Snowden soll über Wirtschaftsspionage sprechen
Snowden soll über Wirtschaftsspionage sprechen
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CeBIT-Talk

Edward Snowden: "Ich würde es wieder machen"

„Ja, ich würde es wieder machen“, sagt Snowden in einer Videokonferenz vor den Besuchern der IT-Messe CeBIT in Hannover. „Ich habe alles verloren was ich hatte, aber ich habe eine neue erfüllende Art und Weise gefunden, weiterzuleben und weiterzuarbeiten“, sagt der Whistleblower, der den NSA-Skandal im Juni 2013 ins Rollen gebracht hat.

Snowden wünscht sich bessere Bedingungen für Whistleblower, die ihre eigene Freiheit aufs Spiel setzen und mit hohen Gefängnisstrafen zu rechnen haben. Als Beispiel nennt Snowden Thomas Drake, der Dokumente an die Öffentlichkeit gebracht hat, die gar nicht als streng geheim eingestuft gewesen waren und die rückwirkend als streng vertraulich eingestuft wurden. „Das war, nachdem er als Individuum alles verloren hatte und er war ein leitender Angestellter auf hoher Ebene“, so Snowden.

Kein fairer Prozess

Snowden selbst sieht aktuell keine Grundlage für eine Rückkehr in die USA. „Ich will nach Hause kommen“, sagt der Whistleblower und frühere Geheimdienstmitarbeiter zwar. Er würde sich auch gern vor einem ordentlichen Gericht verantworten. „Aber nach aktuellen Gesetzen ist es nicht möglich, einen fairen Prozess zu bekommen“, da das Verfahren im Geheimen abliefe. Zuletzt war spekuliert worden, Snowdens Anwälte handelten gerade einen Deal aus, damit er in die USA zurückkehren könne.

An die CeBIT-Besucher appelliert Snowden: „Geheimdienste suchen nicht nach Terroristen, sondern Sie suchen nach Menschen wie Ihnen. Menschen, die Zugang zu Infrastruktur haben, Service-Providern. Sie sind das Ziel", sagt Snowden. "Deshalb brauchen wir eine durchgängige Verschlüsselung. Sie müssen unsere Kommunikation flächendeckend mittels Verschlüsselung schützen und dies für Ihre Nutzer transparent machen“, erklärt Snowden den Besuchern der IT-Messe. Auf der IT-Messe wurden von zahlreichen Unternehmen Lösungen vorgestellt, die private Kommunikation zumindest einen Hauch sicherer machen sollen.

Glenn Greenwald war auf der CeBIT Podiumsgast, Edward Snowden wurde per Videokonferenz zugeschalten.
„Wir wissen von kritischen Hacks in die Infrastruktur, von dem Eindringen in die Schlüssel vonSIM-Karten bei Gemalto.Das betrifft keine Einzelpersonen, sondern das betrifft Millionen von Menschen. Und es passiert immer öfter und öfter. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir das künftig verhindern können", sagt der ehemalige NSA-Mitarbeiter. "Es gibt außerdem keinen goldenen Schlüssel, der zulässt, dass nur die Guten alles überwachen und aufzeichnen.“

"Sie wissen alles über jeden"

Nur wenn man sich bewusst sei über das Ausmaß der Überwachung könne man vollwertige Entscheidungen treffen. „Geheimdienste wissen alles über jeden. Aber wir wussten nicht, dass sie uns beobachtet haben. Wir haben uns keine Gedanken darüber gemacht, wen wir anrufen, und wer das Gespräch mithört. Massenüberwachung verhindern kann man aber nur, wenn man sich dessen bewusst ist.“

Snowden hatte 2013 Dokumente des US-Geheimdiensts NSA an Journalisten wie Glenn Greenwald, der bei der CeBIT am Podium saß, übergeben. Damit löste er eine Welle von Enthüllungen über die ausufernde Überwachung durch die NSA und andere Dienste aus. Snowden blieb auf der Flucht in Moskau hängen und bekam von den russischen Behörden Asyl.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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