The Elder Scrolls Blades: Free-to-Play für superreiche Gamer
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Die Spieleschmiede Bethesda bietet seit dieser Woche einen ihrer Klassiker für Smartphones und Tablets an. Die „The Elder Scrolls“-Reihe erfreut sich enormer Beliebtheit. Doch ist es das " Skyrim für unterwegs", dass sich die Fans seit der Anküdigung des Games erhofft haben?
Die Voraussetzungen dafür sind gut. Anstatt alte Teile lieblos für mobile Endgeräte zu portieren, hat man sich bei „The Elder Scrolls Blades“ für eine nativen Entwicklung entschieden. Diese Entscheidung, kombiniert mit einer bereits äußerst beliebten Serie, hätte sich am Ende bezahlt machen können. Stattdessen steht sich Bethesda ohne jede Not selbst im Weg.
Perfekt angepasst
Vergangenes Jahr wurde „The Elder Scrolls Blades“ auf der E3 in Los Angeles erstmals angekündigt. Nach kleineren Startschwierigkeiten in Form eines mehrmals verschobenem Release-Termins, ist das Spiel jetzt im Early-Access verfügbar. Bereits Ende März konnten erste Spieler in einem kontrollierten Rollout in Blades eintauchen. Knapp zwei Wochen später ist der Free-to-Play Titel für die Massen vollumfänglich spielbar.
Nach dem Download gibt es zur Einführung ein Mini-Tutorial. Danach gilt es sich via Bethesda-Konto einzuloggen. Zum Start müssen wir uns, wie von Elder Scrolls gewohnt, einen eigenen Charakter erstellen. Sowohl optisch als auch in Zugehörigkeit kann unsere Figur dabei angepasst werden. Als Teil der Blades, einer Gruppe vollausgebildeter Kämpfer, die einst im Auftrag des Königreiches standen, kehrt unser Charakter in seine vollkommen zerstörte Heimatstadt zurück.
Da ein Großteil der Einwohner und Kämpfer geflüchtet sind oder gefangen genommen wurden, liegt es an uns, die Stadt wiederaufzubauen und den Grund für die Zerstörung zu finden. Der Wiederaufbau findet dabei über die Absolvierung von Quests und dem Sammeln von Ressourcen statt - einer Menge Ressourcen.
Kämpfen bis zum Umfallen
Um Materialen zum Wiederaufbau des Heimatdorfes, sowie Münzen und Steine zu sammeln, müssen wir und ständigen Herausforderungen stellen. Hauptsächlich gilt es dabei zähe Goblins oder lästige Banditen im Kampf zu schlagen.
Das Kampfsystem selbst ist nicht sonderlich komplex. Großteils werden die Schlachten mit einfachen Gesten geschlagen. Vor allem die Ausrüstung entscheidet über Sieg oder Niederlage. Ein Punkt, der in Blades zur Spitze getrieben wird.
Über das gesamte Spiel hinweg werden die Quests nach Gefährlichkeit eingestuft. Während ein Totenschädel auf einen leichten Kampf hoffen lässt, sind Herausforderungen auf Stufe vier und fünf fast unmöglich zu meistern. Ist ein Kampf hochriskant, erhalten wir aber auch deutlich mehr Materialen.
Suchen wir uns ständig leichte Kämpfe, schleicht der ohnehin gebremste Fortschritt noch langsamer vor sich hin. Der Schwierigkeitsgrad wird hauptsächlich von unserer Ausrüstung bestimmt, die auch durch leichte Kämpfe theoretisch verbessert werden kann.
Kaufempfehlungen á la Bethesda
Mit immer mehr gewonnen Kämpfen und gleichzeitig eingesammeltem Material steigt auch unser Fortschritt im Game, der uns fortlaufend neue Regionen entdecken lässt. Bethesda hat hier aber bewusst die Handbremse angezogen und zwingt Spieler mit unliebsamen Methoden, den Fortschritt voranzutreiben.
Unter anderem sind starke bzw. legendäre Ausrüstungsgegenstände so gut wie gar nicht erspielbar. Stattdessen erhalten wir sogar die Empfehlungen, Rüstungen, Schwerter und ähnliche Gegenstände für 10 Euro und mehr zu erwerben, um überhaupt fortschreiten zu können.
Neben Äxten, Schilden und Co. kann unser Charakter auch noch mit Zaubern und Spezialangriffen ausgestattet werden. Neue Fähigkeiten können über den Skill-Baum erworben werden.
Glänzende Optik
Besonders hervorzuheben ist die grafische Darstellung in Blades. Bethesda hat sich hier viel Mühe gegeben und liefert eines der schönsten Spiele unter den aktuellen Mobile-Games. Trotz teils recht düsterer Szenerie, konnte dem Spiel mit vielen farblichen Elementen in der Umgebung einiges an Leben eingehaucht werden.
Nicht nur die Umgebung, auch die Charaktere sind dabei überraschend detailliert. Selbst bei Perspektive und Steuerung haben die Entwickler erfreulicherweise mitgedacht. „The Elder Scrolls Blades“ lässt sich sowohl im Hoch- als auch Querformat bequem spielen. Der Wechsel erfolgt fließend.
Je nach Orientierung bewegen wir unseren Charakter dann durch Tippen auf das Ziel oder mit zwei virtuellen Analog-Sticks, die im Querformat eine genauere Kontrolle ermöglichen. Die erfreuliche Grafik hat aber auch ihren Preis. Nicht jedes Gerät, vor allem im Android-Bereich, unterstützt das Spiel. Während sogar auf älteren iOS-Geräten ab Version 11 flüssiges Zocken möglich ist, sollen neuere Flagships mit Android noch mit Problemen kämpfen.
Akku adé
Ein im Test verwendetes Note 9 hatte nur selten mit Rucklern zu kämpfen, während Berichten zufolge etwa Samsungs Note 8 oder ein Mate 20 Pro von Huawei das Spielerlebnis vereinzelt trüben soll. Da diese Geräte aber sehr wohl von Bethesda als kompatibel gelistet werden ist davon auszugehen, dass sich die Probleme im Laufe der Early-Access-Phase ausmerzen lassen.
Wer Blades unterwegs spielen möchte, sollte die Akkuanzeige im Blick behalten oder eine Powerbank mitnehmen. Das Spiel saugt selbst in kurzen Sessions ordentlich am Akku, was schnell zum Problem werden kann.
Reizthema Mikrotransaktionen
Nachdem sich Bethesda mit dem PC- und Konsolenspiel Fallout 76 einige Ohrfeigen eingefangen hat, glaubten viele an eine demütigere Herangehensweise bei „Blades“. Während das Studio für die native Entwicklung des Mobil-Ablegers und die wunderbare Grafik viel Lob verdient hat, wird der Vogel mit Mikrotransaktionen aber knallhart abgeschossen. Zähneknirschend müssen wir uns beim Spielen die berechtigte Frage stellen, ob es sich hier nicht um einen plumpen Pay-To-Win-Titel handelt.
Obwohl gerade am Anfang schneller Fortschritt möglich ist, werden wir nach und nach immer stärker gebremst. Wer im Spiel nach kurzer Zeit noch fortschreiten möchte, braucht teils extrem starke Ausrüstung. Dass diese kaum im Spiel vorzufinden ist, gibt Bethesda In-Game auch ganz unverblümt zu. Teilweise finden sich in „Blades“ Texteinblendungen, die davor warnen, dass nur käuflich erwerbliche Gegenstände einen weiteren Spielfortschritt realistisch machen.
Lange Wartezeiten
Das Schmieden von Waffen, das Generieren von Gesundheit, das Bauen von Gebäuden: Jede dieser Aufgaben erfordert Zeit. Manchmal sind es gütige zehn Minuten. In den meisten Fällen sprechen wir aber von mehreren Stunden, die das Spiel uns warten lässt. Auch Gold- und Silberkisten öffnen sich nur nach abgelaufener Zeit. Es kann aber immer nur eine geöffnet werden. So stauen sich langsam immer mehr Kisten an, die bald alle verfügbaren Slots belegen.
Um all diese Prozesse zu beschleunigen, will Bethesda von uns Geld sehen. Und davon nicht zu knapp. Möchten wir etwa eine Kiste schneller öffnen, wird fast ein Euro fällig. Durch die vielen Wartezeiten und Gegenstände, die für Crafting benötigt werden, landen wir hier in einem immer größer werdenden Teufelskreis. Wer dann noch fortschreiten möchte, muss zwangsläufig dafür bezahlen, um nicht die Nerven zu verlieren.
Fazit
Bethesda hat mit „The Elder Scrolls Blades“ starke Ansätze gezeigt. Die gezielte Entwicklung für Mobilgeräte und eine hochwertige Grafik sind die Highlights des neu erschienenen RPGs. Leider wird ein positives Resümee aber durch erschreckend gierige Mikrotransaktionen zunichte gemacht. So großartig die Ansätze vor allem für spontanes Gaming auch sein mögen, nach kurzer Zeit ist kaum noch Fortschritt ohne Bezahlung möglich.
Bethesda wird mit den momentan vorherrschenden Preisen kaum abenteuerlustige Gamer anlocken können. Die implementierte Paywall verursacht dafür einfach zu viel Frust. Zu hoffen bleibt, dass die Economy im Laufe der Early-Access noch angepasst wird. Ansonsten sieht es für Blades düster aus. Wer Elder Scrolls unterwegs spielen will, kauft sich besser Skyrim für die Nintendo Switch.
The Elder Scrolls Blades ist kostenlos für iOS und Android erhältlich.
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