Resident Evil 7 Biohazard im Test: Der erste VR-Blockbuster
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Eigentlich macht man mir relativ schwer Angst. Mein Bruder, der wohl größte Horrorfilm-Fan den ich kenne, hat mir mit seiner großen Sammlung bereits früh jegliche Angst vor Freddy Krüger, Chucky, Jason und Co genommen. So hatten auch Horror-Videospiele, wie „F.E.A.R.“, „Silent Hill“ oder „Five Nights at Freddy’s“ keinen wirklichen Effekt auf mich. Das gängige Mittel der Branche, der sogenannte Jump-Scare, löste Gähnen statt Angstschreie bei mir aus.
Doch nun ist die Heilung da: Ein Videospiel hat es tatsächlich geschafft, mir pure Angst einzujagen. Und wer wäre besser für diese Rolle geeignet als die Mutter aller Horror-Videospiele? „Resident Evil 7: Biohazard“ ist trotz der Nummer sieben im Titel der bereits elfte Ableger der legendären Videospiel-Reihe - und der Erste, der aus der First-Person-Perspektive gespielt wird. Statt dem Protagonisten über die Schulter zu schauen, sieht man nun alles aus seiner Perspektive - auf Wunsch auch ganz nah. Denn die PlayStation-4-Version von „Biohazard“ (erhältlich ab sofort für Windows, Xbox One und PlayStation 4) unterstützt die PlayStation VR.
Einer muss ja den Helden spielen
Damit ist „Resident Evil“ der erste AAA-Titel, der auf der PlayStation VR erscheint. Zugegeben, mit dem „Rogue One“-DLC für „Star Wars Battlefront“, „Driveclub“ und „Batman Arkham VR“ konnte man bereits einige andere große Entwickler vom VR-Hype überzeugen, doch meist war der VR-Support nur ein Gimmick oder der Spielspaß von kurzer Dauer (wie bei der rekordverdächtig kurzen Kampagne von „Arkham VR“). „Biohazard“ ist der erste AAA-VR-Titel, dessen Kampagne deutlich über zehn Stunden Spieldauer bietet - und trotz ständiger Angst wünscht man sich fast, die Kampagne würde niemals enden.
Der Spieler schlüpft in die Rolle von Ethan Winters, der nach seiner Frau Mia sucht. Nach drei Jahren erhält er plötzlich eine Nachricht von ihr. Sie wartet auf ihn in einer verlassenen Farm in Louisiana - eine Nachricht, bei der wohl jeder vernünftige Mensch zur Polizei gehen würde. Doch was wäre ein Horrorfilm schon ohne einen naiven Helden? Das denkt sich wohl auch Ethan und bereits wenige Sekunden nach dem knappen Intro erkunden wir die verfallene Farm. Dabei lernt der Spieler auf clevere Art und Weise die relativ simple Steuerung. Insbesondere das rasche Umdrehen - Kreis und Zurück mit dem Analog-Stick - ist dabei überlebenswichtig.
Dunkel hui, bei Tag pfui
Die Steuerung im VR-Modus ist intuitiv und sogar einen Tick besser als im herkömmlichen Spiel. Der Spieler läuft in jene Richtung, in die man gerade blickt. Rasches Drehen ist mit dem rechten Analog-Stick möglich. Ein Tippen in die gewünschte Richtung dreht den Kopf um knapp 30 Grad. Im Gegensatz zu „Here They Lie“ verzichtet man dabei auf eine lästige und unangenehme Überblendung. So spielte ich „Biohazard“ auch problemlos drei Stunden am Stück ohne Pause und Kopfschmerzen, wohingegen ich bei „Here They Lie“ bereits nach 15 Minuten über Übelkeit und Kopfschmerzen klagen durfte.
"Open World" und lästige alte Mechanismen
Das Spiel verzichtet auf lästige Ladesequenzen, die ganze Farm kann ohne Ladebildschirm frei erkundet werden. Dafür muss man aber zu Beginn etwas mehr Geduld aufbringen, da das Starten meist ein bis zwei Minuten dauert (zumindest auf der „normalen“ PlayStation 4). Als VR-Spieler muss man sich da auf langweiliges Warten einstellen. Glücklicherweise zeigt das Spiel meist eine Zusammenfassung der Geschehnisse an. Besonders clever: Bei „Video“-Levels - Ethan findet immer wieder Videos, in denen man andere Charaktere in der Vergangenheit spielt - wird zuvor ein Testbild mit einer Zusammenfassung angezeigt. Die „Video“-Levels sind nicht verpflichtend und können jederzeit abgebrochen werden, sind aber abwechslungsreich und beinhalten Hinweise für das Vorankommen.
VR wie es sein sollte
Abgesehen davon ist das Spiel aber überraschend frei von jeglichen Mängeln. Insbesondere der clever umgesetzte VR-Modus ließ mich über vieles „Alte“ hinwegsehen. So fühlt es sich natürlicher (und sicherer) an, beim Verstecken vor Gegnern durch Neigen des Kopfes um die Ecke zu schauen. Im VR-Modus bewegt man das Fadenkreuz zudem mit dem Kopf - eine deutlich intuitivere und schnellere Methode als das mühsame Anvisieren mit dem Analog-Stick.
Die Angst vor dem Unbekannten
Der Horror in „Biohazard“ ist überraschend subtil. Klassische Jump-Scares, wie sie in jedem modernen Horrorfilm und -spiel üblich sind, sind zwar ebenfalls ein wichtiger Bestandteil, doch die kleinen Dinge sorgen für ständige Unruhe. Seien es die Vorhänge, die durch einen Windhauch gegen die Wand knallen, das Ticken der großen Wanduhr oder Spielzeug, das plötzlich zu klicken beginnt: Die Stille auf der Farm wird immer wieder durch Geräusche unterbrochen, die Gefahr ankünden könnten.
2017 fängt gleich gut an. Mit einem Highlight wie „Resident Evil 7“ geben sowohl die Horrorspiel-Reihe als auch die PlayStation VR ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Denn nach dem Hype rund um den Verkaufsstart musste man lang auf einen wahren Blockbuster warten. Das hat sich nun mit einem der besten „Resident Evil“ aller Zeiten zumindest gelohnt.
Doch nicht nur VR-Spieler kommen bei „Biohazard“ auf ihre Kosten, jeder Horror- und „Resident Evil“-Fan kann bedenkenlos zuschlagen. Der Spieler mag auf dem TV-Bildschirm zwar weniger nah am Geschehen sein, in Sicherheit ist man dennoch nicht.
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