USA: GPS-Überwachung für Schulschwänzer
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Das GPS-Tracking von Schülern ist Teil eines sechswöchigen Schulversuchs im Bezirk Anaheim in Kalifornien. Mit der Maßnahme will man die unentschuldigten Fehlstunden von Schülern reduzieren und verhindern, dass diese in Straßengangs und anderen zwielichtigen Kreisen landen. Für die Schulen geht es aber auch ums Geld. Denn sie werden in Kalifornien pro anwesendem Schüler pro Tag bezahlt.
Das Programm funktioniert eigentlich auf freiwilliger Basis, allerdings droht Schülern, die sich der Maßnahme widersetzen, ein Schulrauswurf oder im schlimmsten Fall das Jugendamt. Das GPS-Gerät weckt die Schüler automatisiert jeden Morgen, fünf Mal am Tag müssen die Schüler per Code-Eingabe schließlich ihren Standort bekanntgeben. Ein Betreuer meldet sich zudem drei Mal die Woche persönlich, um etwaige Probleme mit den Schülern zu besprechen.
"Maßnahme bedenklich"
"Dass Schüler unentschuldigt dem Unterricht fernbleiben, ist auch hierzulande ein altbekanntes Phänomen. Eine Überwachung mittels GPS finde ich allerdings bedenklich", meint die niederösterreichische Schulpsychologin Andrea Richter im Gespräch mit der FUTUREZONE. "Kinder und Jugendliche haben wie Erwachsene ein Recht auf Privatsphäre. Mit der physischen Anwesenheit der Schüler in der Schule sind zudem längst nicht alle Probleme gelöst", so Richter.
Denn das sogenannte Schule-Schwänzen könne viele Gründe haben. Neben Desinteresse und Verweigerung würden einige Schüler an Angststörungen leiden, die den Schulbesuch unmöglich machen. "Hier gilt es herauszufinden, was der Hintergrund ist und gegebenenfalls das Umfeld zu ändern. Oftmals sitzen Schüler einfach in einer Schule, die von ihren Interessen und Anforderungen nicht zu ihnen passt. Dann kann ein Schulwechsel viele Probleme lösen", erklärt Richter.
Finanzierungsproblem
Abgesehen vom psychologischen Aspekt ist ein derartiges System in Österreich ohnehin kaum finanzierbar. Wie die kalifornischen Schulen bekannt gaben, kostet die Anschaffung eines GPS-Geräts umgerechnet etwa 220 bis 300 Euro. Pro Tag fallen pro Schüler Kosten von acht Dollar (ca. sechs Euro) an. Pro fehlendem Schüler entgehen den Schulen durch das dort vorherrschende System allerdings 35 Dollar (25 Euro) pro Tag. Die Fürsorge der Schulen erfolgt also nicht ganz uneigennützig.
In dem sechswöchigen Pilotprojekt wurden 75 Schüler erfasst. In vergleichbaren Versuchen in San Antonio und Baltimore konnte die Anwesenheit durch die Maßnahme von 77 auf 95 Prozent erhöht werden. Nach dem Pilotversuch soll über eine Ausweitung des GPS-Tracking an weitere Schulen entschieden werden.
Kommentare