© APA/dpa/Silas Stein

Eine Million XP

Zu gut in Pokemon Go: Spieler bei Rekordversuch gesperrt

Immer wieder entbrennen in Pokémon-Go-Foren Diskussionen um eine Frage: Wer ist ein Cheater und wer nicht? Um das zu überprüfen, rechnen Nutzer gerne nach, ob es überhaupt möglich wäre, dass man ohne Hilfsmittel ein bestimmtes Level erreicht. Selbst Hardcore-Spieler sammeln selten mehr als 100.000 Erfahrungspunkte pro Tag - und auch das gelingt nur mit Investitionen in Pokémon-Eier und Lockmodule. Da Pokémon Go erst seit 46 Tagen verfügbar ist, dürfte es derzeit kaum Spieler über Level 34 (4,75 Millionen Erfahrungspunkte erforderlich) geben. Dennoch finden sich immer wieder Trainer mit Level 35 und höher in freier Wildbahn. Sind das Cheater oder besonders ehrgeizige Spieler?

Eine Million an einem Tag

Jimmy Derocher hatte genug von diesen endlosen Debatten und wollte den Beweis antreten, dass man diese Werte durchaus ohne Hilfsmittel erreichen kann. Der Texaner kündigte in einer Facebook-Gruppe an, dass er eine Million Erfahrungspunkte binnen 24 Stunden sammeln will. Dazu entwickelte er eine knapp 300 Meter lange Route mit insgesamt zehn PokéStops, die er "Jimmy's Loop" nennt. Diese führt um das Texas State Capitol in Austin und wurde für den Anlass mit Lockmodulen versehen. Mit gezielten Entwicklungen und Glückseiern konnte er so mehr als 40.000 Erfahrungspunkte pro Stunde sammeln.

Die Aktion war bereits im Vorfeld ein Erfolg: Mehr als 1000 Pokémon-Go-Fans kündigten sich im Vorfeld auf Facebook an, hunderte Spieler verfolgten den Rekordversuch live über Twitch. Doch nach 13 Stunden gab es plötzlich Probleme: Jedes Pokémon, das Derocher fangen wollte, lief nach einem Fangversuch weg. Er erhielt offenbar einen sogenannten "Soft Ban". Diese werden meist als erste Warnung vergeben und schränken die Funktion des Spiels ein. Manche Nutzer können keine Pokémon mehr fangen, andere wiederum können nicht in Arenas kämpfen oder an PokéStops drehen.

Vorher bei Niantic angefragt

Der Anti-Cheat-Filter von Pokémon Go glaubte offenbar nicht, dass Derocher binnen dermaßen kurzer Zeit ohne Hilfsmittel mehr als 600.000 Erfahrungspunkte sammeln konnte. "Auf gewisse Art und Weise wollte ich eigentlich damit beweisen, dass Niantic mit diesem Limit jenen Spielern schadet, die das Spiel so effizient wie möglich spielen", erklärt Derocher. Er hat im Vorfeld sogar Niantic sowie Niantic-CEO John Hanke kontaktiert, um einen möglichen Soft Ban zu verhindern - vergeblich. "Bots sind deutlich effizienter als Menschen und ich glaube, dass dieser Soft Ban etwas halbherzig implementiert wurde. Er schadet viel mehr Spielern als Niantic wohl erwartet hat."

Niantic hat kürzlich damit begonnen, hart gegenüber Spielern durchzugreifen, die Hilfsmittel wie Bots oder Pokémon-Tracker nutzen. Diese erhalten meist rasch sogenannte "Soft Bans", die das Spiel einschränken und werden bei weiteren Verstößen dauerhaft gesperrt. Da der Filter Sperren automatisch verteilt, geraten dabei gelegentlich auch ehrliche Spieler ins Visier. Niantic bietet ein Kontaktformular an, über das Spieler Einspruch gegen Sperren einlegen können. Hier darf man aber keine rasche Lösung erwarten, da der "Soft Ban" meist ausläuft bevor eine Support-Anfrage behandelt wird.

Derocher gab trotz des "Soft Bans" aber dennoch nicht auf. Er spielte danach noch knapp eineinhalb Stunden weiter und konnte allein durch das Drehen von PokéStops sowie den missglückten Fangversuchen noch stolze 25.000 Erfahrungspunkte sammeln. Zudem konnte er rund 50 bis 60 Dollar für den guten Zweck sammeln, die nun gespendet werden sollen. Der Rest der Einnahmen wurde für das Platzieren der Lockmodule sowie weitere Veranstaltungskosten genutzt.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare