Die Guardian-Plattform nutzt Solarzellen zur Energieversorgung

Die Guardian-Plattform nutzt Solarzellen zur Energieversorgung

© Rainforest Connection

Digital Life

Eine Alarmanlage für den Regenwald

In Brasilien wird wieder Regenwald abgeholzt. Und das ausgerechnet für die Klimakonferenz, die in diesem Jahr in Belém stattfinden soll. Statt den Bäumen soll auf der Fläche eine 4-spurige Straße entstehen, um den Verkehr in der Stadt zu reduzieren. 

Das Projekt wurde von der Regierung genehmigt, sorgt aber für Verwunderung. Denn eigentlich hat sich Präsident Lula da Silva für den Schutz des Waldes eingesetzt. Mit Erfolg: Laut Angaben der brasilianischen Regierung ist die Abholzung im Amazonasgebiet im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Wert seit 9 Jahren zurückgegangen. 

Ein Grund dafür ist, dass die aktuelle Regierung die illegale Abholzung stärker verfolgen und bis 2030 stoppen will. Ein Tool, das dabei helfen kann, heißt Guardian Plattform. Es wurde von der NGO Rainforest Connection entwickelt und setzt Künstliche Intelligenz ein, um illegale Abholzung in Echtzeit zu erkennen. 

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Illegale Rodung von Regenwäldern 

Die illegale Rodung von Wäldern ist noch immer ein großes Problem. Laut Interpol stammen 15 bis 30 Prozent des weltweit gehandelten Holzes aus illegaler Rodung. Jährlich ist die Entwaldung für rund 11 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Um dieses Problem zu lösen, muss rechtzeitig erkannt werden, wenn Bäume gerodet werden. Das ist auf großen Flächen, wie sie in Regenwäldern zu finden sind, gar nicht so einfach. Und auch die natürliche Geräuschkulisse lenkt von den illegalen Aktivitäten ab. Rainforest Connection hat eine technische Lösung für dieses Problem.  

Spione in den Baumkronen 

Schon vor ungefähr 10 Jahren setzte die NGO mit RFCx Guardians die ersten Spione in den Baumkronen ein, um illegale Rodung zu stoppen. Denn schon damals fiel dem Gründer Topher White auf, dass es in den Regenwäldern eine erstaunlich gute Mobilfunkverbindung gibt. Diese nutzte das Team der Rainforest Connection und verband alte Smartphones mit Mikrofonen und Solaranlagen.

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Die wettergeschützte Konstruktion platzierten sie in den Baumkronen in über 10 Metern Höhe. In Kombination mit KI können die Geräusche von Kettensägen und Fahrzeugen erkannt werden. Wird ein Geräusch wahrgenommen, das auf illegale Rodung hinweist, bekommen Ranger vor Ort einen Echtzeit-Alarm in einer App, wodurch sie an Ort und Stelle eingreifen können.  

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Upgrade für die Baumspione 

Mittlerweile hat sich die Technik weiterentwickelt und wird Guardian Plattform genannt. Statt eines Smartphones wird ein akustischer Sensor mit einem hochempfindlichen Mikrofon verbunden, das Geräusche in einer Entfernung von bis zu 1,5 Kilometern wahrnehmen kann.

Um die Guardians mit Energie zu versorgen, haben sie Solaranlagen und Batterien. Diese sehen aus wie eine Blume und wurden designt, um Sonnenstrahlung zu nutzen, die es durch die Baumkronen schafft. 

Die Tonaufnahmen werden entweder über das Mobilfunknetzwerk (GSM) oder über Satellitenkommunikation in der Cloud gespeichert. Mithilfe von Machine-Learning-Algorithmen analysiert die Künstliche Intelligenz die Geräusche im Regenwald und sendet einen Echtzeit-Alarm an die eigens kreierte App.

Installation eines Guardian

Installation eines Guardian

Regenwälder im Fokus 

In den sozialen Medien feiert die Rainforest Connection 10-jähriges Jubiläum. Laut eigenen Angaben konnten seit 2015 726.000 Hektar Regenwald überwacht werden, was ungefähr der Größe von einer Million Fußballfeldern entspricht. 

Insgesamt wurden 587 Guardian-Plattformen in 37 Ländern installiert. 70 Partner, wie der WWF, Google oder Huawei, haben die NGO bei ihrer Arbeit unterstützt. In dieser Zeit hat das Team auch dazu gelernt. 

Denn, wie die New York Times berichtet, reicht es nicht immer aus, die illegalen Aktivitäten in den Regenwäldern zu erkennen. In Peru erfasste das Überwachungssystem von Rainforest Connection illegale Abholzung außerhalb der Schutzgebiete, wo die Ranger keine Zuständigkeit hatten. In Ecuador fürchteten sich die Ranger davor, bewaffnete Wilderer zu konfrontieren.

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Audios für den Artenschutz 

„Wir haben etwa 100 Millionen Aufnahmen, was einer einzigen ununterbrochenen Audio-Aufzeichnung von fast 190 Jahren entspricht”, sagt Bourhan Yassin, der aktuelle CEO von Rainforest Connection in einem Interview

Mittlerweile nutzt die NGO das bioakustische Überwachungssystem Guardian Plattform vor allem auch für den Artenschutz. Im Laufe der Jahre konnten 4.208 Arten identifiziert werden. Ein Guardian erfasste in Ecuador beispielsweise die Rufe zweier gefährdeter Papageienarten, die anschließend in ein Schutzgebiet umgesiedelt wurden.

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Die Geräusche von Tieren stellt die NGO in einer digitalen Audio-Bibliothek für wissenschaftliche Analysen zur Verfügung. Mit Arbimon hat die NGO außerdem eine Plattform zur Biodiversitätsberichterstattung geschaffen, mit der die aufgezeichneten Geräusche mithilfe von KI in Sekunden analysiert werden können. 

Wer selbst die Geräusche des Regenwaldes anhören möchte, kann das in der App von Rainforest Connection tun. 

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Sandra Czadul

Begeistert von Wissenschaft und stets auf der Suche nach Ideen, die uns voranbringen.

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