Nächstes Piratinnenbuch ohne Kopierschutz
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Das Piraten-Vorstandsmitglied Julia Schramm war hingegen
"Jeder Käufer darf es uneingeschränkt weiterverbreiten"
Weisband wird ihr Buch, das im März erscheinen wird, als E-Book ohne Kopierschutz veröffentlichen. "Jeder Käufer sollte das Recht haben, es im Netz uneingeschränkt weiterverbreiten zu dürfen", sagte Weisband zum Nachrichtenmagazin "Spiegel". "Ich bin überzeugt, dass sich das Buch trotzdem verkaufen wird. Für gute Inhalte wird bezahlt", fügte Weisband hinzu. Der Verlag erklärte sich einverstanden damit und Weisband verzichtete deswegen auf einen Teil ihres Vorschusses.
In einem Blogeintrag schrieb Weisband am Sonntag, dass sich diese Suche nach einem Verlag, der sich darauf einlässt durchaus schwierig war: "Ich habe zwar allen Verlagen, mit denen ich telefoniert habe, angeboten, dafür auf einen Teil Vorschuss zu verzichten. Es hieß aber oft, dass das nicht machbar sei. Erst nach langer Suche wurde ich mit etwas Glück fündig, weil der Tropen-Verlag einfach cool genug war, sich darauf einzulassen."
Ganz anders gelaufen ist die Sache beim Piraten-Vorstandsmitglied Julia Schramm. Die 26-Jährige hat ein Buch namens „Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin" geschrieben, von dem zeitgleich mit der Veröffentlichung vergangenen Montag eine Kopie im Netz aufgetaucht ist. Schramms Verlag ließ diese unautorisierte Kopie aus dem Netz entfernen. Dabei macht sich die Piratenpartei seit Jahren vehement für die Legalisierung von Downloads und für freie Privatkopien stark. „Wir fordern, das nicht kommerzielle Kopieren, Zugänglichmachen, Speichern und Nutzen von Werken nicht nur zu legalisieren, sondern explizit zu fördern", heißt es im Parteiprogramm der Partei.
Doppelmoral und Heuchelei?
Dass das Buch von Schramm, bei dem es um ihre Erfahrungen im Internet geht, nun nicht frei im Netz verfügbar ist, sei daher „heuchlerisch", lautete der allgemeine Tenor der Netz-Gemeinschaft. Diese warf der jungen Piratin, die für ihr Buch einen kolportierten Vorschuss von rund 100.000 Euro bekommen haben soll, vor, eine Doppelmoral zu vertreten. Man könne nicht für Ideale eintreten, die man dann selbst nicht einhalte, so der Vorwurf. Schramm hielt sich mit ihren Reaktionen stark zurück. Sie gab lediglich zwei Interviews, sonst hieß es auf Anfrage der Medien (auch der futurezone): Es sei schon alles gesagt.
Im "Welt"-Interview räumte Schramm ein, dass sie mit dem Verlag „aggressiver verhandeln" hätte müssen. „Ich war damals sehr froh, meinen Traum, ein Buch zu schreiben, erfüllen zu können. Wahrscheinlich hätte ich darauf drängen sollen, dass das Buch im Netz für nichtkommerzielle Benutzung zugänglich ist", sagte Schramm, die sich sehr wohl ausführlich mit der Urheberrechtsthematik beschäftigt und die sich somit sehr bewusst für ihren Vertrag mit dem Verlag entschieden hat. Ob sie versucht hat, den Kopierschutz beim E-Book rauszuverhandeln, ist nicht bekannt. Weisband macht es jetzt auf jeden Fall besser und zeigt, dass man seine Ideale nicht an Bord werfen muss, wenn man ein Buch über einen Verlag veröffentlichen will.
Weisband verteidigt Schramm
Weisband selbst habe sich in der Debatte um ihre Parteikollegin Schramm bewusst zurück gehalten, ließ sie im Blogeintrag wissen. "Sowohl Julia, als auch ich, sind als Urheber in einer relativ schwachen Verhandlungsposition. Es ist schwierig, Verwertungsmodelle anzupassen. Eines der großen Ziele der Piratenpartei im Bezug auf Urheberrecht besteht genau deshalb auch darin, die Position des Urhebers zu stärken und ihm mehr Freiheit dabei zu lassen, unter welchen Konditionen er sein Werk verbreiten will", so Weisband.
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