Alles nur heiße Luft
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Nach einer Woche Gamescom-Messestress hat sich der Chef entschlossen Michael und mir etwas Entspannung zu gönnen: in einem kleinen Strohkorb, umgeben von 250 Litern hoch entzündlichen Propangas, in 500 Meter Höhe schwebend. Und damit nichts schiefgeht, war der Chef auch dabei.
Ganz uneigennützig war die Aktion natürlich nicht: Es wurden drei aktuelle Superzoom-Kameras auf ihre Ballonfahrt-Tauglichkeit getestet.
Abgehoben
Die Ballontestfahrt erfolgte im Rahmen der Ballontage Krems, der Organisator Martin Mörtinger machte die Mitfahrgelegenheit klar. Die Ballontage finden noch bis Sonntag statt.
Damit das schlechte Gewissen zwecks der kostenfreien Mitnahme nicht ganz so hart nagt, halfen der Chef, Michael und ich brav beim Aufbau des Ballons. Es ist schon eindrucksvoll, wie aus einem unscheinbaren Sack ein noch unscheinbarer Fetzen gezogen wird, der mittels eines Ventilators und Korbs in einer viertel Stunde zu einem 15 Meter hohen Ballon wird.
Gestartet wurde um 19:30, der Wind trieb uns mit etwa 37 km/h Richtung Westen. Ich erlebte die Ballonfahrt in etwa so:
Für Michael war es eher:
Auch der Chef war wohl etwas angespannt. Zumindest fragte er den Piloten, Gerhard Hobiger, beharrlich über die Gefahren, Risiken und Unfälle beim Ballonfahren aus. Gerhard Hobiger blieb aber genauso ruhig wie auch der Ballon ruhig dahinglitt. Schließlich fährt er auch regelmäßig mit dem Ballon über die Alpen - da bringen ihn nervöse Journalisten nicht aus der Ruhe.
Die Fahrt blieb störungs- und unfallfrei. Neben dem Waldviertel von oben gab es noch winkende Kinder im Pool, zwei Rehe, einen Feldhasen, zwei weitere Ballons, ein unterfliegendes Kleinflugzeug und einen hübschen Sonnenuntergang zu sehen.
Ackerlandung
Pünktlich nach einer Stunde wurde ein Acker nahe Grainbrunn als Landeplatz auserwählt. Der Korb kippte zwar bei der Landung (wie vom Piloten angekündigt), für eine spannende „I survived balloning“-Geschichte beim nächsten Fortgehen reicht das aber nicht. Ein paar Schaulustige stießen hinzu, die extra mit dem Auto auf der Straße stehengeblieben sind, um den geladenen Ballon zu bestaunen (wahrscheinlich haben sie gehofft eine Bruchlandung zu sehen).
Für die Rückfahrt (mit dem Auto) wurde die 180 kg schwere Hülle zusammengelegt, verschnürt, verpackt und zusammen mit dem 350 kg schweren Korb auf den Anhänger des Land Rover verfrachtet. Trotz fünf (teilweise) kräftiger Männer dauerte die Verstau- und Verlade-Prozedur etwa eine halbe Stunde und sorgte für schmutzige Schuhe und Hosen. Ja, die Natur ist grausam und staubtrockene Äcker stauben.
Die Taufe
Zurück am Flugfeld in Krems gab es bei der Nachbesprechung noch die Ballonfahrertaufe. Michaels geölter Bart brannte etwas zu stark, beim Chef wurde die Frisur mittels eines weißen Spritzers vor einem Flächenbrand gerettet. Da mir die Vorstellung an einer Geruchsmischung aus verbrannten Haaren und Weißwein in unmittelbarer Nähe meiner Nase nicht behagte, ließ ich die Taufe aus. Jetzt bin ich zwar offiziell kein Ballonfahrer, habe aber immerhin noch ein paar unverkohlte Haare am Kopf.
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