Die Dickhäuter trampeln und fressen sich durch den Dschungel. Dabei helfen sie indirekt dabei, dass Bäume besser wachsen, die besonders viel CO2 absorbieren.

Die Dickhäuter trampeln und fressen sich durch den Dschungel. Dabei helfen sie indirekt dabei, dass Bäume besser wachsen, die besonders viel CO2 absorbieren. 

© James Morgan / WWF

Science

Wie KI und Elefanten das Klima schützen können

Manche Klimaschutzmaßnahmen kommen ohne Technik aus. Sie funktionieren stattdessen durch das natürliche Verhalten von Tieren und Pflanzen. Einen Beitrag zur CO2-Bindung leisten etwa Afrikanische Waldelefanten: Ein einzelner Elefant hilft dabei, eine CO2-Menge aus der Atmosphäre zu entfernen, die dem jährlichen Ausstoß von 2.047 Autos entspricht

Das allein wäre eigentlich bereits ein Argument dafür, die Artenschutzmaßnahmen für die Tierart zu erhöhen. Allerdings ist die tatsächlich erbrachte Leistung der Waldbewohner bislang nicht ausreichend erforscht und es braucht mehr konkrete Zahlen. Eine neue Kooperation zwischen dem Technologiekonzern IBM und WWF Deutschland soll nun eine größere Datenbasis schaffen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) will man endlich mehr über die Rolle der Elefanten bei der CO2-Speicherung erfahren.

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Auf der Roten Liste 

„Der Waldelefant kommt in den Regenwäldern Zentral- und Westafrikas vor. Wir gehen von weniger als 150.000 Tieren aus“, erklärt Thomas Breuer, der Projektleiter von WWF Deutschland. Sie sind vom Aussterben bedroht. Der Grund für den dramatischen Rückgang von über 80 Prozent seien „die Wilderei und Gier nach Elfenbein“, von der sich die Population nur langsam erhole.

Die Elefanten mit den besonderen Fähigkeiten leben im Kongobecken und in Zentralafrika.

Die Elefanten mit den besonderen Fähigkeiten leben im Kongobecken und in Zentralafrika.

Die Tiere fressen bis zu 180 Kilogramm Pflanzen am Tag und schützen damit das Klima: „Der Waldelefant frisst sehr viel Vegetation im Unterholz. Dadurch können die großen, kohlenstoffspeichernden Bäume besser wachsen“, erklärt Breuer. Der Elefant vernichtet also kleinere Pflanzen, wodurch größere Bäume, die bessere Kohlestoffspeicher sind, weniger Konkurrenz um Wasser und Licht haben und besser wachsen. 

Außerdem verteilen die Tiere mit ihren Dung Samen und bewirken so die Verbreitung von gewissen Baumarten, die besonders viel CO2 speichern können. Möglicherweise trägt ihr Dung auch direkt dazu bei, dass CO2 im Boden gespeichert wird. Ihre Ausscheidungen zersetzen sich nämlich nur sehr langsam, wodurch sich mehr Kohlenstoff im Boden bindet. „Die genauen Zusammenhänge, wie die Waldelefanten zur Kohlenstoff-Speicherung im Boden beitragen, sind aber noch nicht vollkommen geklärt“, erklärt Breuer. 

KI-gestützte Elefanten-Beobachtung 

Das Forschungsprojekt soll nun neue Erkenntnisse über die Wirkung der Elefanten bringen. Zum Einsatz kommt dazu eine Software von IBM, die auch in der automatisierten Inspektion von Industrieanlagen verwendet wird. Eine Bilderkennungssoftware analysiert mit Künstlicher Intelligenz, wie viele und welche Elefanten in den Regenwäldern tatsächlich leben. Die Datenbasis dafür sind Fotos und Videos von im Regenwald aufgestellten Fotofallen. 

Zusätzlich werden die Tiere mit Satelliten beobachtet. So sollen die Bewegung der Tiere und ihr Effekt auf die Vegetation untersucht werden. Das Programm rechnet auch aus, wie viel CO2 dadurch eingespart wird. 

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Fakten

Bilderkennung 
Die Software IBM Maximo Visual Inspection ist ein auf Künstlicher Intelligenz basierendes System, das einzelne Tiere voneinander anhand von optischen Merkmalen unterscheiden kann.

Räumliche Analyse
Das Programm IBM Environmental Intelligence analysiert mit Satellitendaten sowie Sensoren direkt im afrikanischen Regenwald, wie sich die Elefanten auf die CO2-Speicherung auswirken.

7 Prozent weniger könnten die afrikanischen Regenwälder laut italienischen Forschern aufnehmen, wenn die Dickhäuter nicht dort leben würden.

Das Ziel des 2-jährigen Pilotprojektes ist es, konkreter beziffern zu können, wie groß der Beitrag der Elefanten zur CO2-Speicherung ist. „Allein wenn wir uns den rein wirtschaftlichen Wert ansehen, den ein Elefant, der bis zu 75 Jahre alt werden kann, zeitlebens erzeugt, wenn er natürlich lebt, entspricht das laut IWF bis zu 1,75 Millionen US-Dollar”, erklärt Adam Thompson von IBM, einer der Projekt-Initiatoren. „Ein Wilderer bekommt laut IWF für einen Elefanten derzeit bis zu 40.000 Dollar. Wenn man ihn stattdessen dafür bezahlen würde, die Elefanten zu schützen, wäre das ein grundlegender Kurswechsel”, erklärt Thompson.

 Mit besseren Daten könne man künftig besser feststellen, wie groß der wirtschaftliche Beitrag der Elefanten ist. 

Außerdem könnte man mit der Methode auch andere Tierarten beobachten, die ähnliche Dienste fürs Klima erbringen. Erste Versuche startete IBM bereits. 

Auch andere tierische CO2-Entsorger könnten beobachtet werden

Elefanten sind nicht die einzigen Wildtiere, die durch ihr natürliches Verhalten aus der Atmosphäre binden. Forscher berechneten etwa, dass eine rumänische Bisonherde jährlich dazu beiträgt, 54.000 Tonnen CO2 zu binden, was dem Ausstoß von 43.000 Autos entspricht. Andere CO2-Vernichter sind Gnus, Seeotter und Wale.

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Jana Unterrainer

Überall werden heute Daten verarbeitet, Sensoren gibt es sogar in Arktis und Tiefsee. Die Welt hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das interessiert mich besonders, mit KI und Robotik steigt die Bedeutung weiter enorm.

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Jana Unterrainer

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