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Polit-Satire

Werner Failmann twittert nicht mehr

"Liebe Menschen! Die Realität hat die Satire endgültig überholt. Es macht keinen Spaß mehr sich über die Unfähigkeit dieses Kanzlers und in Wahrheit der gesamten politischen Klasse lustig zu machen." Das war am Freitag nach der Präsentation der geplanten Sparmaßnahmen der Regierung via Twitter und Facebook vom virtuellen Schattenkanzler Werner Failmann zu lesen. Der "echte" Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und der Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) stellten kurz davor das Sparpaket im TV vor.

Werner Failmann hatte seit dem Start der Social Media-Initiative des Bundeskanzlers Twitter und Facebook mit satirischen Kommentaren zur Kanzler-Initiative und politischen Entscheidungen, die öffentlich bekannt wurden, versorgt - und zwar ziemlich erfolgreich. Der Twitter-Account @WernerFailmann verzeichnet derzeit 7673 Follower, während es der offizielle Kanzler-Account @teamkanzler bisher lediglich auf 2660 Follower gebracht hat. Auf Facebook ist das Bild nicht viel anders: Werner Failmann kommt auf 13356 "Gefällt Mir"-Clicks, während Kanzler Faymann nur 5780 Fans auf Facebook hat.

"Möchte etwas Gutes damit tun"
"Die Accounts auf Facebook und Twitter haben verdammt viele Fans. Und ich möchte was gutes damit tun. Am liebsten wäre mir eine coole politische Initiative, eine NGO oder karitative Organisation, die dadurch die Möglichkeit bekommt viele Menschen zu erreichen", gaben die Menschen, die sich hinter den Accounts verbergen, am Freitag bekannt. Sie fügten hinzu: "Es war ein Spaß. Aber in letzter Zeit ist es einfach zu absurd geworden was sich in der österreichischen Politik abspielt. Euch allen rufe ich zu: Macht Euch nicht nur lustig. Sondern: Engagiert Euch!"

Mehr als 90 Kommentare ernteten diese Ankündigung und der Appell auf Facebook. Einige User zeigten sich enttäuscht. "Der Österreicher braucht Satire und Humor, um Missstände zu transportieren. Unsere Politiker servieren uns täglich soviel Bockmist, dass wir alle schon betriebsblind werden. Satire, die überspitzte Formulierung, braucht es oft, um sich das ganze wirklich anzutun und dann zu begreifen, dass dagegen was getan werden muss", schrieb etwa eine Facebook-Nutzerin als Reaktion.

Wer steckt dahinter?
"Seit Jahren versuche ich mit Inhalten zu punkten. Vergebens. Durch Inseraten- und Twitterfiasko bin ich Gesprächsthema. Endlich!", war beispielsweise eine der vielen Twitter-Nachrichten, die das Kollektiv rund um Werner Failmann im Zeitraum ihres virtuellen Amtes abgegeben hat. Gestartet wurde mit: "Grüß Gott. Österreich ist ein schönes Land. Und auch eine gute Zeitung. Heute hält Maria Fekter die Budgetrede. So viel Arbeit."

Hinter dem Account verbergen sich laut einem Medienbericht mehrere Personen, die alle aus dem SPÖ-nahen Bereich stammen sollen, einer sei "grün angehaucht". Einer davon sei PR-Agenturbesitzer, ein weiterer ein Unternehmensberater, der dritte ein Hobbykabarettist und selbst politisch tätig.

Mit der Online-Satire ist nun jedoch Schluss - die Ankündigung, künftig nichts mehr zu posten, dürfte ernst gemeint sein - zumindest hielt das Kollektiv jetzt bereits dreieinhalb Tage durch und veröffentlichte keine Beiträge. Als allerletztes Statement war zu lesen: "Einen letzten Wunsch hätt` ich schon noch: Möge der "echte" meinem Beispiel folgen."

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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