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Internet im Zug

WLAN: ÖBB gegen Mobilfunk-Löcher machtlos

„Wir können die Welt nicht neu erfinden. Da, wo es bisher keinen Internet-Empfang gab, wird es auch jetzt keinen Empfang geben“, gibt ÖBB-Sprecherin Sarah Nettel im Gespräch mit der futurezone zu. Dafür, dass der Empfang besser und störungsfreier als mit dem eigenen Handy oder mobilen Datenstick sein soll, sorgen laut ÖBB vier Kombiantennen am Railjet-Dach, die pro Mobilfunkanbieter eine Upload- und Download-Verbindung ermöglichen. Alles was in der Luft verfügbar sei, werde vom System gebündelt und im Zug verteilt.

ÖBB geben sich zugeknöpft

Ob alle vier österreichischen Mobilfunkbetreiber vom Start weg mit an Bord sind, wollten die ÖBB auf Anfrage der futurezone noch nicht bestätigen. Die Anzahl der Antennen lässt aber zumindest darauf schließen. Auch hinsichtlich des Partners, der für das technische System und somit die optimierte Verteilung der Bandbreite verantwortlich zeichnet, zeigt man sich im Gegensatz zur Konkurrenz zugeknöpft. Auf die Frage, ob wie bei der Westbahn (zum Test der futurezone) ebenfalls eine Lösung von Nokia Siemens Networks (NSN) zum Einsatz kommt, hieß es bei den ÖBB lediglich, NSN sei einer der möglichen Partner.

Neben den vier Doppelantennen auf der Zugaußenhüllen werden im Inneren des Railjets 14 Antennen eingesetzt – zwei pro Wagen. Die Nutzung der begrenzten Bandbreite erfolge über das Fair-Use-Prinzip, die vorhandenen Kapazitäten würden auf die eingeloggten User aufgeteilt. Wer also als erster ein ressourcenintensives YouTube-Video aufruft, frisst anderen Zuggästen nicht überproportional Bandbreite weg – wobei die ÖBB ohnehin raten, im Zug von Videoangeboten wie YouTube Abstand zu nehmen.

Mobilfunklöcher

Wie sich das ÖBB-System im Vergleich zum Konkurrenzangebot der Westbahn schlägt, bleibt abzuwarten. Eine geplante Testfahrt für Medienvertreter sagten die ÖBB vor einigen Tagen kurzfristig ab. Dass die zahlreichen Mobilfunklöcher und Verbindungsflaschenhälse auf der Westbahnstrecke von irgendeinem System überbrückt werden können, bleibt aber zweifelhaft. Laut ÖBB sind die internen Tests tages- und tageszeitabhängig sehr unterschiedlich verlaufen. Greifen viele Leute gleichzeitig zu, dürften Überlastungen der Funkzellen unvermeidlich sein.

Der ursprünglich angekündigte Plan, WLAN auch auf dem Westbahn-Streckenteil über das deutsche Eck sowie in Railjets bis nach München oder Zürich anzubieten, kann laut ÖBB zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht realisiert werden. Die technischen Voraussetzungen seien nun aber geschaffen, das System könne auch problemlos mit anderen Funktechnologien wie LTE, Wimax oder WLAN-Hotspots gekoppelt werden. Auf eine Satelliten-Internetverbindung, wie sie teilweise in anderen Ländern im Einsatz ist, habe man wegen der vielen Tunnel in Österreich verzichtet, heißt es bei den ÖBB.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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