Biohacking: So wird der neue Chip, der im Sommer auf den Markt kommt, aussehen.
Biohacking: So wird der neue Chip, der im Sommer auf den Markt kommt, aussehen.
© Barbara Wimmer

Biohacking

NFC-Chip im Körper? Ich verzichte.

Mit dem RFID-Chip die Haustür aufsperren oder die Visitenkarte drauf speichern: Dies ist selbst für viele Technik-Fans noch zu wenig an Funktionalität, um sich einen Chip unter die Haut pflanzen zu lassen. Erzählt man älteren Menschen davon, lachen sie einen aus. Jüngere finden es meistens „cool“. Fakt ist: Biohacking lässt sich schon jetzt nicht mehr weg reden.

Spätestens, wenn ein großer Konzern die Chip-Implantate als „Riesen-Geschäft“ identifiziert und wir erste Slogans wie „Leben retten mit dem Chip“ hören werden, wird das Thema wohl in der breiten Gesellschaft ankommen. Der Slogan wirkt übrigens jetzt schon. „Wenn ich da meine Krankenakte drauf speichern und das Krankenhaus diese bei einem Unfall sofort abrufen könnte, wäre das schon ein praktisches Szenario“, sagt ein CeBIT-Besucher zu mir.

Sicherheitsbedenken

"Hilfe, holt mich hier raus," denke ich mir hingegen. Noch nie etwas davon gehört, dass heutzutage alles gehackt wird, was gehackt werden kann? Will der Besucher wirklich, dass seine Krankenakte von jedem, der ihm zu nahe kommt, abgefragt werden kann? Die kleinen Chips sind derzeit nicht so weit, dass sie wirklich sicher sind. Man kann sie zwar mit einem Passwort schützen, aber die Verschlüsselung, die zum Einsatz kommt, ist nicht die Beste (oder teils gar nicht vorhanden).

Das geben sogar die Experten zu, die diese Produkte bereits verkaufen. Sie sind zumindest auch ehrlich genug, um damit auch nicht zu werben. „Sicher“ sei der Chip trotzdem. Weil: „Es weiß ja keiner, dass man einen trägt.“ Das bedeutet in der Praxis: Derzeit wird einfach darauf vertraut, dass einem niemand zu nahe kommt. Doch eigentlich reicht es schon, wenn ein Angreifer dem Chipträger die Hand schüttelt, um das kleine Teil zu manipulieren, umzuprogrammieren und damit die Identität dieser Person austauschen.

Digitale Identität

Ausgelesen werden kann die nächste Chip-Generation aus einer Entfernung von bis zu fünf Zentimetern. Auch jetzt gibt es bereits Anwendungen, wie das Öffnen der eigenen Haustür, die mit dem implantierten RFID-Chip möglich sind. Dabei geht es vor allem um Eines: sich mit dem Chip auszuweisen. Der Chip identifiziert eine Person, wenn sie ein Haus betreten will. Oder das Auto. Die Arbeitsstätte. Ein Fitnesscenter. Den Flugsteig.

Es wird die biologische Identität mit der digitalen Identität verschmolzen. Und das ist brandgefährlich, solange es keine wirklichen Sicherheitsmechanismen gibt. Und genau darüber macht man sich – ähnlich wie beim Internet of Things – bisher viel zu wenig Gedanken. Bei aller Liebe zum Tech-Optimismus: Solange meine Identität damit gestohlen werden kann, ist dies eine Schreckensvorstellung, ein Horrorszenario. Ich verzichte auf den Chip im Körper.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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