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Google genießt mehr Vertrauen als Regierungen

"Google genießt mehr Vertrauen als Regierungen"

Laut einer aktuellen Studie von Nokia Siemens Networks halten 85 Prozent der europäischen Nutzer Datenschutz für ein sehr wichtiges Thema. Drei Viertel fürchten sich vor Datenschutzverletzungen und sind daher auch bei der Angabe von Informationen sehr vorsichtig. Eine überwiegende Mehrheit (ebenfalls 85 Prozent) wünscht sich außerdem härtere Strafen bei Verstößen gegen den Datenschutz. „Das gilt quer über alle Altersschichten hinweg“, sagt Peter Wukowits, Österreich-Chef von Nokia Siemens Networks, bei der Studienpräsentation am Dienstag in Wien. Die User seien weltweit kritischer geworden.

 

Gleichzeitig fürchten immer mehr Menschen den Kontrollverlust – zwei Drittel der Befragten sind der Ansicht, dass es heutzutage unmöglich ist, die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten. Allerdings, räumt Wukowits ein, sei parallel auch der Trend zu beobachten, dass Menschen bereit sind, für entsprechende Gegenleistungen freiwillig Informationen an vertrauenswürdige Unternehmen herauszugeben. „Das ist die Grundlage für die Entwicklung neuer Anwendungen und Funktionen, die das Leben im Web der Zukunft einfacher machen werden.“

 

Hohe Sensibilität bei KreditkartenLaut der Studie gelten Banken und dahinter Telekommunikationsanbieter mit zu den vertrauenswürdigsten Gruppen. „Interessant ist aber auch: Google genießt heute ein größeres Vertrauen in punkto Datenschutz als Regierungen“, sagt Wukowits. Das bedeute, dass die Menschen, jenen, die die Datenschutzbestimmungen festlegen, kritischer gegenüberstehen, als den Firmen, die im Netz etwas anbieten.

 

Besonderen Schutz erwarten sich die Nutzer, wenn es ums Geld geht. 92 Prozent bewerten Daten zu Kreditkarten als hoch sensibel. Auch wenn es um das persönliche Einkommen geht, ist die große Mehrheit (85 Prozent) besonders vorsichtig. Persönliche Fotos erachten 83 Prozent, die persönliche Adresse 81 Prozent als schützenswert. Etwas offener geht man mit Informationen zum eigenen Beruf, Alter oder Familienstand um.

 

Tool zum IdentitätsmanagementLaut Nokia Siemens Networks liegt die Zahl der Nutzer, die bereit sind, im Gegenzug für personalisierte Leistungen ihre Daten anzugeben, aktuell bei 40 Prozent. Für TK-Anbieter sieht das Unternehmen daher durchaus Wachstumspotenziale, da sie auf Basis der persönlichen Daten „gezieltere und bessere“ Leistungen anbieten könnten. Zentrales Mittel dafür sollen Lösungen zum Identitätsmanagement werden, die Nokia Siemens Networks laut Österreich-Chef Wukowits bereits einigen Mobilfunkern präsentiert hat.

 

Davon würden sowohl die Telekommunikationsanbieter als auch die Nutzer profitieren. „Damit können TK-Unternehmen sozusagen als Identitätsverwalter für ihre Kunden auftreten, der die persönlichen Daten schützt und gleichzeitig personalisierte Angebote ermöglicht“, sagt Wukowits. Die Nutzer sollen sich über ein Portal bei ihrem Mobilfunker künftig nur noch einmal zentral einloggen und darüber sämtliche Aktivitäten im Internet verwalten können. Auch Online-Payment könne darüber abgewickelt werden.

 

„Die Nutzer erhalten völlige Transparenz“, versichert Wukowits auf futurezone-Nachfrage. Sie selbst würden entscheiden, mit welchen Accounts – beispielsweise Google oder Facebook – das „Identity Management“ verknüpft wird, welche Interessen sie von sich preisgeben und somit, welche Werbung sie darauf basierend angezeigt bekommen. „Die Nutzer müssen ihre Daten nicht mehr auf hunderten verschiedenen Seiten im Netz angeben“, erklärt Wukowits.

 

Nokia Siemens Networks in der Kritik Noch ist unklar, wann, in welcher Form und von welchem Mobilfunker es in Österreich ein solches Identitätsmanagement geben wird. Der Service sei fertig, was die TK-Unternehmen damit machen werden, könne man seitens Nokia Siemens Networks nicht sagen, da dies in der Verantwortung der Mobilfunker liege, so Wukowits. Nichts sagen will der Österreich-Chef außerdem zu der Tatsache, dass Nokia Siemens Networks einerseits den Datenschutz für Nutzer erhöhen will, gleichzeitig aber vor nicht allzu langer Zeit mit der Lieferung von Überwachungssystemen in den Iran für weltweite Kritik gesorgt hat. Dazu müsse man sich an die internationale Pressestelle wenden, heißt es auf Nachfrage der futurezone.

 

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Claudia Zettel

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futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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