Ori and the Blind Forest: Ein Spiel wie aus dem Bilderbuch
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Als Ori and the Blind Forest erstmals auf Microsofts E3-Pressekonferenz gezeigt wurde, war es der Überraschungshit. Der emotionale Trailer in dem handgezeichneten Grafikstil zog die Anwesenden in seinen Bann. Hinter dem Spiel steckt Moon Studios, gegründet und geleitet von dem Wiener Thomas Mahler.
Ori and the Blind Forest ist jetzt für Xbox One und PC erschienen (20 Euro). Die futurezone hat getestet, ob das Gameplay genauso gelungen ist, wie damals der E3-Trailer.
Mutter tot, Wald in Not
Um die Story nicht zu spoilen, hier die kurze Zusammenfassung dessen, was man ohnehin schon aus den Trailern kennt: Die Verderbnis zieht über den Wald herein und Oris Ziehmutter stirbt. Eine Reise beginnt, um die Kräfte des Waldes wieder herzustellen. Die Handlung ist im Spielverlauf natürlich etwas umfangreicher, gerät aber nicht in den Weg des Gameplays, sondern begleitet dieses dezent.
Der Grafikstil ist im handgezeichneten Look gehalten. Dies verleiht Ori and the Blind Forest, zusammen mit der Story und dem harmonischen Soundtrack, einen Vibe der an Animes des Studio Ghibli erinnert.
Kein Platz für Fehler
Hinter dem hübsch und fast harmlosen Aussehen des Games verbirgt sich ein solider 2D-Plattformer, der kaum Fehler verzeiht. Die erste Stunde hat man noch Schonfrist, aber spätestens nach drei Stunden wird das Können und die Frusttoleranz der Spieler auf die Probe gestellt. Hier muss man zum ersten Mal unter Zeitdruck flüchten und alle bisher gelernten Fähigkeiten kombinieren. Einmal falsch gesprungen und Ori ertrinkt oder wird aufgespießt. Hinzu kommt, dass genau bei diesem Fluchtlevel Framerate-Schwankungen gibt, die das präzise Springen erschweren. Bei anderen Level-Abschnitten ist dies zum Glück nicht der Fall.
Abgesehen von den Fluchtlevels hat Ori and the Blind Forest ebenfalls einen knackigen Schwierigkeitsgrad, der sich aber fair anfühlt. Es kann auch hier vorkommen, dass man ein und denselben Sprung fünf Mal hintereinander versaut, weil das Timing nicht perfekt ist. Ohne Zeitdruck wirken aber diese Aufgaben, mit etwas Übung, lösbar.
Zudem kann man selbst den Respawn-Punkt setzen, vorausgesetzt hat man genügend Energie übrig. Macht man das regelmäßig vor und nach einer schwierigen Levelpassage, erspart man sich Frust. Vergisst man darauf, verliert man möglicherweise bis zu 15 Minuten von seinem Fortschritt, da das Game nur an sehr wenigen Stellen automatisch speichert.
Hübsch verpacktes Metroidvania
Wie viele andere Indie-Plattformer auch gehört Ori and the Blind Forest dem Metroidvania-Genre an. Die gesamte Spielewelt ist miteinander verbunden aber um bestimmte Gebiete zu erreichen, muss erst die richtige Eigenschaft freigeschaltet werden.
In dem Spiel sind diese Gebiete geschickt verteilt. Wenn man Backtracking macht und Level-Abschnitte zum zweiten oder dritten Mal erneut durchquert, findet man Bereiche, die mit den gerade erhaltenen Eigenschaften erkundet werden können. Beim ersten Mal Durchlaufen waren diese noch nicht erreichbar.
Viele dieser Bereiche sind nicht direkt für die Haupthandlung relevant, enthalten aber Energie- und Gesundheits-Upgrades oder Erfahrungspunkte. Mit Erfahrungspunkten werden Verbesserungen für Oris Grundfähigkeiten freigeschaltet. Diese benötigt man auch: Selbst mit zahlreichen Upgrades hat man nie das Gefühl überlegen zu sein. Sogar gegen Ende des Spiels reicht eine kurze Unaufmerksamkeit, damit Ori gegen die Feinde den Kürzeren zieht.
Ärgerlich ist das, wenn man die Übersicht verloren und den Gegner oder das Hindernis schlicht übersehen hat. Die Kamera ist relativ weit rausgezoomt, um mehr von der schönen Spielewelt zu zeigen und den Eindruck eines großen Waldes zu vermitteln. Allerdings ist Ori dadurch nur klein im Bild sichtbar. In einigen Abschnitten, besonders wenn viele Gegner oder Teleporter mit im Spiel sind, hat man Schwierigkeiten Ori zu sehen. Besitzer von Flat-TVs mit mehr als 50 Zoll Diagonale sind hier im Vorteil.
Man darf sich nicht von dem harmlosen Äußeren von Ori and the Blind Forest täuschen lassen. Hier bekommt man kein Casual Game und auch keinen Gaming-Snack, sondern einen soliden Plattformer mit knackigem Schwierigkeitsgrad, der einen neun bis zehn Stunden beschäftigen wird. Das Game wäre auch dann empfehlenswert, wenn es keine österreichischen Wurzeln hätte. Man sollte aber keine Scheu vor dem Genre und eine etwas höhere Frustschwelle haben.
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