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Wiener Uni-Lektor mit 21.000 Spam-Mails bedroht

Weil er vor sieben Jahren am Jörg-Haider-Denkmal an der Unfallstelle in Lambichl in Kärnten vorbeikam, stehenblieb und sich davor von seiner Frau mit Stinkefinger ablichten ließ und das Foto auf Facebook stellte, ist Unilektor Thomas Schmidinger nun ins Visier von rechten Gruppen geraten. In der Nacht auf Mittwoch wurde die Mailbox seines Uni-Wien-Accounts mit 21.000 Spam-Mails überflutet, die alle denselben Inhalt aufwiesen:

„Du bist zu weit gegangen, mit dem Mittelfinger! We are Anonymous. We are Legion. We do not forgive. We do not forget. Expect us."

Anzeige und Untersuchung

Der Uni-Lektor postetet davon einen Screenshot auf Facebook und kündigte „rechtliche Konsequenzen“ für die Absender an. Gegenüber futurezone.at erklärte Schmidinger, dass er mit dem Zentralen Informatikdienst (ZID) der Uni Wien bereits Kontakt aufgenommen habe und die Mails alle in einem eigenen Ordner gesichert worden seien, um sie weiter untersuchen zu können. Zudem könnte der Informatikdienst ein technisches „Rate Limit“ für Schmidingers E-Mail-Account setzen, damit so eine Aktion nicht noch einmal wiederholt werden kann.

Mit etwas Glück können außerdem die Logs ausgewertet und etwas über die Absender herausgefunden werden. Schmidinger will diesen Spam-Angriff nämlich keineswegs ignorieren. „Ich werde auf jeden Fall eine Anzeige erstatten und habe die Inhalte bereits meinem Anwalt geschickt.“

Rechter Hintergrund

Zu der Spam-Attacke bekennt sich laut dem Absender-Header "Anonymous.ru“. Diese Gruppierung steht aber nicht in Kontakt mit dem klassischen Anonymous-Kollektiv, sondern es handelt sich dabei um eine rechtsextreme Gruppierung, die auch in enger Verbindung zur Waffenhandelsplattform "Migrantenschreck.ru" steht. Natürlich kann man aber E-Mail-Header problemlos fälschen und es ist keineswegs gesichert, dass diese Gruppierung wirklich hinter den Spam-Mails steckt.

Der Uni-Lektor hat aber bereits seit einigen Tagen mit einer Kampagne aus dem FPÖ-Umfeld gegen seine Person zu kämpfen. Die FPÖ Vorarlberg forderte seinen Rauswurf von der FH Dornbirn. Der Kärntner FPÖ-Obmann Gernot Darmann forderte zudem eine Entschuldigung Schmidingers für seine Pose vorm Jörg-Haider-Denkmal. Auf Darmanns Facebook-Seite ist heftige Kritik zu lesen: „Es ist zutiefst beschämend, dass solche offensichtlich hassgetriebenen Personen zu einer akademischen Bildung unserer Studenten beitragen sollen - und das wird auch noch mit Steuergeld bezahlt!“

Schmidinger ist an der Uni Wien am Institut für Politikwissenschaften als Lektor beschäftigt und betreut an der FH in Dornbirn eine Lehrveranstaltung im Rahmen des Master-Kurses „Interkulturelle soziale Arbeit“.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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