Xbox One S im Test: Ein besserer Pausenfüller
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Sony hat gerade erst seine PS4 Slim angekündigt, während Microsoft das Gegenstück Xbox One S schon veröffentlicht hat. Ich habe die Spielkonsole getestet, die nicht nur kompakter ist, sondern auch mehrere Detailverbesserungen gegenüber der Original-Xbox One S bietet.
Schön anzusehen
Die Xbox One S ist optisch gelungen. Während die normal große Xbox One an einen Videorekorder aus den 80ern erinnert, sieht die Xbox One S wie ein Designer-Lautsprecher aus. Das gilt allerdings nur für die Seitenansicht, in der die runde Lüfteröffnung gut erkennbar ist.
Von vorne betrachtet wird die schwarze Unterseite als Teil der farblichen Akzente wahrgenommen – hier haben Microsofts Designer gute Arbeit geleistet. Die Xbox One S kann im Gegensatz zur normalen Xbox One jetzt auch stehend verwendet werden. Dazu ist ein Plastik-Standfuß enthalten, der auch genutzt werden sollte. Ohne diesen Standfuß ist die Xbox One S im Hochformat nämlich etwas wackelig.
Zurück in die Hölle Netzteil!
Laut Microsoft ist die Xbox One S um 40 Prozent kleiner als die Xbox One. Rein vom Gehäuse her geht sich das möglicherweise knapp nicht aus. Rechnet man aber das wuchtige externe Netzteil der Xbox One dazu, stimmt diese Angabe.
Die Xbox One S kommt ohne diesen Ziegelstein aus. Selbst wenn man genug Platz hatte, um das Xbox-One-Netzteil irgendwo hinter dem Kasten zu verstauen, grenzte es an eine Verhöhnung des Kunden. Die Xbox One war bereits riesig im Vergleich zur PS4 und dann musste auch noch dieses Netzteil aus der Hölle, das sogar einen eigenen Lüfter eingebaut hat, verwendet werden. Wäre die Xbox One S kein Leihgerät, das nach fünf Tagen wieder retour an Microsoft geht, hätte ich in einer Mischung auf Frohlocken und tiefem Hass das Xbox-One-Netzteil ordnungsgemäß am nächsten Mistplatz entsorgt – nachdem ich es am Schießstand mit zusätzlichen Lüftungslöchern modifiziert hätte.
Echte Tasten
Abgesehen vom Ziegelstein-Netzteil hat die Xbox One S eine weitere Änderung, die meine Nerven schont. Statt Softtouch-Tasten gibt es echte Tasten an der Front. Kein unabsichtliches Einschalten mehr beim Staubsaugen und ewig warten bis man die Konsole nach dem Booten wieder abschalten kann.
Die Connect-Taste für den Controller ist ebenfalls an die Front gewandert, genauso wie ein USB-Anschluss. Die Anschlüsse an der Rückseite sind fast gleich geblieben. Nur der Kinect-Anschluss fehlt. Die zwei bis drei User, die von der Xbox One auf die Xbox One S umsteigen und Kinect weiternutzen wollen, können den Adapter kostenlos anfordern. Wer nur die Xbox One S hat und Kinect verwenden will, muss den Adapter um 40 Euro kaufen.
Leiser und sparsamer
Die Xbox One S ist eine Spur leiser als die Xbox One. Störend hörbar ist sie eigentlich nur wenn eine Disc geladen wird. In einem Punkt ist die Xbox One S aber lauter: Der interne Speaker der Konsole vermeldet das Ein- und Ausschalten etwas energischer als der der normalen Xbox One.
Beim Stromverbrauch fallen die Unterschiede deutlicher auf. Die Xbox One S benötigt zwar immer noch Energie im abgeschalteten Zustand, dafür sind es jetzt aber nur noch 0,5 statt 1 Watt. Beim Dashboard und Abspielen einer Blu-ray ist der Verbrauch um 40 bis 50 Prozent geringer. Bei Games sind es 30 bis 40 Prozent.
Schneller
Der große Hardware-Upgrade für die Xbox One wird erst nächstes Jahr mit der Konsole Project Scorpio kommen. Die Xbox One S ist dennoch eine Spur schneller. Der GPU-Takt wurde von 853 auf 914 MHz angehoben.
Eurogamer hat dazu Benchmarks gemacht und festgestellt, dass bei Games mit vielen Grafikeffekten tatsächlich eine höhere Geschwindigkeit messbar ist. Je nach Game konnten bis zu elf Prozent mehr Leistung festgestellt werden, was sich in einer höheren FPS-Rate, bzw. geringere FPS-Dropdowns manifestierte.
Aber merkt man das als normaler Spieler überhaupt? Nur wenn man darauf achtet. Im direkten Vergleich laufen einige Games, wie etwa Rise of the Tomb Raider, eine Spur flüssiger in Szenen, bei denen die normale Xbox One ins Stottern geriet. Bei manchen Spielen ist weniger Screen Tearing bemerkbar, ganz verschwindet es aber nicht.
Von den 2 TB der Festplatte stehen 1,6 TB dem User zur Verfügung. Im direkten Vergleich bootet die Xbox One S schneller. Die Ladezeiten von Games, die auf der Festplatte installiert sind, sind etwas kürzer. Da die Festplatte der Xbox One S und Xbox One eigentlich gleich schnell sind, könnte das nur ein momentaner Zustand sein. Schließlich ist das Testgerät der Xbox One S noch relativ unbelastet, während die Xbox One fast zwei Jahre auf den Buckel hat und die Festplatte durch die vielen Installationen und Deinstallationen möglicherweise fragmentiert ist.
Feinabstimmung am Controller
Der Controller der Xbox One S hat eine rauere Oberfläche. Ich hatte zwar noch nicht das Problem, dass mir der alte Xbox One Controller aus der Hand gerutscht wäre, aber der zusätzliche Grip ist dennoch eine willkommene Verbesserung.
Der Xbox-Button ist etwas mehr im Gehäuse eingelassen und der Verzicht auf das glänzende Plastik rundherum lässt den S-Controller hochwertiger wirken. Die LB- und RB-Taste haben weniger Widerstand und sind angenehmer zu drücken. Die Menü- und Fenstertaste stehen etwas mehr aus dem Controller-Gehäuse heraus und fühlen sich ein wenig schwammig an.
Die Analogsticks haben weniger Spiel, was eine sehr willkommene Verbesserung ist. Allerdings müsste ein Langzeittest zeigen, ob das so bleibt oder ob sich die Analogsticks ausleiern. Das Steuerkreuz hat zwar für meinen Geschmack immer noch zu viel Spiel, aber immerhin weniger Leerweg bis zum Anschlag, wodurch es sich besser anfühlt.
An der Unterseite befindet sich, neben dem proprietären Xbox-One-Headset-Anschluss, eine 3,5mm-Klinkenbuchse für gängige Kopfhörer und Headsets. Ein Akku ist, wie schon bei der Xbox One, nicht mitgeliefert und muss extra gekauft werden, falls man den Controller nicht mit zwei AA-Batterien betreiben will.
Xbox One S als UHD-Blu-ray-Player
Die Xbox One S unterstützt die Ausgabe in der UHD/4K-Aufösung für das Dashboard und Videoinhalte, nicht aber für Spiele. Das Laufwerk gibt nicht nur normale Blu-rays, sondern auch 4K/UHD-Blu-rays wieder. Für UHD-TV-Besitzer ist das durchaus ein Mehrwert. Denn in Österreich sind derzeit nur zwei UHD-Blu-ray-Player erhältlich – einer kostet um die 330 Euro, der andere über 600 Euro. Und auf keinen von beiden kann man Halo spielen.
Heimkino-Fans sollten überdenken, ob sie die Xbox One S als UHD-Blu-Ray-Player anschaffen wollen. Sie unterstützt zwar HDCP 2.2, HDR10 und 7.1 Surround Sound, aber nicht Dolby TrueHD, DTS-HD Master Audio, Dolby Atmos oder Dolby Vision.
Dennoch ist die Wiedergabe von UHD-Blu-rays beeindruckend. Im Test wurde das mit der UHD-Blu-ray Mad Max: Fury Road ausprobiert, die von Warner Brothers zur Verfügung gestellt wurde. Es ist ein Qualitätsvorteil gegenüber UHD-Streaming von Diensten wie Netflix und Amazon Prime bemerkbar – gerade bei so bildgewaltigen Filmen wie Mad Max. Stichwort Netflix: Das UHD-Streaming klappt auf der Xbox One S problemlos.
Fazit
Die Xbox One S ist ein gelungenes Redesign. Mit 399 Euro (2 TB) ist sie aber zu teuer, um einen Umstieg von der Xbox One zur S zu rechtfertigen, wenn man nicht unbedingt einen UHD-Blu-ray-Player besitzen will, der aufgrund fehlender Video- und Audio-Standards nicht zukunftssicher ist. Ob Microsoft das per Patches nachliefern wird, steht noch nicht fest.
Ab 22. September gibt es die Xbox One S in den günstigeren Versionen: 1 TB um 349 Euro und 500 GB um 300 Euro. Aber auch bei diesen muss man sich die Frage stellen: Zahlt sich das aus, wenn Microsoft für nächstes Jahr bereits eine leistungsstärkere Xbox One angekündigt hat? Project Scorpio soll nicht nur Blu-rays und Videos, sondern auch Games in UHD unterstützen, ebenso wie Virtual-Reality-Spiele. Wer bis jetzt ohne Xbox One ausgekommen ist, wird wahrscheinlich die Wartezeit bis zu Project Scorpio auch noch überstehen.
Eigentlich schade: Denn trotz der sinnvollen Verbesserung und dem hübschen, neuen Look ist die Xbox One S nur ein Pausenfüller, den viele User zugunsten von Project Scorpio wahrscheinlich ignorieren werden.
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