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Gutachten: E-Sport ist kein Sport

Popularität ist nicht alles, wenn es nach dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) geht. Obwohl E-Sport ein weltweites Millionengeschäft ist, erreicht er den Sport-Status in Deutschland nicht. Eines der größten Turniere der Elektronic Sports League (ESL), "The International Dota 2 Championships", zog vor wenigen Tagen Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. 34,3 Millionen US-Dollar wurden insgesamt ausgeschüttet, so viel wie noch nie. 

Nach einem Rechtsgutachten wird die Bezeichnung "Sport" für E-Sport vom  DOSB zukünftig abgelehnt. Der körperliche Aspekt fehle beim digitalen Spiel und somit seien die Anforderungen im traditionellen Sinn nicht erfüllt. Es sei damit "kein Sport im Sinne des geltenden Rechts". 

Was ist mit Schach?

Kritiker fragen nach dieser Erklärung, warum Sportarten wie Darts oder Schach anerkannt würden, da sie ebenfalls keine körperliche Anstrengung erfordern. Sie sind vergleichbar mit E-Sport da sie Reaktion, Geschicklichkeit und Präzision fordern. Auf Twitter kommentierte der DOSB, Schach sei nur aus Bestandstradition noch gelistet und würde nach heutigen Maßstäben ebenfalls nicht mehr aufgenommen. 

Reine Formsache

In Österreich verfolgt man einen anderen Ansatz. Der esvö, der E-Sportverband Österreich, sieht das Zusprechen eines Sport-Status als reine Formsache. "Wir wollen langsam und nachhaltig mit den Ministerien kommunizieren. Die positiven Aspekte, die man durch die Anerkennung erhält, kann man auch anders regeln", so esvö-Pressesprecher Manuel Haselberger. Diese positiven Aspekte sind vor allem finanzielle Begünstigungen und Fördermittel. Man stehe allerdings in engem Kontakt zur österreichischen Bundessport-Organisation (BSO), die für den Mitgliedsbeitritt und damit die Anerkennung als Sport in Österreich verantwortlich ist. 

Haselberger übt auch Kritik an seinen deutschen Kollegen vom E-Sport-Bund Deutschland (ESBD): "Sie versuchen seit ihrer Gründung mit Gewalt, als Sport zu gelten. Das mit der Brechstange durchzusetzen ist nicht der nachhaltige Weg." Bei einer gemeinsamen Aufklärungsveranstaltung des esvö und BSO hätte man eine deutliche Ablehnung durch die Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes gespürt, so Haselberger.

"Im Endeffekt geht es nur ums Geld", erklärt er weiter. Die Finanzmittel müssten mit der neuen Sportart geteilt werden, was im Umkehrschluss weniger Geld für andere Sportarten bedeutet. Der esvö wird vom Bundesministerium für Familie und Jugend gefördert, das seit 2018 im österreichischen Bundeskanzleramt angesiedelt ist. 

Kaum Aussicht auf Olympia

Nachdem 2018 der Einzug des E-Sports in das Repertoire der Olympischen Spiele in Paris 2024 scheinbar als fixiert galt, wird es immer unwahrscheinlicher, dass er tatsächlich olympisch wird, so Manuel Haselberger. Karl Stoss, Präsident des österreichischen Olympischen Comité (ÖOC) würde E-Sport "nie als olympische Disziplin in Erwägung ziehen." Die jungen Leute hätten große Fähigkeiten wovor er großen Respekt habe, so Stoss weiter, E-Sport habe aber "im herkömmlichen Sinne nichts mit Sport zu tun." Insbesondere Shooter würde er niemals unterstützen, denn das trage nicht zur Völkerverständigung bei. 

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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