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eSports

Fünf Millionen US-Dollar für vier Tage Computerspielen

10,9 Millionen US-Dollar: Noch nie wurde bei einer eSport-Veranstaltung so viel Geld an die Teilnehmer ausgeschüttet. Die Sieger, das Team Newbee, erhält fünf Millionen US-Dollar. Die fünf Mitglieder wurden über Nacht zu Millionären. In Euro ist das eine Prämie von 740.000 pro Person. Zum Vergleich: Die deutschen Nationalspieler erhielten für ihren WM-Sieg 300.000 Euro.

Während sich die deutsche Mannschaft einen Monat in Brasilien behaupten musste, kämpfte das chinesische Team Newbee vier Tage vor PC-Monitoren um den Sieg. Das Turnier The International fand von 18. bis 21. Juli in Seattle, USA statt. Gespielt wurde nur das Free-to-Play-Game DOTA 2. Veranstaltet wurde der Bewerb von Valve, dem Macher des Spiels und des erfolgreichen Online-Spieleservice Steam.

An Interesse mangelte es nicht: Die 10.000 Eintrittskarten waren bereits eine Stunde nach dem Verkaufsstart vergriffen. Der US-Sportsender ESPN zeigte eine Vorschau auf das Turnier auf den Fernsehkanal ESPN 2 und die Finalbegegnungen auf dem Streaming-Sender ESPN 3. Valve hat gleich mehrere Twitch-Streams angeboten, unter anderem einen mit Kommentaren für DOTA-2-Neulinge.

Rekordsumme

Obwohl das Konkurrenz-Spiel League of Legends mit 67 Millionen Gamern monatlich um einiges populärer als DOTA 2 ist (neun Millionen Spieler), war The International mit 10,9 Millionen US-Dollar an Preisgeldern das bisher meist dotierte eSport-Turnier aller Zeiten.

Diese Rekordsumme wurde nicht durch Großsponsoren gestellt, sondern die DOTA-2-Spieler. Von Valve kommen „nur“ 1,6 Millionen US-Dollar. Der Rest kommt durch den In-Game-Kauf des Spielgegenstands „The Compendium“, der 10 US-Dollar gekostet hat. Ein Viertel des Erlöses ging in den Preisgeldtopf – der restliche Betrag von 27,9 Millionen US-Dollar an Valve.

The Compendium ist ein Art virtuelles Begleitbuch zum Turnier. Durch Aktionen, wie das Tippen auf den Sieger von Begegnungen oder das Streamen der Spiele In-Game, konnten Punkte gesammelt und damit Boni und Gegenstände für DOTA 2 freigeschaltet werden.

Gaming für Geld

Für Newbee wird es nicht bei den fünf Millionen US-Dollar Siegesprämie bleiben. Dem Team winken Sponsoring- und Exklusiv-Verträge, Einnahmen durch Merchandising und Werbeschaltungen von Streams ihrer Spiele. Wie viel die Profi-eSportler, abgesehen von den Preisgeldern, verdienen, verraten sie meist nicht. Ein Übersicht über die gewonnen Preisgelder findet man auf esportsearnings.com.

Besonders in Asien blüht die eSport-Szene, hier gibt es einige Spieler, die erfolgreich mit Gaming leben können. Diese bekommen ein Gehalt ihres Teams bezahlt – da sie acht bis zehn Stunden pro Tag trainieren, bleibt keine Zeit für einen anderen Beruf. Die Teams werden von Leitern und Coaches betreut. Spieler werden von anderen Teams gekauft. So bezahlte etwa Newbee, das erst im Februar gegründet wurde, 81.300 US-Dollar für den Spieler Zhang Ning. Dies war bisher der teuerste Transfer in der chinesischen eSports-Szene.

Südkorea gilt zwar als die Hochburg des professionellen eSports, wird aber zunehmend durch China abgelöst. Nicht nur das Team Newbee kommt aus China, sondern insgesamt fünf der acht Finalrunden-Teams von The International. In der Rangliste der Preisgelder führt Südkorea noch mit 19 Millionen US-Dollar vor China mit 14,87 Millionen US-Dollar. Allerdings hat Südkorea auch doppelt so viele Spieler. Diesen Umstand will etwa 175kh.com ändern.

Wie Kotaku.com berichtet, haben diese nach südkoreanischen Vorbild ein Bootcamp – eine Art Schule für eSports – für League of Legends in Shanghai eröffnet. Das Gebäude steht in Songjiang, in dessen Umgebung sieben höhere Schulen und Universitäten sind. Dies ist auch das Zielpublikum für das Bootcamp. Erfolgreiche Bewerber können Zimmer im Bootcamp beziehen, auch eine Campus-Cafeteria gibt es.

eSport in Österreich

Für die stetig wachsende eSport-Szene interessieren sich nicht mehr nur Hardware-Hersteller. Auch Coca Cola und Red Bull sponsern mittlerweile Veranstaltungen. Sogar YouPorn hat per Twitter Interesse bekundet, ein eSport-Team zu sponsern. Ob dies Ernst gemeint war oder nur ein Publicity-Stunt, ist unklar.

„In Österreich hält sich das Sponsoring aber in Grenzen“, sagt Stefan Baloh, Präsident des eSport Verband Österreich (ESVÖ): „Hierzulande kann keiner davon leben.“ Auch in vielen anderen Ländern sieht er nur wenig Chancen dauerhaft von eSport zu leben, weil es, wie andere Sportarten auch, zeitlich begrenzt ist. „Viele Spieler behaupten von sich, dass mit 27 Jahren die eSport-Karriere vorbei ist. Das kann ich so nicht unterschreiben, weil es von Jahr zu Jahr und Spiel zu Spiel verschieden ist.“

Auch wenn eSport in Österreich nicht hauptberuflich betrieben werden kann, erfreut es sich steigernde Beliebtheit. Laut Baloh sorgen vor allem neue Technologien, wie der Streaming-Dienst Twitch, für konstant steigendes Interesse am eSport: „Bei großen Turnieren sehen sich an die zehntausend die Streams der Spiele im Internet an und fiebern mit.

Der ESVÖ zählt derzeit 35.000 eSportler. „Wir zählen aber nur die Spieler bis 30 Jahren, da wir als Jugendverein eingestuft und so vom Bundesministerium für Familie und Jugend gefördert sind“, so Baloh. Der Übergang zwischen Gamer und eSportler ist laut Baloh fließend. Wer sich für eine Liga oder ein Turnier registriert und mitspielt trete offiziell auf und sei damit ein eSportler.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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