Nun ist das Vertrauen in den "Dreamliner" angekratzt, eine Untersuchung der US-Luftfahrtbehörde FAA soll Klarheit bringen.
Nun ist das Vertrauen in den "Dreamliner" angekratzt, eine Untersuchung der US-Luftfahrtbehörde FAA soll Klarheit bringen.
© dapd(c) AP

Luftfahrt

Vertrauen in Boeing 787 ist angekratzt

Das selbe Flugzeug hatte sechs Tage zuvor, am Dienstag, am Flughafen von Boston 182 Liter Treibstoff verloren und war deshalb nach Tokio zur Sicherheitsüberprüfung überstellt worden. Dazu kamen in der Vorwoche noch zwei weitere Vorfälle, durch die weitere 787-Jets am Boden bleiben mussten: Ein elektrisches Feuer und ein Problem in der Bremsanlage.

Reihe von Problemen im Vorjahr
Die genannten sind nicht die ersten Probleme bei diesem Flugzeug-Typ. Die japanische Fluglinie ANA musste beispielsweise bereits 787-Flüge streichen, weil ein Cockpit-Fenster gesprungen war und es zu Bordcomputer-Fehlfunktionen kam, berichtet die Washington Post. Laut BBC musste eine 787 der US-amerikanischen United Airlines im letzten Jahr sogar eine Notlandung wegen eines elektrischen Defekts durchführen.

Durch die Anhäufung von Vorfällen innerhalb der vergangenen Tage kündigte die FAA am Freitag eine Untersuchung an. Dabei soll der ursprüngliche Zertifizierungs-Prozess der Behörde bewertet werden. Die FAA will sich die kritischen Systeme der 787 und die Produktion bei Boeing genauer ansehen. "Wir sind zuversichtlich, dass das Flugzeug sicher ist. Aber wir benötigen ein komplettes Verständnis darüber, was hier gerade passiert", sagt FAA-Administrator Michael P. Huerta in einer Presseaussendung.

Boeing um Schadensbegrenzung bemüht
Auch Boeing bleibt laut eigenen Aussagen "absolut zuversichtlich", was die Leistung seines "Dreamliner" betrifft. Mit der 787 wurde bei der FAA der "robusteste Zertifizierungs-Prozess aller Zeiten" durchlaufen. Man begrüße die Möglichkeit, die eigenen Werkzeuge, Prozesse und Systeme streng zu bewerten. Trotz der jüngsten Vorfälle zählt für Boeing die Verlässlichkeit des Fliegers zur besten seiner Klasse. Insgesamt 50.000 Flugstunden und rund 150 Flüge pro Tag. Die 787 weise dabei eine Abfertigungs-Verlässlichkeit von über 90 Prozent auf - und das nur 15 Monate nach dem Markteintritt.

Momentan sind Boeing 787 vor allem in Japan im Einsatz. Japan Airlines und ANA betreiben laut Guardian 24 der 49 "Dreamliner", die im Vorjahr ausgeliefert wurden. Das Flugzeug galt bisher vor allem wegen seiner leichten Konstruktion und seiner Treibstoff-Effizienz als Zukunftsmodell. Laut Digital Trends verbraucht die 787 bis zu 20 Prozent weniger Kerosin als Flugzeuge in gleicher Größe. Den Passagieren werden dazu 65 Prozent größere Fenster geboten. Durch neuartige Technologien und Probleme mit Zulieferern kam das Flugzeug jedoch erst mit vierjähriger Verspätung, im Oktober 2011, auf den Markt.

Lieferantenprobleme
Zulieferer werden von Boeing auch für einen Teil der Probleme nach dem Markteintritt verantwortlich gemacht. Wie die Seattle Times berichtet, führt Boeing alleine drei von vier Vorfällen im Vorjahr, bei dem Rechner-Platinen in der Stromverwaltung des Flugzeugs im Mittelpunkt stehen, auf Fehler von Partnern zurück. Besagte Platinen entstammen der US-Firma United Technologies. Einem Insider zufolge ließ das Unternehmen die Platinen jedoch von einem Sublieferant in Mexiko herstellen.

Nichtsdestotrotz muss nun Boeing mit einem gewissen Imageverlust seines technischen Aushängeschilds zurechtkommen. Gefüllte Auftragsbücher machen diesen Dämpfer noch erträglich. Doch nicht das aktuell äußerst populäre Flugzeugmodell 737 MAX, sondern der 787 "Dreamliner" sollte die langfristige Zukunft des Unternehmens im Mittelstrecken-Segment der kommerziellen Luftfahrt sichern.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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