H&M spionierte Mitarbeiter aus: Infos über Krebs, Blasenschwäche
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Die Vorwürfe gegen H&M sind schwerwiegend. Im Kundenzentrum in Nürnberg, das für Deutschland und Österreich zuständig ist, sollen Mitarbeiter systematisch und in umfangreichem Ausmaß ausspioniert worden sein. Von Krankheiten wie Krebs bis zur Blasenschwäche, aber auch andere sensible persönliche Informationen, wie ob jemand Eheprobleme hat und sich scheiden lassen will, wurde schriftlich vermerkt und in konzernintern offen zugänglichen Ordnern gespeichert. Der Skandal flog im Herbst des Vorjahres auf, da IT-Mitarbeiter zufällig auf die Daten stießen.
60 Gigabyte Daten ausgewertet
Nach einer umfassenden Prüfung der Hamburger Datenschutzbehörde, die aufgrund des deutschen Firmensitzes von H&M dafür zuständig ist, haben sich die Vorwürfe offenbar bestätigt. Festplatten mit 60 Gigabyte Daten wurde ausgewertet. „Das qualitative und quantitative Ausmaß der für die gesamte Leitungsebene des Unternehmens zugänglichen Mitarbeiterdaten zeigt eine umfassende Ausforschung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den letzten Jahren ohne vergleichbares Beispiel ist“, sagt Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar laut einem Bericht der FAZ.
Aufgrund der Erkenntnisse habe man sich zur Eröffnung eines Bußgeldverfahrens gegen H&M entschieden. Derzeit laufe eine Anhörung zu den Vorwürfen, für die eine Frist von zwei Wochen gesetzt worden sei. Theoretisch kann die Behörde eine Strafe von bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes verhängen. Da die fragwürdige Praxis offenbar aber nicht bei allen H&M-Standorten praktiziert wurde, könnte die Summe aber auch niedriger ausfallen. Nach Abschluss der Anhörung werde die Behörde darüber entscheiden.
H&M bedauert
Eine H&M-Sprecherin teilte der Nachrichtenagentur dpa schriftlich mit: „Wir nehmen den Vorfall nach wie vor sehr ernst und bedauern aufrichtig, dass Kolleg*innen betroffen sind.“ Man kooperiere vollumfänglich mit der Datenschutzbehörde, habe eine Reihe von Maßnahmen ergriffen und stehe in engem Dialog mit allen Kollegen. Im Dezember hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi H&M bereits vorgeworfen, Mitarbeiter eines Call Centers zur Abwicklung von Bestellungen in unzulässiger Weise ausgespäht zu haben.
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