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© Ubisoft/Blue Byte

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Anno 1800 angespielt: Im Spiel verloren

Erschaffung einer neuen Welt: Mit diesem Motto ging das Aufbaustrategiespiel Anno 1602 an den Start. Das Spiel, das auf geschickte Art und Weise Aufbaustrategie mit komplexer Wirtschaftsplanung, Diplomatie und Kampf verknüpfte, war ein großer Erfolg und verkaufte sich millionenfach. Es folgten fünf Nachfolger, zuletzt mit Anno 2070 und Anno 2205 zwei Ausflüge in die Zukunft. Mit Anno 1800, das während der industriellen Revolution spielt, will man nun zu den Wurzeln zurückkehren. Auf der war der Titel erstmals auch anspielbar – die futurezone hat mit dem Aufbau begonnen und wollte kaum mehr aufhören.

Spielerisch setzt man auf die altbekannte Anno-Formel: Der Spieler muss eine Region finden, besiedeln und Schritt für Schritt eine funktionierende Wirtschaft aufbauen. Die Komplexität steigt dabei aber nahezu exponentiell an. Während die Bewohner zu Beginn bereits mit Holz und Fisch glücklich sind, werden die Warenkreisläufe rasch komplex und wollen gut geplant werden. Hier hilft ein neu eingeführter Konzeptmodus, bei dem bereits Platz für Gebäude vorgesehen, der Bau aber auf später verschoben werden kann. Im Notfall lassen sich auch die Gebäude fast nach Belieben verschieben. So geht aber wertvolle Zeit für das Anlegen der Nutzfläche, beispielsweise das Pflanzen eines Waldes oder den Aufbau eines Kartoffelfeldes, verloren.

Erschwert wird die Planung durch die neuen Bevölkerungsstufen. Mit dem Fortschritt einer Stadt können Gebäude Upgrades erhalten, wodurch auch andere Bevölkerungsschichten angezogen werden. Hier gilt es die richtige Balance zu finden und den Bedarf an Bauern, Arbeitern, Ingenieuren und den wohlhabenden Investoren abzudecken. Glücklicherweise nimmt einen das Spiel hier gut an der Hand und zeigt deutlich, wo es gerade Probleme gibt.

Gebäude lassen sich zudem auch wieder zurückstufen, wenn beispielsweise plötzlich einen Überfluss an Ingenieuren hat, aber eigentlich mehr Bauern benötigt. Ein weiteres wichtiges Maß wird zudem die Attraktivität sein. Wie bei anderen Aufbausimulationen, beispielsweise Cities Skylines, sollten bewohnte Gebiete nicht zu nahe an Industrieregionen liegen. Zudem sollte man darauf achten, ausreichend Kultur- und Freizeitangebote sowie Natur zu bieten, um das Stadtbild zu verschönern und mehr Touristen von außerhalb anzulocken.

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Platz dürfte einem dabei nicht so schnell ausgehen: Die Spielwelt ist so groß sein wie noch nie, ein Spielfeld soll aus 1600 mal 1600 Feldern bestehen. Darauf können sich bis zu 24 Inseln befinden, die erkundet und besiedelt werden können. Wie schnell das geht, zeigte sich beim knapp einstündigen Anspielen, bei dem rasch ein Großteil der Inselfläche mit Gebäuden bedeckt war.

Neben der Produktion von Waren wirft vor allem der Tourismus ordentlich Geld ab. Dazu muss der Spieler aber seine Zoos und Museen attraktiv gestalten – und auf Expedition gehen. Dort schickt man ein Schiff auf die Reise in das Unbekannte und hofft, dass es mit möglichst viel exotischen Waren zurückkehrt. Tatsächlich hat man als Spieler dabei wenig zu tun. Das Schiff wird per Mausklick losgeschickt, danach kommen nach dem Zufallsprinzip lediglich Benachrichtigungen über Ereignisse und verschiedene Auswahlmöglichkeiten, wie man darauf reagieren soll.

Viel Glück notwendig

Die Expeditionen mögen wie ein Mini-Spiel wirken, sind aber ein wichtiger Bestandteil. Je nach Schiff, Besatzung und den mitgenommenen Waren wird der Spieler mit verschiedenen Szenarien konfrontiert. So landeten wir in der Demo auf einer Insel, wo ein Teil unserer Besatzung sich in Ureinwohnerinnen verliebte. Der Versuch, mit den Bewohnern bei einem Bier über die Situation zu verhandeln, schlug jedoch fehl – das Bier wurde offenbar als Beleidigung aufgefasst – und wir mussten die Besatzung zurücklassen.

Andere Versuche waren deutlich erfolgreicher und hatten zusätzliche Belohnungen zur Folge. Laut den Entwicklern gibt es je nach Szenario eine Vielzahl an Optionen und Endergebnissen, die das Spiel nahezu unberechenbar machen. Man sollte jedoch vor dem Beginn der Expedition auf den Moral-Wert achten, der durch bestimmten Proviant, beispielsweise Alkohol, und gesellige und erfahrene Charaktere gesteigert werden kann. 

Meist wird der Spieler mit Handelswaren oder seltenen Gegenständen und Tieren belohnt. Gelegentlich wollen sich aber auch Spezialisten der Besatzung anschließen – wer da keinen Platz mehr auf dem Schiff hat, muss ein entbehrliches Besatzungsmitglied oder Waren zurücklassen. Die Gegenstände und Tiere spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, da sie im Museum und Zoo platziert werden können. Je seltener die Attraktion, desto mehr Touristen werden davon angelockt, was wiederum mehr Einnahmen generiert.

Neue Welt

Alternativ lassen sich die Einnahmen auch durch Erhöhen der Arbeitszeit in die Höhe schrauben, allerdings könnte das auch einen Aufstand der Bauern, Arbeiter und Ingenieure zur Folge haben. Leider konnte das in der kurzen Demo auch in einer vorgefertigten großen Stadt nicht ausgereizt werden. Auch die angekündigten großen Verkehrsmittel, wie die Eisenbahn, sowie das Kampfsystem konnten noch nicht ausprobiert werden. Kriegerische Auseinandersetzungen werden künftig aber nicht mehr zu Land, sondern ausschließlich auf dem Wasser ausgetragen. So kann eine Handelsroute des Gegners beispielsweise blockiert werden. Apropos Wasser: Flüsse feiern mit Anno 1800 ebenfalls ihre Rückkehr.

Die zweite Region, das als „ Neue Welt“ bezeichnete Südamerika, war leider nicht anspielbar. Blue Byte zeigte lediglich einen kurzen Teaser-Trailer und versprach, dass sich die Industrie dort deutlich anders entwickeln werde. So wird ein stärkerer Fokus auf die Zucker- und Baumwolle-Produktion gelegt, zudem fallen Architektur und Landschaft – viel Dschungel – deutlich anders aus.

Fazit

Anno 1800 schafft es gut, den Spieler früh in seinen Bann zu ziehen und nahezu unbemerkt, die Komplexität weiter in die Höhe zu schrauben. Zumindest das kurze Anspielen bereitete große Freude und sorgte für das altbekannte Gefühl, bei dem man jegliches Zeitgefühl verliert und unbedingt weiterspielen möchte. Sollte das Spiel ausreichend Langzeitmotivation bieten, könnte Anno 1800 der beste Ableger der Aufbaustrategie-Reihe seit Jahren werden. Das Spiel soll am 26. Februar 2019 in den Handel kommen, vorerst nur für Windows-PCs.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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