US-Bauern kämpfen um Recht, eigene Traktoren hacken zu dürfen
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US-Landwirte kämpfen derzeit intensiv um das Recht, ihre Traktoren selbst reparieren und modifizieren zu dürfen. Das berichtet die US-Plattform Motherboard. Bereits kleine Reparaturen seien für die zunehmend in Bedrängnis geratenen Landwirte mit hohen Kosten verbunden. „Um den Traktor auf einen Lastwagen zu bekommen, muss ich 1000 US-Dollar zahlen. Bis der Traktor dort und wieder zurück ist, muss man 2000 US-Dollar bezahlen, um etwas Kleines reparieren zu lassen“, beschreibt Kyle Schwarting, ein Farmer aus dem US-Bundesstaat Nebraska.
Um Defekte zuhause erkennen zu können, musste er sich online eine illegale Kopie des Diagnose-Tools von „ John Deere“ beschaffen. „Obwohl die Traktoren immer mehr High-Tech werden, haben wir selbst nicht die Möglichkeit, diese anzuschließen und Diagnosen zu stellen. Auch reparieren oder Teile zu verwenden, die wir gekauft haben, ist nicht möglich. Es gibt zwar gebrauchte Teile zum Kauf, aber wenn ich sie einbaue, funktioniert der Traktor nicht“, erklärt Tom Schwarz, einer der von Motherboard befragten Landwirte.
Hacken führt zu Klagen
Daher greifen immer mehr Farmer auf alternative Firmware aus der Ukraine zurück, die ihnen Reparaturen, Modifikationen und Diagnosen zuhause – ohne kostspieligen Service-Techniker – erlaubt. Ein Dorn im Auge vieler Hersteller von Agrar-Technik. Denn obwohl der in den USA gültige Digital Millennium Copyright Act das Verändern der Geräte-Firmware in gewissen Fällen erlaubt, könnten sich die US-Farmer dennoch strafbar machen. US-Hersteller John Deere schränkt beispielsweise in den Nutzungsbedingungen, die beim Kauf unterschrieben werden müssen, derartige Rechte stark ein. Das Einspielen neuer Software könnte so zu einer Zivilklage und Schadenersatzansprüchen führen.
Um dem vorzubeugen, führen die US-Landwirte derzeit einen erbitterten Kampf um das „Recht auf Reparatur“, das in den vergangenen Monaten vor allem durch Apple in den Schlagzeilen landete. In den USA gibt es bereits in 18 Bundesstaaten Bemühungen und konkrete Gesetzesentwürfe für ein „Recht auf Reparatur“. Diese würden den Einsatz reparaturbehindernder Maßnahmen, beispielsweise selbst entwickelter Schrauben, verbieten und von den Herstellern verlangen, dass diese Ersatzteile und Anleitungen zur Verfügung stellen.
Kampf mit Lobby-Organisationen
Aus Angst, dass die eigene Marke Schaden nehmen könnte, schicken die Hersteller oftmals Lobby-Vertreter vor, auch im Agrar-Sektor. Kürzlich mussten diese jedoch nachgeben: So kündigten kürzlich die „Association of Equipment Manufacturers“ ( AEM) und die „Equipment Dealers Association“ an, dass sie „vernünftige Reparaturlösungen“ unterstützen und einigen Forderungen der Aktivisten nachkommen wollen.
Der Kompromiss sieht vor, dass die Hersteller Anleitungen und Diagnosesoftware für alle Modelle, die ab 2021 gefertigt werden, den Käufern zur Verfügung stellen werden. Modifikationen an der Soft- und Hardware lehnen die Organisationen jedoch weiterhin vehement ab.
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