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Fortnite Beta für Android im Test: Wer laggt, verliert

Kein Spiel hat in den letzten knapp zwölf Monaten so viel Hype erfahren wie Fortnite. Menschen aus allen Altersgruppen sprechen darüber, weil sie es lieben, weil sie es hassen oder weil ihre Kinder es den ganzen Tag zocken.Am 25. Juli 2017 erschienen, hat sich das Spiel von Entwickler Epic Games wie eine Epidemie ausgebreitet. Während der Start mit dem Modus „Save the World“ alles andere als erfolgreich war, eroberte die Battle-Royale-Variante recht schnell die Herzen der Gamingwelt.

Das Koop-Survival-Game ist dabei längst nicht mehr nur auf seiner Ursprungsplattform Windows zu finden. Mit der Zeit erhielten unter anderem auch die Playstation, XBox und Nintendo Switch einen Ableger, der je nach Plattform sogar Cross-Play unterstützt. Das grundsätzlich kostenlose Spiele ist dank verschiedener, im Spiel käuflich erwerblicher Gegenstände, eine regelrechte Goldgrube für Epic Games.

Auch deshalb waren Apps für Smartphone und Tablet keine Überraschung. Während die iOS-Variante sich bereits etwas länger im Appstore rumtummelt, mussten und müssen Android-Gamer einiges an Geduld beweisen. Mittlerweile ein paar Wochen verfügbar, bringt die Beta-Version etwas Spaß und vor allem viel Frust mit, wie der Test zeigt.

PlayStore-Absenz als Gefahrenquelle

Schon der Vertriebsweg von Fortnite für Android ist eine Geschichte für sich. Als der Beta-Test angekündigt wurde, mussten sich interessierte Spieler registrieren, um an einem ersten Rollout teilhaben zu dürfen. Die eigentliche Applikation wurde dabei von Epic Games selbst verteilt und sorgte für einige Sorgenfalten unter Sicherheitsexperten. Wie man heute weiß, wird Epic Games die Art der Verteilung wahrscheinlich nicht ändern und Fortnite vom PlayStore fernhalten.

Grund dafür ist vor allem der Anteil am Umsatz, den Google für In-App-Käufe beansprucht. Während sich Apples Appstore nicht ohne weiteres umschiffen lässt, kann der PlayStore durch ein Spiel mit dieser Popularität relativ leicht umgangen werden. Ein Umstand, der für viele Android-Nutzer, vor allem aus den jüngeren Altersgruppen, schnell gefährlich werden kann und schon wurde, wie mir aus dem Bekanntenkreis bestätigt wurde.

Nachdem ich mir die App aber aus der richtigen Quelle besorgen konnte, ging der Spaß erst richtig los. Sowohl im positiven als auch negativen Sinne. Als iOS-User und, den vielen Spielern in Foren nach zu urteilen auch als Android-User, ist es nämlich etwas ungewohnt, erstmal eine Liste mit kompatiblen Geräten durchforsten zu müssen. Samsungs Flagship-Geräte finden sich hier genauso wie etwa ein Sony Xperia XZ, LG G6 oder ein Huawei P10. Epic Games sagt aber auch, dass Geräte, die nicht auf der Liste zu finden sind, funktionieren könnten. Was keinesfalls funktioniert ist ein gerootetes Smartphone. Aufgrund der Cheat-Gefahr möchte Epic-Games erst Anti-Cheat-Maßnahmen ausloten, bevor man auch Root-Geräte zulässt.

Nachdem ich selbst zwei Geräte gefunden habe, um den Test durchzuführen, konnte der vermeintliche Spielspaß beginnen. Sofern man die APK direkt von Epic Games bezogen hat, müssen auf den meisten Android-Geräten, die noch nicht mit aktuellster Software unterwegs sind, in den Einstellung „Apps aus unbekannter Herkunft“ zugelassen werden. Die knapp zwei Gigabyte große App installiert sich dabei relativ zügig. Nachdem die Installation erledigt ist, kann sofort losgespielt werden.

Cross-Play erlaubt

Nach dem Start wird als erstes eine Anmeldung verlangt. Spieler, die bereits auf anderen Plattformen unterwegs waren, können beispielsweise mit ihren Accounts von Xbox oder Nintendo Switch einsteigen. Das Portieren von bereits erworbenen Gegenständen wird somit möglich gemacht. Selbstverständlich ist aber auch eine Neuanmeldung möglich. Erfreulicherweise ist Cross-Play auch beim Android-Ableger möglich. Ängste, von PC-Spielern in Grund und Boden geschossen zu werden, sind aber unbegründet. Spieler auf mobilen Plattformen werden nur Spieler auf mobilen Plattformen zugeteilt.

Nach erfolgtem Log-in habe ich mich sofort ins Spiel gestürzt. Ein Tippen auf „Ready“ und das Matchmaking startet. Zur Freude vieler macht Epic Games hier keine Abstriche. Auch auf Android werden bis zu 100 Spieler auf die Karte gezwängt, um sich gegenseitig auszuschalten. Wie sich Spieler gegenseitig ausschalten, wird dann aber bereits zum ersten Punkt mit negativem Beigeschmack. Vor dem Start der Runde fragt die App, mit welchem Modus ich meine Waffen abfeuern möchte.

Zur Auswahl stehen hier die Methode mit einem eigenen Touch-Knopf, einfaches Tippen irgendwo auf dem Bildschirm oder, und das ist die von Epic Games empfohlene Variante, Auto-Fire. Ziele ich mit dieser Variante auf einen Gegner, wird automatisch geschossen. In Kombination mit dem standardmäßig aktivierten Auto-Aim bekomme ich hier ein wenig das Gefühl, nur Zuschauer zu sein. Wer sich dagegen für den Knopf zum Schießen entscheidet, hat auf randlosen Geräten wie von Samsung ganz andere Probleme.

Da Epic Games diese Geräte augenscheinlich nicht vollends durchdacht hat, rückt der Knopf an den äußersten Rand des Bildschirmes. Und ist somit ohne Finger-Verrenkung kaum erreichbar. Wer mit Bluetooth-Controller zocken möchte, sucht vergeblich. Wie bei vielen anderen Features vertröstet Epic Games auf seiner Seite mit einem "erst einmal nicht".

Grafik alles andere als episch

Was gleich beim ersten Spiel auffällt: irgendetwas ist nicht in Ordnung. Während mich die Lags in der Sammellobby weder stören noch überraschen, wird es nach dem Absprung in den eigentlichen Kampf mehr als nur unlustig. Schon beim Gleiten zu Boden laggt Fortnite unheimlich stark. Abhängig von der Blickrichtung mal mehr, mal weniger. Die Framerate ist durchwegs niedrig. An den Testgeräten, mit einem Galaxy S8 und einem Huawei P9 nicht unbedingt die ältesten Modelle, liegt es dabei wohl eher nicht.

Nachdem ich rund zwei Gegner dank Aim-Assist und Auto-Shoot nur durch bloßes Anblicken erledigen konnte, war der dritte Kontrahent zu viel. Nach der verlorenen Runde geht es erstmal in die Einstellungen. Meine Vermutung, dass vielleicht einfach nur an den Grafikeinstellungen geschraubt werden muss, bestätigt sich aber nicht. Stattdessen ist Fortnite bereits auf der höchsten Grafikstufe eingestellt, die bezeichnenderweise „episch“ genannt wird. Tatsächlich würde man diese auf anderen Plattformen aber maximal als „niedrig“ bezeichnen. Egal welches Gerät herangezogen wird, mehr als 480p scheinen nicht möglich zu sein.

Auch bei der Framerate lässt sich trotz performanter Geräte nichts machen. Diese ist bei 30 FPS gelockt und kann wohl aus Performancegründen nicht überschritten werden. Mit unveränderten Einstellungen weitergetestet, lässt sich eines auf jeden Fall sagen: Performance ist hier reine Glückssache. Manche Runden konnten mit einigen Mini-Lags recht passable absolviert werden, andere wiederum brachten das Spiel aufgrund fehlender Frames fast zum Stillstand.

Da Epic Games das Spiel hier aber explizit als Beta ausweist, bleibt noch die Hoffnung, dass an der Leistung geschraubt werden kann. Leistungstechnisch eher nicht zu ändern wird der Akkuverbrauch sein. Wer glaubt, stundenlange Zug- oder Autofahrten mit Fortnite und einer Akkuladung verbringen zu können, wird enttäuscht werden. Im Test verbrauchten vor allem lange Runden rund acht Prozent der Akku-Leistung. Ein Wert, der nicht zu unterschätzen ist.

Fazit

Epic Games möchte mit dem Android-Ableger von Fortnite die letzte große Lücke im Plattformen-Portfolio schließen. Während Prinzip und Gameplay perfekt übertragen wurden, wird die Performance den meisten Spieler das Erlebnis gehörig verhageln. Gerade für einen Shooter ist es essentiell, gleiche Bedienungen für alle Spieler zu schaffen.

Auf Android-Geräten herrschst aber momentan das Gefühl vor, dass der Spieler mit den wenigsten Lags gewinnt. Und das wahrscheinlich auch nur, weil Aim-Assist und Auto-Shoot den Großteil der Arbeit erledigen. Aufgrund des Beta-Status sind Abgesänge noch zu früh, momentan fühlt sich die Android-Version von Fortnite aber nur nach einer weiteren Kuh an, die von Epic Games gemolken werden möchte.

Fortnite für Android ist via Epic Games erhältlich. Samsung-Nutzer können Fortnite auch über den offiziellen Game-Launcher beziehen.

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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