Wieso Umspannwerke für die Energiewende so wichtig sind
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Um die Stromversorgung klimafreundlicher zu gestalten und die Abhängigkeit von Gas- und Öllieferungen zu reduzieren, wird die erneuerbare Energieerzeugung stark ausgebaut. Bis 2030 sollen Wasser-, Wind- und Solarkraft den kompletten Stromverbrauch Österreichs decken.
Neue Windparks und riesige Photovoltaikanlagen zu errichten, reicht dafür aber nicht aus. Auch das Stromnetz muss erweitert werden. Viele neue Stromleitungen, sowie neue oder größere Umspannwerke, sind dafür notwendig.
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Funktion von Straßenkreuzungen
Wenn man sich das Stromnetz wie ein Straßennetz vorstellt, gibt es große Autobahnen (Höchstspannung, 380 oder 220 Kilovolt), Bundesstraßen (Hochspannung, 110 kV), Nebenstraßen (Mittelspannung, 10 bis 35 kV) und Feldwege (Niederspannung, 230 bis 400 Volt). Die größeren Kreuzungen entsprechen Umspannwerken. Sie seien dafür zuständig, um verschiedene Netzebenen miteinander zu verknüpfen, wie Peter Reichel, Division Manager Assets bei Austrian Power Grid (APG) erklärt.
Der heimische Übertragungsnetzbetreiber hat gemeinsam mit Netz Niederösterreich vor einigen Tagen den Spatenstich für den 200 Millionen Euro teuren Ausbau des Umspannwerkes Sarasdorf im Bezirk Bruck an der Leitha vorgenommen. In der Umgebung sollen viele neue Windkraftanlagen errichtet werden und ihren Strom an das Umspannwerk schicken, wo er dann transformiert und weitergeleitet wird.
Dafür werden zwei neue riesige Transformatoren installiert und wichtige Leitungen eingebunden, um die Erzeugungsleistung besser im Stromnetz zu verteilen. Mehrere Hektar Land werden dafür verbaut. Der Umbau geschieht während des laufenden Betriebs, denn „Ausschalten geht nicht“, wie Reichel versichert.
Das Projekt ist beispielhaft für eine Entwicklung in ganz Österreich. APG plant, in den nächsten Jahren 25 neue Umspannwerke zu errichten und die Anzahl der Transformatoren auch durch den Ausbau bestehender Werke bis 2034 um 74 Prozent zu erhöhen. Es gilt, eine Vielzahl neuer Stromerzeuger in das Netz zu integrieren und so quasi viele neue Bundesstraßen mit der Autobahn zu verbinden. Der Unterschied zum Straßennetz: Wenn es auf der Autobahn eine Überlastung gibt, entsteht nur ein Stau. Im Stromnetz führt eine Überlastung zum Stromausfall.
Transparenz und mehr Kooperation notwendig
Der Ausbau der Netzinfrastruktur sei deshalb laut APG unbedingt notwendig. Unter anderem müsse es künftig genügend Kapazität geben, um Strom aus dem windreichen flachen Osten möglichst verlustfrei zu den Pumpspeicherkraftwerken im Westen des Landes zu transportieren. Der Übertragungsnetzbetreiber vermisst aber eine Gesamtsystemplanung im Energiebereich. „Die Politik fokussiert sich auf die Schaffung neuer Produktionsanlagen, wie Windparks, aber der ganzheitliche Blick fehlt“, sagt Reichel. Für Energiewirtschaft und Raumplanung seien ein Gesamtkonzept und transparenter Informationsaustausch notwendig.
An manchen Orten sei es derzeit so, dass eine hohe Dichte an Windkraftanlagen bestehe, aber teilweise kein Platz für die Leitungsinfrastruktur vorhanden sei. „Wir müssen quasi Slalom fahren zwischen Windrädern“, sagt Reichel. „Die Energiewende wird ohne Netzausbau aber nicht funktionieren.“ Dass sich viele Privatpersonen am Ausbau erneuerbarer Energien beteiligen, etwa indem sie selbst Photovoltaikanlagen auf ihr Hausdach montieren, sei eine positive Entwicklung. Aber auch hier fehle eine systemische Planung, sagt Reichel. Für die Zukunft wünschenswert wäre, dass alle Marktteilnehmer umfassend digitalisiert seien und kooperieren.
Fakten
7 Netzebenen
werden im Stromnetz unterschieden. Das Übertragungsnetz von APG nutzt die obersten drei (380, 220, 110 kV). Daneben gibt es zehn regionale Verteilernetze (Ebenen 3 - 5) und lokale Niederspannungsnetze (bis
zur Steckdose)
Betreiber
von Umspannwerken sind alle beteiligten Netzbetreiber. Die Schnittstellen (Transformatoren) werden üblicherweise vom Partner der jeweils höheren Netzebene betrieben
Erneuerbare Energiegemeinschaften
nutzen die Netzebenen 6 und 7. Den Bedarf an neuen Umspannwerken können sie nicht verringern
Menschen auf die Reise mitnehmen
Neue oder vergrößerte Umspannwerke benötigen Platz. Bei manchen Anwohner*innen regt sich deshalb Unmut. Laut Reichel sei es daher sehr wichtig, mit Menschen in der Umgebung bereits in Kontakt zu treten, bevor es konkrete Projektpläne gibt. "Als Energiewirtschaft müssen wir Menschen auf die Reise mitnehmen", laute das Motto für umfassende Aufklärung.
Umspannwerke haben einen großen Platzbedarf, weil es physikalische Gesetzmäßigkeiten gebe, über die man sich nicht hinwegsetzen könne, etwa bestimmte Sicherheitsabstände. Umspannwerke ließen sich zwar auch auf kleinem Raum unterbringen, dann aber mache man sich von bestimmten Herstellern abhängig. Nur deren Techniker*innen könnten bei bestimmten Komponenten Reparaturen durchführen, wodurch die Behebung von Störungen länger dauere.
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