Zwist um das Wort "ungooglebar" in Schweden
Zwist um das Wort "ungooglebar" in Schweden
© apa/Boris Roessler

Personalisierung

Österreich: Mehrheit gegen personalisiertes Web

Amazon empfiehlt uns Bücher, die unseren Geschmack treffen. Youtube schlägt uns eine bislang unbekannte Band vor, deren Stil ähnlich zu unserer Lieblingsmusik ist. Es scheint so, als ob uns das Internet immer besser kennenlernt und im Vorhinein weiß, wie wir uns entscheiden werden, bevor wir selbst es wissen. Tatsächlich speichert es reichlich Daten und verwendet diese für personalisierte Suchergebnisse und Kaufvorschläge.

Eine Studie, die die Telekom Austria Group beim SORA-Institut in Auftrag gegeben hat, kommt nun allerdings zum Schluss, dass die Personalisierung und Vorfilterung von Webinhalten zunehmend auf Skepsis bei Usern stößt - sofern diese das überhaupt aktiv bemerken.

59 Prozent: Personalisierung nicht hilfreich
“Der Personalisierung erteilen die Österreicher mehrheitlich eine klare Abfuhr. Das Internet soll keine “Echo-Kammer” sein und andere Standpunkte aussieben. Gleichzeitig fehlt es vielen Nutzern aber auch an Bewusstsein, dass es so eine Vorselektion überhaupt gibt”, so A1-Chef Hannes Ametsreiter.

Den Ergebnissen der Studie ist zu entnehmen, dass der Wunsch nach bzw. das Bewusstsein für die Personalisierung innerhalb verschiedener Altersgruppen variiert. Nur 56 Prozent der österreichischen Internetnutzer, vorwiegend Männer, unter 30-Jährige und mit Matura oder Studienabschluss, sind maßgeschneiderte Angebote überhaupt aufgefallen.

Auffallend ist, dass, obwohl dieser Dienst der Unterstützung und Mithilfe des Users dienen soll, ihn nur 9 Prozent als sehr hilfreich und rund 60 Prozent als wenig bis gar nicht hilfreich empfinden. Die Euphorie bleibt hier also offensichtlich aus. Die einzige Ausnahme bleiben Shopping-Seiten, bei denen jeder zweite unter 30-Jährige gerne Trendvorschläge erhält.

“Das Internet entwickelt sich dynamisch, aber auch individuell. Es erfordert eine gewisse Skepsis und Internet-Kompetenz, um die Personalisierung zu verstehen”, meint der wissenschaftliche Leiter von SORA, Christoph Hofinger. Um hier mehr Transparenz zu schaffen, sei es auch besonders wichtig, bereits in der Vorschule die Kinder über Risiken aufzuklären.

Weitere Fakten
Laut der Studie empfinden viele elektronische Suchmaschinen als nützlich, aber auch als fehlerhaft und überfordernd. Bloß drei Prozent geben an, allen gefundenen Informationen blind zu vertrauen. Hierbei ist zu bemerken, dass Menschen mit einem höheren Bildungsniveau (Matura oder Uni-Abschluss) öfters auffällt, dass sich mehrere Suchergebnisse widersprechen oder sie sich von zu vielen Inhalten überfordert fühlen.

Auffallend war auch, dass nur jeder Zehnte behaupten konnte, auf Web-Inhalte zu stoßen, welche die eigene Meinung hinterfragen. Ungeachtet dessen, dass zumindest eine relative Mehrheit sich differenzierte Webinhalte wünschen, beschränkt sich die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Meinung bei 90 Prozent der Befragten auf persönliche Gespräche mit Bekannten und Freunden.

Das Google-Experiment
Nach dem Motto “Ich seh, ich seh, was du nicht siehst” wurden innerhalb der Studie auch die personalisierten Suchergebnisse von 53 Teilnehmern analysiert. Dafür mussten diese die Begriffe “Euro”, “Echt” und “Zukunft” bei Google eingeben. Hier gab es schon ab dem ersten Resultat eindeutige Unterschiede hinsichtlich der Reihung. Zum Beispiel erhielten viele Männer beim Eingeben von “Euro” schon als zweiten Vorschlag einen Link zur Seite der UEFA, Frauen hingegen eher einen Finanzartikel.

Die Ergebnisse der SORA-Studie dienen unter anderem als Vorlage für den nächsten future.talk 2012, der am 9. Oktober in der Wiener Hofreitschule stattfindet. Wie sehr digitale Inhalte wirklich unsere Wahrnehmung und unser Leben beeinflussen, werden internationale Gäste wie etwa Google-Innovationskopf Jared Cohen diskutieren.

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