CORONA: PK "AKTUELLES ZUM ARBEITSMARKT": GEWESSLER / SCHRAMBÖCK
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Netzpolitik

Regierung stellt KI-Strategie für Österreich vor

Die österreichische Regierung hat in Alpbach ihre Strategie zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) vorgestellt. Dabei sind zwei Sachen gleich zu Beginn besonders hervorzuheben:

  • Heikle Entscheidungen, etwa im Bereich der Verwaltung, die unmittelbare und wesentliche Auswirkungen auf Menschen haben, dürfen nicht automatisiert durch Maschinen getroffen werden, sondern nur „maschinell unterstützt“.
  • KI als Technologie soll in Österreich bewusst dazu eingesetzt werden, um CO2-Emissionen zu reduzieren und dabei mithelfen, das Ziel der Klimaneutralität 2040 zu erreichen.

Die Strategie wurden vom Digitalisierungsministerium gemeinsam mit dem Klimaschutzministerium vorgestellt und zusammen mit 160 Expert*innen erarbeitet. Als Basis dafür diene zudem die KI-Strategie, die Europa dieses Jahr vorgestellt hat, die derzeit aber noch in Arbeit ist.

Ursprünglich angekündigt war die KI-Strategie jedoch bereits 2018 noch unter Schwarz-Blau und von Schramböck und dem damaligen Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) für die Technologiegespräche-Ausgabe von Alpbach im Jahr 2019 vorgesehen. Auch Deutschland hat bereits 2018 eine KI-Strategie vorgestellt, übrigens mit klaren finanziellen Mitteln verknüpft. In Deutschland wurden Investitionen von drei Milliarden Euro und rund 100 neue Professuren bis 2025 vorgeschrieben. Diese fehlen bei der Präsentation in Österreich.

Die vorgelegte KI-Strategie sieht vor, dass vor allem hochriskante KI-Anwendungen streng reguliert werden und keine Systeme aufgebaut werden, die an ein „Social-Credit-System“ wie es in China gibt, angelehnt sind. „Wir wollen weder einen chinesischen Überwachungsstaat, noch riesige monopolartige Strukturen wie in den USA. Wir wollen eine europäische Souveränität und Wahrung des Datenschutzes ohne Abhängigkeiten von globalen Monopolen“, sagt Margarete Schramböck, Digitalministerin.

Damit KI etwa in der Verwaltung eingesetzt werden kann, will die Regierung klare Strukturen und Prozesse schaffen sowie "Leitlinien", die im Einklang mit den Grundrechten definiert werden sollen.

Forschung, Wirtschaft und Klima

In der österreichischen Strategie ist außerdem festgehalten, dass die Technologie im Einklang mit den europäischen Grundwerten wie Datenschutz und Datensicherheit eingesetzt werden und der "Mensch im Mittelpunkt" stehen soll. Deshalb sollen beim Einsatz von KI in Arbeitsprozessen auch die Sozialpartner*innen eingebunden werden. Österreich will aber auch im Bereich der KI-Forschung vorne mitspielen und ein „anerkannter Forschungs- und Innovationsstandort“ werden.

Derzeit wird KI etwa bei der Hälfte österreichischer Unternehmen bereits eingesetzt, aber vor allem Klein- und Mittelbetriebe hinken noch nach. Bei der Anwendung von KI belegt Österreich in Europa laut Aussendungen bisher den „Platz 3“. Ziel ist es, auch weiterhin ganz vorne mitzuspielen. Laut Schramböck lassen sich durch den Einsatz von KI  bis 2035 122 Milliarden Euro erwirtschaften.

Damit KI-Technologien entwickelt werden, mit denen der Klimawandel bekämpft werden kann, schüttet das Klimaschutzministerium im Jahr 2021 insgesamt 7 Millionen Euro an Fördergeldern aus. „Damit sie uns bestmöglich unterstützt, braucht es aber klare Rahmenbedingungen“, sagt Leonore Gewessler, Klimaschutzministerin.  

Als Beispiel nennt das Klimaschutzministerium etwa, dass mittels KI durchsichtige und bunte Plastikflaschen besser unterschieden werden können und das beim Recycling helfen kann. Auch Logistikrouten für das Zustellen von Paketen können mittels KI optimiert werden. „KI ist eine wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise. Denn sie bringt uns viele Lösungen. Damit sie uns bestmöglich unterstützt, braucht es aber klare Rahmenbedingungen“, sagt Gewessler.

Algorithmischer Bias

Der Regierung ist zudem bewusst, dass es durch KI häufiger zu "geschlechterspezifischen Verzerrungen" kommen kann. Diese seien bei algorithmischen Entscheidungen "besonders hoch", etwa bei Einstellungsverfahren oder Bewertungstools für Leistungen. Dem entgegenwirken möchte Österreich damit, dass bei der Entwicklung von KI der Frauenanteil unter den Entwickler*innen erhöht werden soll. Es sollen weibliche Talente besonders stark gefördert werden, heißt es.

KI soll auch generell in der breiten Bevölkerung "entmystifiziert" werden, wie es heißt. Als eines der Ziele wurde sich auch gesteckt, zur Bewusstseinsbildung beizutragen, was die Vor- und Nachteile von KI-Lösungen sind. Ein "wissenschaftlich fundierter Diskurs" soll dabei unterstützt werden, heißt es im Strategiepapier. Geplant ist auch, das Schulfach "digitale Bildung" verpflichtend zu machen. Auch an der Pädak soll es einen stärkeren "Ausbildungsfokus" geben.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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