschwand. Bis heute sind nur wenige kleine Wrackteile aufgetaucht, die der Boeing 777 zugeordnet werden konnten. Die Flugdatenschreiber konnten bis heute nicht geortet werden, auch, wo und unter welchen Umständen MH370 verschwand, ist bis heute ein Rätsel.
Externe Daten
In Ermangelung eines eigenen Tracking-Systems greifen Fluglinien heute teilweise auch auf Daten zurück, die über externe Firmen wie Flightradar24 gesammelt werden. Die Aufzeichnungen über Flugbewegungen werden dort von den Nutzern gesammelt, die eine entsprechende Antenne auf ihrem Dach installiert haben. Möglich ist das, weil die Signale der Flugzeuge theoretisch von jeden mit entsprechender Einrichtung ausgewertet werden können.
Die notwendigen Geräte stellt Flightradar24 kostenlos zur Verfügung, jede Woche werden 30 Stück an Interessierte ausgeliefert. Über 7000 sollen derzeit weltweit im Einsatz sein. Laut eigenen Angaben sind zwei der weltweit zehn größten Airlines Abnehmer der so gesammelten Positionsdaten. Das Geschäft floriert: Gemeinsam mit dem Geld, das man über die teilweise kostenpflichtigen Apps einnimmt, summierte sich der Jahresumsatz 2014 auf 4,6 Millionen Euro. Gewinn wurden 2,1 Millionen gemacht.
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