PlayStation Now
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PlayStation Now im Kurztest: Was das Spiele-Netflix kann

Der Spiele-Streaming-Dienst PlayStation Now ist ab sofort auch in Österreich und der Schweiz verfügbar. Das Prinzip ähnelt jenem von Streaming-Plattformen wie Spotify oder Netflix: Gegen eine monatliche Gebühr (14,99 Euro in Österreich, 16,95 Schweizer Franken in der Schweiz) erhalten Gamer Zugriff auf die stetig wachsende Bibliothek an Spielen. Derzeit sind mehr als 500 PlayStation-3- und PlayStation-4-Titel im Angebot enthalten.

Dazu zählen bekannte Titel wie „The Last of Us“, „Red Dead Redemption“ sowie die „God of War“- und „Uncharted“-Reihe. Laut Sony sind derzeit „mehr als zehn Titel“ enthalten, die auf der Bewertungsplattform Metacritic mit mehr als 90 Prozent bewertet wurden.

Österreich ist „logische Wahl“

Um PlayStation Now nutzen zu können, wird keine Spielkonsole benötigt. Die App kann auf der PlayStation 4 und Windows-PCs ausgeführt werden. Voraussetzung ist jedoch ein DualShock-Controller oder ein vergleichbares Eingabegerät. Zudem wird eine Internetverbindung mit zumindest fünf Megabit pro Sekunde empfohlen. Die Bildqualität passt sich automatisch an die verfügbare Bandbreite an, die Darstellung ist jedoch maximal in 720p (1280 mal 720 Pixel) bei bis zu 60 Bildern pro Sekunde möglich. Die Bildrate ist vom Spiel abhängig. „Gemessen an der Begeisterung der Gamer und der Infrastruktur waren Österreich und die Schweiz die logische Wahl für die Expansion“, sagt Adam Michel, für „PlayStation Now“ verantwortlicher Produktmanager bei Sony, gegenüber der futurezone.

Der Dienst ist bereits seit 2015 in Nordamerika, Japan und ausgewählten Teilen Europas verfügbar, unter anderem Deutschland, Belgien, Niederlande und Luxemburg. Um eine hohe Bandbreite und niedrige Latenz zu gewährleisten, müssen für den Streaming-Dienst regionale Datenzentren aufgebaut werden. Wo diese für Österreich und die Schweiz stehen, ist nicht bekannt. Sony setzt jedoch auf umgebaute PlayStation-Spielkonsolen statt Emulation. Das bedeutet, der Spieler greift aus der Ferne auf eine echte PlayStation zu, auf der das Spiel wiedergegeben wird.

Erstaunlich flott

Im ersten Kurztest der futurezone funktionierte das überraschend zuverlässig und verzögerungsfrei. Die Bibliothek umfasst Titel, beispielsweise Shooter wie „Bioshock Infinite“ sowie Action-RPGs wie „Dark Souls“, bei denen bereits kurze Ruckler oder Verzögerungen den Spielspaß erheblich trüben könnten. Dieses Problem trat bei den getesteten „PlayStation Now“-Spielen nicht auf. Tatsächlich fühlte es sich meist so an, als würde man das Spiel lokal wiedergeben.

Lediglich kleinere Artefakte verrieten, dass es sich eigentlich um einen Stream handelte. Je nach Bandbreite wurde die Qualität des Streams reduziert, die Eingabegeschwindigkeit litt erstaunlicherweise nie darunter. Selbst als der Stream beim „Landwirtschaftssimulator 2015“ wegen Verbindungsproblemen kurzzeitig zu Matsch verkam, wurden die Eingaben immer noch zuverlässig und ohne Verzögerung erkannt. Das bestätigten auch unabhängige Untersuchungen, bei denen festgestellt wurde, dass die Verzögerung zwischen Eingabe und Erkennung lediglich um knapp 50 bis 60 Millisekunden höher ist als bei einem lokalen Spiel.

Langsamer Start

Aber auch bei hoher Bandbreite war die Qualität des Streams nicht perfekt, was des Öfteren die Illusion trübte. So waren vor allem bei kleinem Text oftmals Artefakte durch die Komprimierung erkennbar. Bei schnellen Titeln gab es hin und wieder auch Zeilenverschiebungen und leichte Ruckler. Laut Sony soll die Leistung in den kommenden Wochen noch optimiert werden. 

PlayStation Now

Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt relativ reibungslos Zugriff auf eine große Spielebibliothek. Die Spiele benötigen keinerlei Downloads oder lokalen Speicher, werden aber als Verknüpfung auf dem Startbildschirm hinterlegt. Das Starten der Spiele dauert mit 30 bis 60 Sekunden etwas länger als bei der Offline-Wiedergabe. Trophäen werden sowohl bei PlayStation-3- als auch PlayStation-4-Titeln im Profil angezeigt. Die Sprache der Spiele richtet sich zudem nach der auf der Spielkonsole eingestellten Sprache - wer seine Videospiele bevorzugt auf Englisch spielt, muss daher auch das Betriebssystem auf Englisch einstellen.

An Netflix orientiert

Im Gegensatz zu sei die gesamte Bibliothek weltweit abrufbar - Geoblocking gibt es nicht. „Wir heben allerdings, je nach Markt, andere Titel hervor“, erklärt Michel. Während hierzulande beispielsweise Titel wie der „Landwirtschaftssimulator“ prominent präsentiert werden, konzentriere man sich in den USA auf andere Titel. Wie bei Netflix werden die Spiele in Sammlungen kuratiert, beispielsweise „Einfach Loslegen“ oder „familienfreundlich“. Die Nutzeroberfläche ist vorerst relativ schlicht gehalten.

Neben der kuratierten Auswahl gibt es auch eine Liste mit allen Titeln, die nach Genre und Alterseinstufung gefiltert werden können. Lieblingsspiele können einer eigenen Liste hinzugefügt werden. Um die Auswahl zu erleichtern, werden die meisten Titel mit einem Trailer und mehreren Screenshots präsentiert. Viele Indie- und Trash-Titel hatten jedoch lediglich einen kurzen Teaser-Text - hier muss man in den sauren Apfel beißen und den Titel selbst ausprobieren. Zusätzliche Informationen, wie Community-Rezensionen oder der durchschnittliche Metacritic-Score, werden nicht angezeigt.

Meist ältere Titel

Derzeit ist das Angebot auf Titel für PlayStation 3 und PlayStation 4 beschränkt. Ob es künftig auch Titel früherer Generationen, beispielsweise der PlayStation 2 oder PlayStation Portable (PSP), geben wird, verrät Michel nicht. Auch VR-Titel, die zuletzt regelmäßig Teil des PlayStation-Plus-Bundles waren, seien vorerst nicht geplant. Ausschließen wolle man jedoch nichts.

Die Bibliothek soll laufend ausgebaut werden, allein dieses Jahr sind 30 neue Titel dazugekommen. Dabei muss man aber wohl weiterhin mit älteren Titeln Vorlieb nehmen. Zu den neuesten Spielen zählen unter anderem „F1 2015“ und „Oblivion“, die bereits mehrere Jahre auf dem Buckel haben. „PlayStation Plus“-Nutzer werden wohl daher auch weiterhin früher in den Genuss der meisten Gratis-Spiele kommen. „PlayStation Plus“, das Spielern Zugriff auf die Multiplayer-Dienste und monatliche Gratis-Spiele gewährt, ist für den Streaming-Dienst nicht erforderlich. „Wer PlayStation Now nutzt, kann sogar die Multiplayer-Dienste nutzen, ohne PlayStation Plus abonniert zu haben“, sagt Michel.

Keine Überwachung

Viele Streaming-Anbieter werten die Daten ihrer Nutzer präzise aus. Netflix behauptete beispielsweise, dass man auf Basis der gesammelten Daten den Erfolg einer Serie mit 80 Prozent Genauigkeit vorhersagen kann. Im Fall von House of Cards stellte die US-Firma beispielsweise fest, dass Fans der Original-Serie aus Großbritannien auch gerne Filme sehen, an denen Schauspieler Kevin Spacey und Regisseur David Fincher beteiligt sind und involvierte beide Künstler am Projekt. Auch Spotify wertet die Daten seiner Nutzer aus und verwendete diese unter anderem für eine umstrittene Werbekampagne.

Laut Sony soll bei PlayStation Now keine derartige Auswertung erfolgen, es werden „nicht mehr Daten erhoben als bei einem offline gekauften Spiel“, so Michel. PlayStation Now empfiehlt zwar bereits Spiele, die Ergebnisse sind jedoch nicht personalisiert. „Wir empfehlen Titel, die andere Spieler, die dieses Spiel gespielt haben, auch probiert haben.“

Harte Konkurrenz

PlayStation Now setzt auf Technologie, die ursprünglich vom US-Unternehmen Gaikai entwickelt wurde. Sony hat Gaikai 2012 für rund 380 Millionen US-Dollar übernommen. Das Unternehmen entwickelte neben „PlayStation Now“ auch die PS4-Features „Remote Play“ und „Share Play“. Während „Remote Play“ das Streaming von PS4-Spielen auf eine PlayStation Vita im gleichen WLAN erlauben sollte, ermöglicht „Share Play“ das Teilen einer Spiele-Session mit einem PSN-Freund. So kann dieser die Kontrolle über das Spiel übernehmen, obwohl es auf einer anderen Konsole läuft. Sony übernahm zudem 2015 die Patente des gescheiterten Cloudgaming-Konkurrenten Onlive.

Neben PlayStation Now gibt es zahlreiche weitere Cloudgaming-Anbieter. Der prominenteste Konkurrent ist wohl Nvidias GeForce Now, mit dem PC-Spiele auf PC, Mac und Nvidia-Geräten gestreamt werden können. Ähnlich ambitioniert ist das französische Start-up Blade, das mit seinem Dienst Shadow Zugang zu High-End-PCs bieten will. 

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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