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Bericht

E-Wirtschaft wappnet sich gegen Cyber-Attacken

Die heimische E-Wirtschaft will sich noch besser gegen Cyber-Attacken schützen. Dazu wurde nun ein Projekt der Branche mit Regierungsstellen unter Ägide des Regulators Energie-Control abgeschlossen. In Europa sei Österreich mit solchen Planungen führend, sagte E-Control Vorstand Walter Boltz am Montag. In den USA richte sich schon jede zweite Attacke gegen die Strombranche, so Boltz.

Verletzungsgrad höher

Ziel müsse sein, dass in Österreich "alles Menschenmögliche" zur Abwehr solcher Angriffe getan werde, erklärte Boltz in einem Pressegespräch mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und dem Präsidenten von Österreichs Energie, Peter Layr. Die größten Gefahrenfelder liegen laut E-Control bei Hard- und Software, Zugriffskontrollen und Kryptographie, menschlichen Fehlern, Sabotage sowie Design und Architektur. Angesichts der digitalen Revolution sei der "Verletzungsgrad" des Stromsektors "heute viel höher als zum Beispiel vor zehn Jahren, auch international", sagte Boltz.

Bei der Einbindung aller Behörden, Firmen und Organisationen müsse "jeder seine Hausaufgaben machen", betonte Mikl-Leitner. Zugleich räumte die Ministerin jedoch ein, dass man damit "nie fertig sein" werde: "Das ist immer 'work in progress'." Da es derartige Cyber-Attacken "tagtäglich" gebe, müssten die Risiken und Gefahren immer wieder in den Vordergrund gerückt werden. Die digitale Infrastruktur sei zugleich auch eine "kritische Infrastruktur", die es zu schützen gelte, damit das Rückgrat und der Blutkreislauf des Organismus ohne Störungen funktionieren könne. Bei "Bedrohungen aus dem Cyber-Raum" gehe es um Gefährdungen für den Staat und die Menschen - durch Angriffe Einzelner, aber auch von organisierten Gruppen bis hin zu Terroristen.

Risiken ausfindig gemacht

Ziel des Projekts war laut Mikl-Leitner die Identifizierung von Risiken, die Abschätzung des Wahrscheinlichkeitspotenzials solcher Vorkommnisse und die Erarbeitung von Lösungen dagegen. Boltz zufolge wurden bei dem Cyber-Security-Projekt insgesamt 73 einzelne Risiken identifiziert und im Projektendbericht dazu konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, die nun Schritt für Schritt umzusetzen seien. Gestartet worden sei das Projekt auch vor dem Hintergrund der Debatte um die Sicherheit von "Smart Meters", den neuen "intelligenten" Stromzählern, obwohl diese "nur einen kleinen Teil zur Gesamtbedrohung liefern" würden, wie der E-Control-Vorstand sagte. In der Folge könnten die Erkenntnisse auch auf die Gas-Wirtschaft ausgedehnt werden, obwohl bei der die Situation nicht ganz so kritisch sei wie bei Strom.

"Smart Meter schärfen Bewusstsein"

Das heimische Stromversorgungs-System dürfe keine "offenen Tore" für Cyber-Attacken lassen, plädierte Peter Layr von der E-Wirtschaft-Vertretung Österreichs Energie für einen "Gleichklang in der Branche", den er derzeit noch vermisst: "Hier sind noch Hausaufgaben zu machen" - mit dem Ziel einheitlicher, guter Standards. Gerade neuen Technologien wie "Smart Meters" würden "das Sicherheitsbewusstsein schärfen". Und: Neue Technologien sollten nicht immer in einem "Hurra" auf einen Schlag implementiert werden, "hier muss umgelernt werden", sagte EVN-Chef Layr.

Für den Strom-Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) betonte Vorstandsdirektor Gerhard Christiner, man sei sich "der Risiken bewusst, die von der Digitalisierung der E-Wirtschaft ausgehen". Bei der APG werde mittlerweile "jeder Schalter von Wien aus" betätigt und nicht mehr vor Ort, alles laufe "hoch automatisiert" ab. Wegen der Einbindung in das europäische Netz arbeite man in Sachen Versorgungssicherheit intensiv mit anderen Ländern zusammen, etwa im Verband der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber ENTSOE-E.

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