FILE PHOTO: An Electronic Arts (EA) video game logo is seen at the Electronic Entertainment Expo, or E3, in Los Angeles
© REUTERS / Lucy Nicholson

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EA-Gründer: "Farmville hat uns zehn Jahre zurückgeworfen"

Electronic Arts ist ein ungewöhnliches Unternehmen. Obwohl der US-Konzern unter Videospiel-Fans einen eher schlechten Ruf genießt, feiert man seit seiner Gründung 1982 laufend Erfolge. Sei es „FIFA“, „Battlefield“ oder die „Sims“-Reihe, EA-Titel verkaufen sich weltweit millionenfach. Zugleich war EA aber auch das erste Unternehmen, das zwei Mal in Folge den berüchtigten Negativpreis „Schlimmstes Unternehmen der USA“ erhalten konnte. Geht es nach Jeff Burton, einem der Mitgründer des Videospiel-Konzerns, ist diese Reaktion beabsichtigt. „Unsere Spiele sollten eine Emotion aus den Gamern herausholen. Das war damals, als Computer nur für Tabellenkalkulationen und Word verwendet wurden, wirklich schwierig.“

Von EA zu VR

Burton war eines der insgesamt sechs Gründungsmitglieder von EA – und damals der einzige mit Videospiel-Erfahrung. „Trip Hawkings (Anm.: früherer EA-CEO und Mitbegründer) rief mich damals an. Er und seine Freunde arbeiteten damals bei Apple und VisiCorp und wir haben nächtelang überlegt, wie die Firma aussehen könnte“, erzählt Burton. „Irgendwann rief er mich dann an und fragte mich, wann ich endlich kündige, die anderen hätten schon zugesagt. Dann konnte ich nicht mehr anders. Natürlich war es eine Lüge.“

Obwohl sich Burton bereits 1989 bereits vom Unternehmen verabschiedete, blieb er als Investor und Berater der Videospiel-Branche erhalten. Kürzlich stieg er beim Start-up HolodeckVR, das eine Technologie für VR-Events entwickelt hat. Dabei können sich bis zu 100 Nutzer gleichzeitig frei durch eine virtuelle Welt bewegen. Die Entwicklung der Branche sieht er kritisch: „Als ich das erste Mal Facebook-Spiele wie Farmville gesehen habe, dachte ich mir, wir haben uns zehn Jahre zurückentwickelt. Man kann das wohl mit der geringen Bandbreite und den eingeschränkten Möglichkeiten zu Beginn erklären“, sagt Burton

Entwickler nicht für Folgen verantwortlich

„Es hat uns tatsächlich ein bisschen zurückgeworfen, zugleich aber auch ermöglicht, dass der Markt riesig wurde. Wir haben die Macht des Internets zu Beginn einfach nicht verstanden.“ Auch für Angry Birds, das unter anderem für den Boom um Mobile Games verantwortlich gemacht wurde, hat er nur wenig Positives übrig: „Angry Birds profitiert von den Charakteren und der emotionalen Bindung, die der Spieler an sie hat. Abgesehen davon ist es eigentlich ein ziemlich dummes Spiel.“

Zu Mikrotransaktionen, die mittlerweile ein fester Bestanteil des Geschäftsmodells von EA sind, will sich Burton nicht äußern. „Wir müssen alle Möglichkeiten der Geschäftsmodelle ausreizen. Manche davon werden Nutzer mögen, andere wiederum nicht.“ Auch Warnhinweise zu Spielsucht lehnt Burton ab: „Es ist nicht die Verantwortung des Entwicklers, den Spieler zu überwachen und ihm zu sagen, was er zu tun hat.“

Gaming wird sozialer

Durch sein Investment in HolodeckVR hält Burton große Stücke auf Virtual-Reality-Technologien und vergleicht den Fortschritt mit damals, als die ersten Grafikkarten für PCs veröffentlicht wurden: „Was jetzt mit VR kommt, ermöglicht deutlich besser, den Nutzer auch emotional in das Spiel einzubinden.“ VR werde auch dazu führen, dass der soziale Aspekt von Videospielen immer stärker betont wird. „Der ganze Markt bewegt sich in eine eher soziale Richtung. Wenn die Menschen nur alleine zuhause sitzen, ist das nicht gut. Aber es wird natürlich weiterhin beides geben.“

Burton selbst spielt keine Videospiele mehr. „Ich bin zu alt und habe andere Dinge zu tun. Ich will lieber versuchen, anderen Menschen ihre Träume zu ermöglichen.“

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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